Kein "Wildwuchs" an Windkraftanlagen im Nationalpark

Die Energie AG hat derzeit in der Region Steyrtal/Ennstal insgesamt 22 mögliche Turbinenstandorte eingereicht. | Foto: NPK/Sieghartsleitner
  • Die Energie AG hat derzeit in der Region Steyrtal/Ennstal insgesamt 22 mögliche Turbinenstandorte eingereicht.
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BEZIRK (wey). Das Thema "erneuerbare Energie" ist in aller Munde. Experten haben im Februar 2012 einen "OÖ. Windmasterplan" erstellt, der geeignete und ungeeignete Standorte für Windräder ausweist. 60 Anlagen sollen es allein in der Nationalpark Kalkalpen Region werden. Ein knappes Drittel (18 Turbinen) würde sich allerdings in einer Ausschlusszone befinden. Betroffen ist auch das Projekt Schneeberg/Sonnkogel (Gemeinden Molln/Reichraming/Ternberg). Von den 13 geplanten Windrädern sollen gleich mehrere in der "roten Zone" stehen.
Aber nicht nur diese Missachtung des Windmasterplans erhitzt die Gemüter. Die 200 Meter hohen Anlagen liegen nur 1450 beziehungsweise 3200 Meter von der Nationalpark-Grenze entfernt. Mehrere Gutachten bestätigen die erheblichen Beeinträchtigungen von Auerwild, Schwarzstorch, Uhu und Wanderfalke sowie vieler Fledermaus-Arten, unter anderem durch die "Scheuchwirkung" der Rotorblätter.
"Die Natur ist das größte Kapital der Nationalpark-Region. Die Anlagen widersprechen dem Artenschutz. 19 Gemeinden haben mittlerweile die Nationalpark-Rahmenvereinbarung unterschrieben und erklären sich bereit, einen naturgerechten Tourismus und eine entsprechende Infrastruktur zu unterstützen", sagt Nationalpark-Direktor Erich Mayrhofer.

"Partner ignorieren Plan"
Der Energie AG des Landes OÖ. und den Österreichischen Bundesforsten - beide "Partner des Nationalparks Kalkalpen" - wird vorgeworfen, dass sie den Windmasterplan als Fachexpertise ignorieren. "Bei den Flächen handelt es sich um Gebiete, die klar außerhalb des Nationalparks liegen", sagt Bundesforste-Pressesprecherin Pia Buchner. "Die Pläne für die Windkraftanlagen samt der Flächen lagen bereits vor dem Windmasterplan vor. Erst danach wurden die so genannten Ausschluss- und Vorrangzonen festgelegt." Die Energie AG als Projektträger und -betreiber ist derzeit in zwei Gebieten tätig: im Gebiet Schneeberg/Sonnkogel und am Fahrenberg/Mittereck (Reichraming/Großraming). Michael Frostel von der Energie AG verweist auf die laufenden Prüfungen. Sowohl eine strategische Umweltprüfung als auch die anschließende Umweltverträglichkeitsprüfung sind zwingend vorgeschrieben. Seit Mai 2012 werden Windmessungen im Gebiet durchgeführt, die laut Frostel "ein ganz zentraler Punkt" sind. "Wenn herauskommt, dass etwas nicht passt, reden wir weiter. Wir halten nicht hinter dem Berg. Die Prüfungs-Ergebnisse müssen öffentlich gemacht werden."

"Tourismus lässt sich mit Windkraft vereinbaren"

MOLLN (wey). Derzeit werden die Standorte der Windräder in den Ennstal-Gemeinden und in Molln einer genauen Prüfung unterzogen. Für Mollns Bürgermeisterin Renate Rettenegger (SPÖ) spricht einiges für die Windkraft. "Am Beispiel des Tauernwindparks oder von Kötschach-Mauthen sieht man, dass Tourismus und Windkraft vereinbar sind", erklärt sie. "Windkraft steht für nachhaltige Energie, sie ist ein Beitrag zum Ausstieg aus der Atomenergie." Für die Gemeinde würden sich laut Rettenegger Einnahmen aus der nachhaltigen Energienutzung von ca. 5000 Euro pro Windrad und Jahr ergeben. Mit der Auswahl der Standorte habe man "Augenmaß bewiesen". "Schließlich soll nicht auf jedem Berg ein Windkraftrad stehen", so Rettenegger. "Die Marktgemeinde Molln bekennt sich jedenfalls zur Notwendigkeit alternativen Denkens und Handelns hinsichtlich Umwelt, Energie-und Zukunftssicherung. Die Windkraft ist ein Teil davon."

Ausführliche Stellungnahme der Energie AG:

Derzeit wird in der Region Steyr-Tal / Enns-Tal intensiv über eine künftige Nutzung der Windenergie diskutiert. Um die Diskussion zu versachlichen, nimmt die Energie AG als einer der Projektentwickler in der Region zur Sachlage Stellung.

Die Energie AG Oberösterreich bekennt sich wie bei allen ihren Projekten zu den demokratiepolitischen Grundsätzen des Unternehmens. Diese sehen vor, dass während der gesamten Projektentwicklung eine offene und ehrliche Kommunikation mit der Region, den Gemeinde und den Grundeigentümern und Anrainern geführt wird. Prämisse der Projektentwicklung ist der sorgsame Umgang mit Natur und Umwelt und die Umsetzung zum Wohle nachfolgender Generationen.

Daten und Fakten zu den Energie AG-Windprojekten:
• Projektumfang in der Region: Die Energie AG Oberösterreich ist nicht der einzige Entwickler von Windkraftanlagen in der Region. Die Energie AG hat in ihren beiden Projektstandorten zusammengefasst maximal 22 Windkraftanlagen vorgesehen. Die Detailplanungen sind erst nach Vorliegen der umfassenden Windmessergebnisse möglich.
• Standorte: Die Energie AG hat derzeit in der Region Steyr-Tal / Enns-Tal mit insgesamt 22 mögliche Turbinenstandorte eingereicht. Seit Mai 2012 werden Windmessungen durchgeführt, die exakte Daten über einen Zeitraum von einem Jahr liefern werden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen und zusätzlichen Fachgutachten werden die Projektpläne erneut überprüft.
o Standort Schneeberg / Sonnkogel in den Gemeinden Molln, Reichraming, Ternberg (bezirksübergreifend, Steyr-Land / Kirchdorf); geplant: 13 Turbinenstandorte, Projektgebiet verläuft an der Grenze Vorrangzone / Ausschlusszone des Windkraft-Masterplanes
o Standort Fahrnberg / Mittereck in den Gemeinden Großraming, Reichraming (Bezirk Steyr-Land); geplant 9 Turbinenstandorte, Projektgebiet liegt in der neutralen Zone des Windkraft-Masterplanes
Darüber hinaus ist die Energie AG im Enns-Tal bei einem weiteren Projekt technischer Partner eines lokalen Projektentwicklers.
• Windkraft-Masterplan: Der Windkraftmasterplan des Landes Oberösterreich ist eine Empfehlung des Landes Oberösterreich zur Entwicklung von Windkraftanlagen und Windparks. Die Ausweisung von Vorrangzonen und Ausschlusszonen ersetzt das zwingend erforderliche Genehmigungsverfahren aber nicht und kann auch dessen Ergebnisse nicht vorwegnehmen. Die umfassenden Untersuchungen im Zuge des Genehmigungsverfahrens ermöglichen zur allgemeinen Sicht des Masterplanes aber einen detaillierten Blick auf das Projektgebiet und sind Basis für eine fundierte Prüfung des Projektes. Im Masterplan ist unter anderem nicht berücksichtigt, ob die Topografie die Errichtung eines Windparks begünstigt, ob die Errichtung technisch überhaupt möglich ist, die Wirtschaftlichkeit gegeben ist oder ob die Grundstücke vom Eigentümer zur Verfügung gestellt werden.
• Verfahrensablauf: Die Energie AG wird von sich aus beide Projekte einer genauen und unabhängigen Prüfung durch Experten und die Behörden unterziehen und begrüßt ausdrücklich die mehrstufige, detaillierte Prüfung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens.
o Umwidmung und strategische Umweltprüfung: Mit der Flächenumwidmung wurde gleichzeitig auch eine strategische Umweltprüfung durch die jeweilige Gemeinde eingeleitet. Damit erfolgt bereits im Zuge der Flächenwidmung eine umfassende Vorprüfung der Umweltauswirkungen. Damit wird eine Konzentration von Windkraftanlagen an wenigen Standorten in der Region unter Betrachtung des Gesamtprojekts (keine „Salamitaktik“, kein „Fleckerlteppich“) möglich. Die strategische Umweltprüfung ist vorteilhaft für Gemeinde, Bürger und für die gesamte Ökologie, weil sie die optimale Berücksichtigung aller Interessen garantiert.
o Umweltverträglichkeitsprüfung: Aufbauend auf das Umwidmungsverfahren und die strategische Umweltprüfung wird bei einem positiven Ausgang eine Umweltverträglichkeitsprüfung eingeleitet. Dieses Verfahren stellt das transparenteste derzeit mögliche Genehmigungsverfahren dar, bei dem die Bevölkerung in verschiedenen Stufen in die Entscheidungen auch eingebunden wird. Im Verfahren ist eine detaillierte Prüfung sämtlicher Auswirkungen sichergestellt.
• Windenergie ist Teil der Energiewende des Landes Oberösterreich: Auch wenn ein einzelner Windpark den herkömmlich erzeugten Strom nicht ersetzen kann, so ist die Windenergie ein Baustein für das Vorhaben, das Energiesystem der Zukunft verstärkt auf die erneuerbaren Energien auszurichten.

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