Letzter Tag der Weihnachtszeit
Was heben wir für den Alltag auf?

Abt Nikolaus Thiel vom Stift Schlierbach | Foto:  Stift Schlierbach
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Beiträge zur Weihnachtszeit von Abt Nikolaus Thiel, Stift Schlierbach

Gedanken zum 24. Dezember

Bei Taufgesprächen sagen mir Eltern immer wieder: Ein Kind verändert das Leben vollkommen. Das eigene, aber auch das derer, die diesem kleinen Kind begegnen. Manch Erwachsener wird locker, fröhlich, gelöster und zärtlicher, wenn er ein Kind erleben darf. Ein Kind verändert das Leben vollkommen.

Das gilt wohl auch für jenes Kind, dessen Geburt wir in dieser Nacht feiern. Es hat das Leben verändert. Zunächst das Leben derer, die diese Geburt erlebten Maria, Josef, das Leben der Hirten. Und allmählich verändert es das Leben von immer mehr Menschen, Menschen die diesem neuen Leben begegneten und begegnen.

Ein Kind verändert alles. Gott in einem Kind verändert grundlegend alles. Da zeigt sich, dass Gott mit uns Menschen lebt, mit uns Menschen fühlt, mit uns Menschen liebt.

Gott wird ein Kind! Das verändert den Blick des Menschen hin zu Gott. Das zeigt uns Gott als Ansprechpartner, als Gegenüber, als „Du“ als Naher und Liebender. Das ist sein Weihnachtsgeschenk an uns.

Dieses Kind verändert alles, auch die Welt, überall dort, wo es angenommen wird, dieses große Geschenk, das Gott uns in der Weihnachtsbotschaft schenkt, Friede auf Erden.
Ein Kind verändert alles, dieses Kind hat uns das Licht Gottes gebracht. Es verändert alles, auch uns in dieser Heiligen Nacht, auch uns, wenn wir das Licht bewahren für alle Nächte und Tage unseres Lebens.


25. Dezember

Was ein einziges Wort bewirken kann... Würde man mehr darüber nachdenken - manches Wort würde wahrscheinlich nie gesprochen werden! Wie viel Leid nimmt seinen Anfang oft mit einem einzigen Wort. Manchmal aber - und das ist dann eigentlich mindestens genauso tragisch - manchmal aber fehlt genau dieses eine Wort. Manche Dinge könnten ins Rollen kommen, könnten ganz anders werden, wenn nur ein einziges Wort gesprochen würde.

"Im Anfang war das Wort." Damit beginnt das heutige Evangelium. Damit beginnt die Frohe Botschaft des Weihnachtstages. Wie eine Überschrift sagt uns dieser Satz, dass zumindest ein Wort bereits gesprochen ist: das entscheidende Wort, Gottes Wort. Gott sprach und es wurde die Welt. Gott sprach, und er rief uns ins Leben, in ein Leben, das alles enthält, was für uns gut sein kann.

Und heute feiern wir in festlicher Freude: Er sandte dieses Wort zu uns, ließ es sogar Mensch werden, und er tat dies, damit wir begreifen, dass alles entscheidende, das allerwichtigste, dass genau dies bereits getan ist, ein Wort gesprochen das über allem steht - und zwar das gute Wort Gottes.

Gott sagt „Ja“ zu uns. Gott hat unter uns gewohnt - in einem wehrlosen Kind. Ich kann es riskieren, auf meinen Gegner zuzugehen und das erste Wort zu sprechen - das Wort: es tut mir leid! Ich bitte dich um einen neuen Anfang. Sein Wort verbindet Himmel und Erde, unsere Worte können verbinden, was im Streit uns getrennt. Sein göttliches Wort ist gesprochen, damit unsere menschlichen Worte nicht in Niederungen steckenbleiben.

26. Dezember

Viele von uns wünschten sich wohl in den letzten Tagen ein „frohes Weihnachtsfest“ und ich hoffe, viele haben es auch erlebt. Von Fröhlichkeit hörten wir auch im Evangelium der Heiligen Nacht. Engel kündeten froh die Geburt, die Hirten gingen froh, mit schönen Erlebnissen gestärkt in den Alltag zurück. Heute feiern wir den Heiligen Stephanus, den ersten Märtyrer der Kirche. Er musste für seinen Glauben sterben. Wurde gesteinigt von einer aufgebrachten Menge. Dass dieses Fest eines Märtyrers gleich auf den Weihnachtstag folgt, ist eigenartig – fast, als würde man bewusst die gute Stimmung stören wollen. Ich deute den Zusammenhang gerne so: Weihnachten will nicht bei einer kleinen, heilen Weihnachtswunderwelt stehen bleiben.

Trotz Weihnachten gibt es das Dunkel in der Welt, trotz der Menschwerdung Gottes fehlt viel an Menschwerdung des Menschen. Aber das Licht der Krippe leuchtet in dieses Dunkel hinein. Krippe und Kreuz sind nicht zu trennen: Weil es das Kreuz gibt, brauchen wir die Krippe, brauchen wir das Licht der Weihnachtsbotschaft, nicht nur einmal im Jahr. Stephanus war gestärkt durch seinen Glauben und konnte so manch Dunkelheit ertragen.

27. Dezember

Heute feiert die Kirche das Fest der Heiligen Familie. Jede und jeder erlebt Familie, kennt verschiedenste wohltuende und schwere Situationen. Ich möchte vier der vielen Familiensituationen herausgreifen und je einen Wunsch äußern.

Dem jungen Brautpaar wünsche ich einfach, was ein Segensgebet für die Hochzeit sagt:
Es segne euch der lebendige und gute Gott. Er lasse euer beider Leben zusammenwachsen. Treue Freunde mögen euch in Freud und Leid zur Seite stehen. Das sind schöne Worte mit einem großen Auftrag.

Die Familie mit Kindern im Kindergarten- und Volksschulalter: Ich wünsche den Eltern dieser Kinder, dass sie viel von ihren Kindern lernen:
Die aufmerksamen Augen
Die Natürlichkeit mit Gott zu reden, Kinderherzen sind offen für Gottes Wort
Den Kindern dieser Eltern wünsche ich, dass sie viel Vertrauen, Liebe und Geborgenheit erfahren

Als 3. Situation: Die Familie mit den bald erwachsenen Kindern, die sich ablösen von den Eltern.
Reibereien, versteckte und offene Tränen, Sprachlosigkeit auf beiden Seiten. Vieles von dem ist einfach normal und eine wichtige Entwicklungsphase in jedem Leben.
Den Eltern wünsche ich, dass sie weiterhin ihre Kinder lieben können. Und gleichzeitig loslassen können und den Kindern die Verantwortung für ihr eigenes Leben zutrauen.
Beiden, den Eltern und Kindern, wünsche ich, dass sie gegenseitig nicht nachtragend sind.

Und das alte Ehepaar
Ich kenne alte Paare, denen man gerne zuhört, und solche, die verbittert sind und die sich immer Vorwürfe machen, alles versäumt zu haben.
Ich wünsche dem alten Ehepaar, dass es zufrieden auf das Leben zurückschaut, sich auch mit dem Misslungenem seines Lebens versöhnt. Und dass es Platz hat im Leben der Jungen, offene Ohren und helfende Hände findet.

1. Jänner 2021

In unserer Stifts- und Pfarrkirche singen wir am Neujahrsmorgen immer als erstes Lied: „Nun Christen sind wir frohgemut, so will es Gott gefallen. Der Herr ist seinem Volke gut.“ Gerade ein Jahreswechsel macht uns nachdenklich. Was war vergangenes Jahr, was wird das kommende für mich, meine Familie, die Welt bringen? Da ist es eine hoffnungsreiche Botschaft, dass wir froh sein dürfen, weil der Herr uns gut ist.

Ich habe auch Freunden heute Nacht Glücksbringer geschenkt. Sie sind nett, aber wir brauchen sie nicht wirklich zum Glück, zum Heil und ebenso sind alle Unheilspropheten bei uns an der falschen Adresse. Was immer war, was kommen wird. Gott entgeht nichts, er geht mit auf allen Wegen in jeder Stunde. Angesichts der großen Naturkatastrophe in Asien stellen sich viele Fragen, Fragen auch an Gott. Wir dürfen dennoch daran glauben, wie es in einem Lied von Dietrich Bonhoeffer heißt: Von einem Gott so wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen. Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Wir können viele Ereignisse dieses Jahres nicht voraussehen oder voraussagen. In der Zuversicht, dass Gott uns in Jesus begleitet, dürfen wir das Jahr 2021 mit Hoffnung und froh beginnen. Ihnen allen Gottes Segen für alle Tage des neuen Jahres.

3. Jänner 2021

Es ist für mich immer ein besonderes Evangelium, das heute in unseren Kirchen verkündet wird. Die ersten Zeilen des Johannesevangeliums. Sie verkünden feierlich: Und Gott hat unter uns gewohnt. Eine großartige Aussage.

Der Schriftsteller und Existentialist Jean Paul Sartre schildert im Drama. „Bei geschlossenen Türen“ drei Menschen. Sie sind eingeschlossen unter sich. Nur auf sich angewiesen, ohne Hoffnung auf Veränderung ohne Hoffnung auf Hilfe. Die drei merken schnell: Das ist die Hölle.

Unser christlicher Glaube sieht das Menschsein anders. Wir sind nicht allein, nicht nur auf uns selbst angewiesen nicht ohne Hoffnung, nicht ohne Zukunft. Unser Leben ist keine Sackgasse, die in Sinnlosigkeit endet, kein Labyrinth, das uns gefangen hält. Es gibt Dunkel, Angst und Sorgen. Es gibt Katastrophen, kleine und große und unglaubliche, wie wir sie derzeit auch an vielen Orten erleben. Keine Frage. Aber in das Dunkel unseres Lebens und unserer Zukunft fällt ein Strahl des Lichtes, das damals den Hirten erschien, ein Strahl des Lichtes, das die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe führte.

Weihnachten zeigt uns: Wir sind nicht allein, sind nicht unter uns, Gott wohnt unter uns, ist ansprechbar, ist liebend nahe. Wir sind nicht mehr hilflose Gefangene unserer eigenen Probleme, Ängste und Sorgen. Da ist einer, der heißt Immanuel, Gott mit uns.

6. Jänner 2021

Im Pfarrhof war es jährlich ein Trubel, wenn an den Tagen vor dem 6. Jänner eine große Schar von Kindern und Jugendlichen sich umziehen um Sternsingen zu gehen. Und eine Freude, wenn sie zurückkommen. Müde und voller Begeisterung. Heute ist das Fest der Erscheinung des Herrn, Dreikönigstag. Was taten die drei Magier von denen die Heilige Schrift heute im Evangelium berichtet?

Sie begannen zu suchen. Brachen auf aus der gewohnten Umgebung. Sie irrten dabei nicht heillos herum. Sie folgten dem Stern und kamen durch gute Führung zum Ziel, zur Krippe. Dort erkennen sie - eigentlich unvorstellbar- im dem Kind den Retter, den Messias, das Heil der Welt. Sie bringen Geschenke. Aber wohl kehren sie viel reicher als Beschenkte wieder zurück.

Unsere Kinder haben in diesen Tagen auch von diesem neugeborenen Kind gesungen und an vielen Haustüren Freude verbreitet. Richtig, diese Botschaft von Weihnachten muss weiter erzählt und gesungen werden. Immer wieder. In ihr liegt die Kraft zur beständigen Freude. Und die Kinder haben für Projekte in armen Ländern der Welt gesammelt. Christ sein heißt auch teilen und Verantwortung für andere übernehmen.

10. Jänner 2021

Ich kenne Menschen, die mit Weihnachtspapier sehr sorgfältig umgehen. Sie falten es zusammen und verwahren es an einem besonderen Ort. Heute ist der letzte Tag der Weihnachtszeit. Da stellt sich für mich die Frage, was bleibt vom jährlichen Weihnachtsfest. Was heben wir für den Alltag auf?
Ich denke an die Hirten im Stall von Bethlehem. Sie waren wohl überwältigt von ihrem Erlebnis, aber kehrten auch in den Alltag ihres schweren Hirtendaseins zurück. Ich vermute, das Erlebnis in Bethlehem war für sie unvergesslich für das ganze Leben.
Unvergesslich von Weihnachten kann uns bleiben, die Gewissheit, dass Gott in Jesus Mensch wurde, um unser Leben zu teilen. Immanuel wird er genannt, der „Gott mit uns“ gerade im Alltag unseres Lebens. Gott ist mit uns und bei uns was immer kommt, wo immer uns der Lebensweg hinführt. Ihm ist nichts unbekannt und fremd. Gottes Lichtstrahl hat die Welt erhellt und ist nicht auszulöschen in keiner Dunkelheit der Welt. Diese Gewissheit kam mit Weihnachten in die Welt und kann uns bleiben auch nach Weihnachten. Es ist schön, diese Überzeugung aufzubewahren und ihr einen besonderen Platz in unserem Leben zu geben, so wie dem alten Weihnachtspapier.

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