Von Waldbrandgefahr bis zur Schädlingsvermehrung
Trockenheit stellt den Bezirk Kirchdorf vor Probleme

Bleibt es weiterhin so trocken, könnte das auch gravierende Folgen für die Landwirtschaft in der Region haben.  | Foto: Helmut Feitzlmayr
  • Bleibt es weiterhin so trocken, könnte das auch gravierende Folgen für die Landwirtschaft in der Region haben.
  • Foto: Helmut Feitzlmayr
  • hochgeladen von Martina Weymayer

In Oberösterreich herrscht seit Anfang März 2020 extreme Trockenheit. Die Grundwasserstände sind vielerorts niedrig, etliche Hausbrunnen sind trocken.

BEZIRK KIRCHDORF. Kritisch könnte die Situation für kleine Wasserversorger werden. Die Wassergenossenschaft in Neuhofen/Krems musste die Trinkwasserversorgung vor Kurzem abschalten, da die Hochbehälter leer waren. „Die Bedrohung durch den stetig voranschreitenden Klimawandel wird immer sichtbarer und die Folgen werden am Beispiel der Wasserversorgung für alle direkt spürbar. Einem der wasserreichsten Länder dieser Erde geht das Trinkwasser aus. Früher undenkbar, aber heute gibt es Familien, die am Morgen den Wasserhahn aufdrehen und es kommt kein Wasser aus dem Hahn. Daher müssen wir alle wirtschaftlichen Anstrengungen beim Wiederaufbau unseres Landes vor allem unter den Aspekt des Klimaschutzes stellen. Die Klimakrise macht vor Corona nicht halt. Die Politik darf sich der realen Bedrohung der Klimakrise trotz Corona nicht verwehren – deshalb müssen wir schon jetzt in den Kampf gegen den Klimawandel massiv investieren. Alle unsere Maßnahmen müssen krisensicher und klimafit sein“, ist sich Klima-Landesrat Kaineder (Grüne) sicher.

Peter Krottendorfer von der Gruppenwasserversorgung (GWV) Kremstal rechnet damit, dass auch die Wasserversorger im Bezirk mit niedrigen Grundwasserständen kämpfen werden. Er sagt: "Auf Grund der Investition in ein zweites Standbein im Jahre 2001 und der immer vorausschauenden Vorgangsweise der Verantwortlichen des Wasserverbandes und der stetigen Investitionen in die bestehende Infrastruktur als auch der Erweiterung derselben konnten in den letzten Jahren die ca. 8.500 Bewohner der vier Mitgliedsgemeinden Schlierbach, Wartberg an der Krems, Nußbach und Inzersdorf im Kremstal, die wasserintensiven Wirtschaftsbetriebe als auch das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Kirchdorf stets ohne Einbußen mit Trink- und Nutzwasser versorgt werden. Tagesspitzenverbräuche bis zu 2300 m³ waren vor allem während der heurigen Osterfeiertage keine Seltenheit. Auch wenn es zu keinen Einbußen bis dato gekommen ist, soll das Trinkwasser  nicht unnötig verschwendet werden. "

Neuer Hochbehälter

In der Gemeinde Pettenbach wird ein neuer Hochbehälter mit 1.500 Kubikmeter Fassungsvermögen gebaut. Investiert werden zwei Millionen Euro, er soll noch heuer betriebsbereit sein. "Parallel erstellen wir ein Projekt für einen zusätzlichen gemeinsamen Brunnenstandort mit der GWV Kremstal", sagt Bürgermeister Leopold Bimminger (ÖVP).

„Auch wenn die Corona-Krise zu einem erhöhten Wasserverbrauch geführt hat und der März niederschlagsarm war, hätte dies allein unsere Versorger vor keine Probleme gestellt. Schwankungen von einigen Metern sind bei Grundwasserkörpern mit Mächtigkeiten von teilweise 20 – 30 Metern keine dramatische Entwicklung", relativiert Wasser-Landesrat Wolfgang Klinger. "In den letzten Jahren hat sich das Nutzverhalten der Bevölkerung massiv verändert. Der Hauptgrund für die quantitativen Probleme ist wie jedes Jahr im Frühjahr die teilweise unkoordinierte und gleichzeitige Befüllung der Pools und die verstärkte Bewässerung von Grünflächen. Die Poolfüllungszeit hat sich natürlich auch auf Grund der Schönwetterphase und der Osterwoche sehr auf diese Woche konzentriert. Solche Verbrauchsspitzen bringen, wenn keine Koordinierung stattfindet, jede Anlage an den Rand ihrer Kapazitäten. Die letzten Jahre haben uns jedoch deutlich gezeigt, dass es vermehrt bei Einzelwasserversorgungsanlagen zu quantitativen Problemen kommt. Gemeinschaftsanlagen haben hier sehr selten Probleme.“  Er wirbt dafür, dass sich von der Trockenheit betroffene Hausbrunnenbesitzer zusammenschließen und störfallrobuste Gemeinschaftsanlagen errichten, sofern dies möglich ist. "Die Erfahrung zeigt uns, dass diese in der Regel keine bzw. deutlich weniger Probleme mit schwankenden Grundwasserständen haben. Das Land Oberösterreich bietet mit der Abteilung Wasserwirtschaft eine sehr gute Beratungsleistung für die Wasserversorger an“, erklärt Klinger.

Schädlinge im Vormarsch

Das Grundwassersystem hat ein langes Gedächtnis und hinkt lange hinterher. Auch wenn jetzt eine längere Niederschlagsphase einsetzt, dauert es in manchen Regionen sechs bis neun Monate, bis der Grundwasserspiegel davon profitiert. Bleibt es weiterhin so trocken, könnte das gravierende Folgen für die Landwirtschaft haben. Bezirksbauernkammer-Obmann Andreas Ehrenhuber und Dienststellenleiterin Gabriele Hebesberger dazu: "Auch im Bezirk sinken die Grundwasserstände, Brunnen müssen nachgebohrt werden. In den Gemeinden, wo es viele Schotterböden als Grundlage gibt, ist das Futterwachstum eher verhalten, zB. in Micheldorf oder in Molln. Die Trockenheit bringt zudem eine massive Waldbrandgefahr mit sich, weshalb die Bezirkshauptmannschaft die Waldbrandschutzverordnung erlassen hat." So gab es im März und April in OÖ bereits 64 Wald- und Flurbrände.

Ein ganz anderes Problem betrifft die Feldmäusepopulationen. "Sie vermehren sich bei trockenen Bedingungen stark. Speziell bei reduzierter Bodenbearbeitung, bei Feldfutter und Grünland ist die Vermehrung besonders hoch", so Hebesberger und Ehrenhuber. Auch der Schwärmflug der Borkenkäfer hat früher begonnen. Die hohen Temperaturen und die Niederschlagsdefizite im Sommer 2019 förderten dessen Entwicklung. Aufgrund der milden Temperaturen begann die Schwärmaktivität noch einmal um eine Woche früher als im bereits schwierigen Jahr 2019. Die letzte Generation ist gut über den milden Winter gekommen und fliegt jetzt aus. Die Gefahr der Massenvermehrung ist sehr hoch. „Gerade in den nächsten Wochen ist auf die frühzeitige Befallserkennung besonders zu achten. 2020 ist die gute Zusammenarbeit in der gesamten Wertschöpfungskette vom Wald über die Holzindustrie bis zu den Abnehmern von höchster Bedeutung. Im Mai werde ich einen runden Tisch einberufen. Nur gemeinsam können wir diese Situation bewältigen“, unterstreicht Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP).

Der Nationalparkbetrieb der Bundesforste stellt bislang noch keinen Schwärmflug fest. "Bei anhaltender warmer Witterung wird dieser aber spätestens in der KW18 stattfinden", erklärt Forstmeister Hans Kammleitner. "Dann werden wir, wie 2018, drei Generationen haben und einen Befall stehender Fichten, die durch die Trockenheit geschwächt sind. Günstig wäre ein Witterungsverlauf wie im Mai des Vorjahres mit wechselhaftem und kühlem Wetter. Dann würde sich der Schwärmflug nach hinten verschieben und es würden sich nur zwei Generationen entwickeln. Das bedeutet natürlich einen geringeren Befall. Bei entsprechenden Niederschlägen wären auch die Bäume besser mit Wasser versorgt und können sich damit effizienter gegen den Angreifer wehren. Schlussendlich sind die nächsten zwei Wochen entscheidend."

Schäden durch Buchdrucker und Kupferstecher

Die in Oberösterreich bedeutendsten Borkenkäfer sind der Buchdrucker und der Kupferstecher. Der Fraß der Larven und Käfer bringt den Baum meist innerhalb kurzer Zeit zum Absterben. Die Entwicklung einer Borkenkäfer-Generation dauert je nach Witterung sechs bis zehn Wochen. Die fertig entwickelten Jungkäfer schwärmen erneut aus und verpaaren sich. Ein Borkenkäferpärchen allein vermag unter günstigen Bedingungen in einem Jahr bis zu 100.000 Nachkommen auszubilden.

„Die wirkungsvollsten Borkenkäferbekämpfungsmaßnahmen sind eine saubere Waldbewirtschaftung, ein frühzeitiges Aufarbeiten und zeitgerechtes Entfernen frisch befallener Bäume aus dem Wald. Wenn die befallenen Stämme jetzt nicht aus dem Wald geräumt werden, dann steigert sich die Schadmenge bis in den Sommer enorm. Wie bei anderen aktuellen Phänomenen haben wir es auch hier mit einer exponentiellen Steigerung zu tun“ so die Empfehlung von Agrar-Landesrat Hiegelsberger. Informationen zu den Flugzeiten und Fangzahlen in den Pheromonfallen sind auf der Homepage unter www.borkenkaefer.at nachzulesen.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Kirchdorf auf MeinBezirk.at/Kirchdorf

Neuigkeiten aus Kirchdorf als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Kirchdorf auf Facebook: MeinBezirk.at/Kirchdorf - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Kirchdorf und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.