Bürgerinitiative gegen Biomasse-Heizwerk
"Wir fühlen uns überrollt"

Die Bürgerinitiaive führte eine Protestaktion durch. Weitere sind geplant. | Foto: Bürgerinitiative
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Eine Bürgerinitiative protestiert gegen ein geplantes Biomasse-Heizwerk in der Gemeinde Micheldorf. Durch den Bau wird ein deutlicher Anstieg der Feinstaubbelastung, eine Verschlechterung der Luft und damit ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Bewohner befürchtet.

MICHELDORF (sta). In der Nähe des Ortszentrums von Micheldorf ist das neue Biomasse-Heizwerk geplant, allerdings gibt es dazu Widerstand aus der Bevölkerung. Eine Bürgerinitiative sieht die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet und fordert sofortigen Stopp des laufenden Bauvorhabens.
"Wir leben alle gerne in Micheldorf, aber wir fühlen uns durch die Entscheidung der Gemeindeverwaltung, nahe dem Ortszentrum Grünland in Bauland-Sondergebiet 'Heizkraftwerk' umzuwidmen, überrollt. Es fehlt an Transparenz und Bürgerbeteiligung. Wir fürchten durch den Staub unter anderem einen deutlichen Anstieg der Feinstaubbelastung und eine Verschlechterung der Luft", sagt Ursula Forster.
Bürgermeister Horst Hufnagl dazu: "Bionahwärme ermöglicht den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen im öffentlichen Bereich. Wenn man unsere Gemeinde betrachtet, ist sie eingebettet in den nachwachsenden Rohstoff Holz. Was wäre naheliegender als die Möglichkeit eines Standortes für das Micheldorfer Ortszentrum zu schaffen? Diese Meinung vertrat auch der Gemeinderat." Der Obmann der Betreibergemeinschaft, Gerhard Weinberger, sagt: "Mir ist es wichtig, dass unsere Micheldorfer land- und forstwirtschaftlichen Betriebe ihr Holz lokal verwerten können. Die Wertschöpfung bleibt somit bei uns in der Region. Das Heizwerk wird mit der neuesten Technik ausgerüstet. Aus diesem Grund werden die Befürchtungen der Bürgerinitiative nicht eintreffen."

Für eine geringere CO2-Belastung

Micheldorfs Energie- und Umweltberater Herbert Petter ergänzt: "Seit 2012 beschäftige ich mich mit dem Thema Biomasse-Nahwärme in Micheldorf. Im Arbeitskreis Energienetzwerk Micheldorf beschäftigten wir uns mit verschiedenen Varianten, die eine Umsetzung dieses Projekts möglich machen. Solch ein Projekt ist für das Erreichen einer geringeren CO2-Belastung sehr wichtig und soll die Verwertung unserer in der Region nachwachsenden Rohstoffe ermöglichen." Beinahe jede Gemeinde des Bezirks nutzt Biomasse-Nahwärme. "Durch diese Anlagen wurde die Schadstoffbelastung vermindert. Auch in Micheldorf ist diese positive Entwicklung zu erwarten, da der Standort durch die Nähe zu den Verbrauchern günstig gewählt wurde und sehr viele veraltete Anlagen ersetzt."

Zementwerk mit Überschuss

Genutzt werden könnte das neue Biomasse-Heizwerk auch vom Zementwerk Kirchdorf. Werksleiter Christian Breitenbaumer sagt dazu: „Wir haben bis zu 50 Megawattstunden (MWh) pro Tag an überschüssiger Abwärme zur Verfügung, die ungenutzt in den Kamin gelanget. Das betrifft natürlich vor allem die bedarfsschwächeren Monate von April bis Oktober. Das bedeutet einen Verlust an Energie, die eigentlich effizient genutzt werden sollte. Durch eine Erweiterung des bestehenden Fernwärmenetzes Richtung Micheldorf könnte CO2-neutrale Wärme eingespeist, sowie CO2-Emissionen eingespart werden.“ Auch die Energie AG OÖ ist in vielen Bereichen der erneuerbaren Energie tätig und forciert den Ausbau. "Das Projekt in Micheldorf ist uns bekannt und wurde von uns begutachtet. Aus heutiger Sicht ist das Projekt für uns nicht wirtschaftlich und wir sehen von einer Beteiligung ab", heißt es aus der Konzernzentrale.

Die Forderungen der Bürgerinitiative sind:
1. Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses der Marktgemeinde Micheldorf vom 12. 9. 2019 betreffend die Umwidmung des Flächenwidmungsplans.

2. Sofortiger Stopp des laufenden Bauverfahrens.

3. Beschluss zur Einleitung von öffentlichen Informationsveranstaltungen sowie Durchführung einer Bedarfserhebung auf dem gesamten Micheldorfer Gemeindegebiet zum Thema „Raus aus Öl und Gas – Umstieg in erneuerbarer Energie“.

4. Beschlussfassung für eine sofortige Veranlassung einer längerfristigen (mind. 2 Jahre)
Auftragsmessung der Micheldorfer Luftqualität durch das Land OÖ., Abteilung Umwelt;

5. Beschlussfassung auf Einführung einer Bürger-Fragestunde vor jeder Gemeinderatssitzung.

6. Beschlussfassung einer Absichtserklärung, dass die Micheldorfer Gemeindeverwaltung in Hinkunft bürgerfreundlicher und besser als Auskunfts- und Servicestelle arbeiten soll.

7. Beschlussfassung des Gemeinderats, dass in Hinkunft vor der Durchführung geplanter Projekte, deren Auswirkungen eine größere Anzahl von Gemeindebewohner betreffen, verpflichtend eine öffentliche Bürger-Versammlung durchgeführt wird.

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