Tamberg-Perchten Vorderstoder
Mit dem Schnee kommen auch die finsteren Gestalten

Für die Tamberg Perchten steht der Erhalt des Brauchtums im Vordergrund.  | Foto: Antensteiner
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Jedes Jahr um den sechsten Dezember herum startet die Perchtensaison. Ein Brauchtum mit langer Tradition. Michael Buchbauer, ehemaliger Obmann der Tamberg-Perchten aus Vorderstoder, erzählt die Hintergründe des Brauches.

VORDERSTODER. Michael Buchbauer kommt aus dem Stodertal und ist seit der Gründung des Vereins "Tamberg-Perchten" 2005 aktives Mitglied.

"Den Brauch des „Krampaln“, wie es umgangssprachlich bei uns heißt, gibt es schon seit ich mich erinnern kann. ", überlegt der 34-Jährige.

Vorwiegend seien junge Männer in den Tagen um den fünften und sechsten Dezember mit dem heiligen Nikolaus von Haus zu Haus unterwegs und besuchen die Kinder.
Grundsätzlich stammt der gesamte Brauch ohne dem Nikolaus, laut Buchbauer, aus dem Heidnischen ab. Die Menschen glaubten an Geister und Mythen. Mit Beginn des Winters werden die Tage kürzer und die Nächte länger. Der Nebel fällt ein und die Menschen hatten Angst vor den Dämonen der Finsternis. "Die Lösung darauf war so simpel als auch genial. Man verkleidete sich grässlicher als die gefürchteten Dämonen, mit Glocken und Schellen. In Kombination mit lauten Gebrüll wurde somit versucht die Geister von Haus und Hof zu vertreiben.", erzählt Buchbauer. Diese Bräuche haben bis in die heutige Zeit überlebt. Über die Jahre habe sich daraus ein Einkehrbrauch mit dem Heiligen Nikolaus, den Krampussen, Engerl und weiteren Gefährten entwickelt. 

Krampus oder Percht?

In vielen Regionen habe sich die Gestalt des Krampus mit dem Perchtenbrauchtum, den sogenannten Schiachperchten, vermischt.
"Der Name "Krampus" leitet sich von "Krampen", umgangssprachlich "Krempn" oder "krampn", ab. Das bedeutet soviel wie leblos, vertrocknet, verblüht oder verdorrt.", erklärt der ehemalige Obmann.
Die markanten Merkmale eines Krampus seien zum einen die Maske, welche menschliche Züge besitzt und nur ein Hörnerpaar hat, und zum anderen das Ziegenfell und die Glocken. In der Regel träte ein Krampus immer gemeinsam mit einem Nikolaus auf.
Die Perchten wiederum, stammen der Überlieferung nach, von der Sagengestalt Perchta ab. Die Namensherkunft lasse sich, laut Buchbauer, unter anderem auf den Bär ableiten. Typisch für den Percht sei eine übertrieben große Darstellung des Gesichts, welches tierische Züge aufweise. Zudem besäße eine Perchtenmaske mehr als nur ein Hörnerpaar und das Schaffell sei voluminöser. In Erscheinung träten die Perchten, so Buchbauer, in den Rauhnächten, um die bösen Geister von Haus und Hof zu vertreiben.
Die komplette Ausrüstung koste neu circa 2.000 Euro und würde in reiner Handarbeit von einschlägigen Produzenten hergestellt werden. Sie sei immer Eigentum eines jeden Mitglieds. Buchbauer merkt an: "Bei uns darf man ab dem vollendeten 16. Lebensjahr mitmachen. Meistens ist es dann so, dass die Jüngeren eine gebrauchte Ausrüstung von den älteren Mitgliedern übernehmen können, was wiederum viel günstiger ist. Aktuell hat unser Verein circa 25 aktive Mitglieder."

Erhalt des Brauchtums

Schwerpunkt der Tamberg-Perchten sei der Erhalt des Brauchtums, speziell um den fünften und sechsten Dezember herum. "An diesen Tagen werden die Kinder vom heiligen Nikolaus besucht und es erfolgt ein Rückblick auf das vergangene Jahr. Den Kindern Angst und Schrecken einzujagen ist nicht unsere Absicht. Vielmehr geht es darum, den Kleinen zu vermitteln, dass es Grenzen im Leben gibt und dass diese auch einzuhalten sind. Das Gespräch mit dem Nikolaus soll die Kinder anregen sich selbst zu reflektieren und sich dabei an gute und schlechte Momente im vergangen Jahr zu erinnern. Die Rute des Krampus ist keines Falls ein Mittel um jemandem Schmerzen zuzufügen. Die Birkenrute ist mit einem roten Band gebunden, welches ein Symbol für die Fruchtbarkeit ist.", erklärt Buchbauer.
Darüber hinaus nehme der Verein bei diversen Umzügen teil, um als Gruppe und Gemeinschaft aufzutreten und um die Heimat zu repräsentieren. Teilgenommen würde aber nur an organisierten Umzügen, wo klare Regeln sowohl für alle Darsteller als auch für die Besucher definiert wären. Leider würde es aber immer wieder schwarze Schafe geben, welche die Verkleidung als Freibrief sehen würden  und dann komplett hemmungslos agieren.
Buchbauer merkt an, dass es bei Auftritten wie beispielsweise am Silvestertag, auch wichtig sei, den Urlaubsgästen diesen Brauch zu erklären. Diese erfolge dann in der Regel durch einen "Ansager" oder dem sogenannten "Spruchmandl". So schaffe man eine gewisse Akzeptanz und ein Verständnis für den Brauch und die Gäste würden im Anschluss an die Vorstellung alle ein Foto für das Familienalbung oder Social Media haben wollen.

Heute zählt Michael Buchbauer schon zu den Ältesten im Verein. Mittlerweile fungiert er als Nikolaus oder "Spruchmandl" bei einzelnen Auftritten.

Für die Tamberg Perchten steht der Erhalt des Brauchtums im Vordergrund.  | Foto: Antensteiner
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