Abt Nikolaus
Predigt zum Sonntag nach Ostern aus dem Stift Schlierbach

Abt Nikolaus Thiel, Zisterzienserstift Schlierbach | Foto: Stift Schlierbach

Das heutige Evangelium berichtet vom sogenannten "ungläubigen Thomas".

Über seine Person bzw. über seine Lebensdaten wissen wir sehr wenig. Der vielleicht wichtigste und bekannteste Evangelienteil, in dem Thomas vorkommt, ist aber das heutige Sonntagsevangelium. In diesem Text wird geschildert, wie Thomas Zweifel an der Auferstehung des Herrn hat und gleichsam einen Beweis dafür fordert. Ein klares „Ich kann das nicht fassen, so etwas glaube ich wirklich nicht“. Als er dann acht Tage später die Wundmale sieht, spricht er das Bekenntnis "Mein Herr und mein Gott!" und kommt zum Glauben an die Auferstehung Jesu Christi.

Thomas ist mit seinen Fragen und Zweifeln nicht allein, nicht einmal in den Evangelien. Maria von Magdala zum Beispiel entdeckt das leere Grab, deutet es aber realistisch im Sinne von: Der Leichnam ist weggenommen worden. Auch bei Simon Petrus löst das leere Grab kein Glaubensbekenntnis aus. Selbst Maria vermeint zuerst im auferstandenen Jesus den Gärtner zu erkennen und erfasst noch nicht, was sich ereignet hat. Erst die Anrede durch Jesus öffnet ihre Augen und lässt uns erkennen, dass der Auferstehungsglaube ein Geschenk des Auferstandenen ist.

"Der Weg zum Glauben ist nicht so einfach"

Wenn wir vom ungläubigen Apostel Thomas sprechen, so hat dies in der Tradition zumeist einen schlechten oder gar negativen Beigeschmack. Irgendwie kommt er in dieser Rede nicht gut weg. Aber es gibt viele Personen in den Evangelien, die nicht so einfach zum Glauben finden. Auch für sie ist der Weg dorthin nicht einfach und es bedarf vor allem der Gabe zum Glauben durch den Auferstandenen selbst.

Ich denke, Thomas ist im Evangelium vielleicht nur einer unter vielen, der seinen ganz persönlichen Zugang zum Glauben an die Auferstehung sucht. Aber einer, in dem wir uns wiederfinden können. Wie oft hätten denn nicht auch wir gerne ein Zeichen, das uns für unseren Glauben Gewissheit geben könnte, es uns einfacher machen würde: in Momenten der Trauer, der Enttäuschung, des persönlichen Scheiterns... Da sind wir doch in guter Gemeinschaft mit Thomas. Gerade diese Evangelienstelle ist ja geschrieben für die 2. Generation, für all jene also, die nicht mehr dabei waren, die nur mehr von Zeugen hörten und erfuhren, was mit Jesus geschah, die auf das Zeugnis von Zeugen angewiesen sind, also jene Generationen nach den Aposteln bis zu uns heute.

Da ist zunächst wichtig: Jesus verstößt Thomas nicht wegen seiner Fragen und Zweifel, er kommt ihm entgegen. Es ist auch kein fester Standpunkt und kein Lehrbuch, das Thomas überreicht bekommt, sondern eine Begegnung, ja sogar eine Berührung wird ihm angeboten.

"Glauben können ist auch Gnade"

Zweifel und Glaubensnöte haben ihre Berechtigung und finden sich im Leben großer Heiliger immer wieder. Glauben können ist auch Gnade, und es ist sein Geschenk, dass aus dem Zweifel Glaube wird und unser Mühen um Glauben durch Glauben belohnt wird. Zweifel darf es geben, weil es seine Gnade gibt.

Zeichen des Auferstandenen helfen uns zum Glauben. Erfahrungen der Gottesnähe sind kostbar. Letztlich gilt uns aber das Wort „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Und wer diesen Schritt schafft, hat das Leben, so verheißen es die Evangelien.

Selig, die glauben, nicht weil sie einer Utopie nachlaufen, sondern weil ihr Leben ein wesentliches MEHR kennt, ein Magis, wie Ignatius von Loyola sagt, weil ihr Leben von einer Hoffnungslinie durchzogen wird, die am Ostermorgen ihren Anfang nimmt. Als der Auferstandene den Jüngern langsam zum Glauben verhilft mit dem Satz: „Auferstanden bin ich und immer bei euch.“ Selig jene, die sich geliebt wissen von Gott her und deshalb auch Liebe schenken können. Selig sind sie, weil ihr Leben Sinn und Ziel hat, ein Woher kennt, ein Wozu weiß und ein Wohin glaubt. Dieser Glaube aber ist nicht einfach. Um ihn gilt es sich zu mühen, zu fragen und manchmal mit ihm auch zu hadern. Möge auch uns der Auferstandene im Zeichen der Hoffnungen entgegenkommen und uns zum
Glauben führen.

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