Pettenbach: Der Volksschule am Magdalenaberg droht das Aus

SPÖ-Vizebürgermeisterin Julia Laßl möchte die Schule am Magdalenaberg zusperen | Foto: Staudinger
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PETTENBACH (sta). In Pettenbach gibt es zwei Volksschulen: eine im Ortskern und die zweite vier Kilometer außerhalb des Zentrums. Die Volksschule am Magdalenaberg ist seit dem Schuljahr 2012/13 einklassig. Alle vier Schulstufen werden von nur einer Lehrkraft unterrichtet. Derzeit sind es 21 Kinder, aber die Prognosen für die nächsten Jahre liegen unter 20. "Die Schule muss geschlossen werden. Sie soll in einen Gemeindekindergarten umgewandelt werden. Wir brauchen dringend Platz für die Kinderbetreuung. Die Schüler können problemlos auch in der Schule im Ort untergebracht werden", sagt SPÖ-Vizebürgermeisterin Julia Laßl. "Der Kindergarten im Ort platzt aus allen Nähten. Ab Herbst benötigen wir eine achte Gruppe, die zu betreuenden Kinder werden mehr. Ein weiterer Aspekt für die Schließung ist die Tatsache, dass die Schule renovierungsbedürftig ist. Für die Beschaffung von Betreuungsplätzen von Kindergartenkindern werden vom Land sicher eher Mittel freigemacht werden als für eine Schulsanierung", so Laßl.

ÖVP-Bürgermeister Leo Bimminger bestätigt, dass die Kindergartenplätze in den nächsten Jahren nicht ausreichen werden. "Es gibt schon intensive Überlegungen über verschiedene Standorte. Auch der von der SPÖ angeführte Lösungsvorschlag ist denkbar. Unverständlich ist für mich jedoch die Vorgangsweise, über die Medien einen solchen Vorstoß zu machen. Land und Gemeinde sind gefordert, Standort- und Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen."

Für Vizebürgermeister Rudolf Platzer von der FPÖ ist der Schulstandort Magdalenaberg aus demographischen, aber auch aus pädagogischen Gründen nicht mehr haltbar. "Wir müssen unseren Kindern die besten Ausbildungsmöglichkeiten bereitstellen. Wenn vier Schulstufen in einer Klasse unterrichtet werden müssen, dann kann diese Ausbildungsqualität sicher nicht gewährleistet werden." Landesrätin Doris Hummer: "Die Schule am Magdalenaberg ist mit klassischen Herausforderungen einklassiger Volksschulen konfrontiert. Es ist daher sinnvoll, über eine Zusammenführung mit der Volksschule Pettenbach nachzudenken."

Leo Bimminger, ÖVP-Bürgermeister:
"Die erst kürzlich in Pettenbach durchgeführte Befragung von Eltern mit Kindern bis 3 Jahren ergab, dass wir in den nächsten Jahren neben der Betreuung durch unsere Tagesmütter einen Bedarf von mind. 14 Krabbelstubenplätzen haben. Gleichzeitig wurde uns durch die Kindergarteneinschreibung bekannt, dass die derzeit vorhandenen Kindergartenplätze im kommenden Jahr nicht ausreichen. Die Geburtenstatistik belegt, dass in den nächsten Jahren dieser Bedarf auch nicht abnimmt. Die Gemeinde ist also gefordert nicht nur eine kurzfristige Übergangslösung zu finden, wie es zB durch Unterbringung in Container oder Adaptierung anderer Räumlichkeiten üblich ist, sondern eine langfristige Lösung durch Errichtung einer Krabbelstube sowie einer weiteren Kindergartengruppe anzustreben. Dazu gibt es auch schon intensive Überlegungen über verschiedene Standorte und mehrere Möglichkeiten der Finanzierung, wie zB eine vom Land geförderte Kooperation mit der Gemeinde Steinbach/Ziehberg. Dazu habe ich bereits um einen Vorsprachetermin bei Frau LRin Hummer angesucht.
Auch der von der SPÖ angeführte Lösungsvorschlag ist denkbar. Unverständlich für mich ist jedoch deren Vorgangsweise und Hintergrund, über die Bezirksmedien einen solchen Vorstoß zu machen. Um die optimale Lösung zu finden, sind Land und Gemeinde gefordert Standort- und Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen und eine professionelle Variantenuntersuchung unumgänglich"

Rudolf Platzer, FPÖ-Vizebürgermeister:
"In erster Linie ist aus pädagogischen und demographischen Gründen den Schulstandort Magdalenaberg nicht mehr haltbar. Erst danach und sicherlich nicht vermeidbar stehen die Sicherheit und der finanzielle Aspekt am Prüfstein.
Wir wollen, nein wir müssen, unseren Kindern die beste Ausbildungsmöglichkeit bereitstellen. Gerade die ersten Lern- und Lebenserfahrungen prägen Menschen für immer. Wenn heute einklassig 21 Kinder in vier Schulstufen unterrichtet werden müssen, dann kann diese Ausbildungsqualität sicherlich nicht gewährleistet werden. Noch vor Schuljahresbeginn wurde von der damaligen Schulpädagogin der Umstand aufgezeigt, dass die fehlende Lehrzeit eben durch die Eltern aufzubringen ist. Versuchsmodelle mit 2 Schulstufen in einer Klasse mögen für manche vernünftig erscheinen, jedoch glaube ich, dass man durch eine regelmäßige Zusammenarbeit mehrere Klassen dies auch erreichen könnte. Jüngere werden von älteren Kindern lernen, Ältere von Jüngeren kaum, ausgenommen einen sozialen Umgang. Der jährliche Lernstoff und das Lernziel fordert zumeist die gesamte Aufmerksamkeit. Bis dato haben wir für ca. 4,5 Mio EUR einen Teil unserer Schule saniert. Weitere Maßnahmen sind geplant. Damit schaffen wir eine zeitgemäße Infrastruktur für unsere Schüler und Lehrkörper. Voraussetzungen, welche wir am Standort Magdalenaberg nie erreichen werden. Jeder Vorschlag einer weiteren Nutzung des Gebäudes ist willkommen. Bedenken sollten wir jedoch bereits erwähnt, die demographische Entwicklung. Heute benötigen wir eine achte Kindergartengruppe. Ist dies auch noch so in 5 bis 10 Jahren? Ein Ausbau sollte gut überlegt werden, damit wir später nicht Leerräume erhalten müssen. Es gibt mehrere Varianten um Spitzenbedarfe abdecken zu können. Daran arbeiten wir.
Wir haben heute eine sehr kostengünstigste und gut funktionierende Kindergartenorganisation. Ein zusätzlicher Standort oder ein Gemeindekinderkarten sind weitaus die teuren Lösungen. Dazu gibt es genügende Erfahrungswerte. Also bis zu einer endgültigen Entscheidung gibt es noch viel Diskussionsbedarf".

Doris Hummer, ÖVP-Bildugslandesrätin:
"An der Volksschule Magdalenaberg wird derzeit eine Klasse geführt, in der eine Lehrerin Kinder aus vier Schulstufen unterrichtet. Die VS Magdalenaberg ist mit klassischen Herausforderungen einklassiger Volksschulen konfrontiert. Es ist daher sinnvoll, über eine Zusammenführung mit der Volksschule Pettenbach nachzudenken. Generell ist zu sagen, dass jeder Schulstandort individuell hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit geprüft wird. Dabei werden immer auch allfällige Nachnutzungsmöglichkeiten und Umsetzungsbegleitung seitens des Landes OÖ unterstützt bzw. angeboten. Pettenbach hat offenbar einen Bedarf nach einer Krabbelstube. Mit der Gemeinde Steinbach am Ziehberg wurde aus diesem Anlass ein Kooperationsprojekt erörtet. Pettenbach sieht dafür verschiedene Standorte als geeignet an (ob damit möglicherweise auch der Standort der VS Magdalenaberg in Frage kommt, ist gegenüber dem Bildungsressort des Landes OÖ bislang noch nicht konkretisiert worden). In der Gemeindevorsprache sind daher die Finanzierungsmöglichkeiten für ein Kooperationsprojekt, Standortwahl und zeitliche Abstimmung zu besprechen".

Schüler werden weniger in den Volks- und Hauptschulen
Aufgrund der demographischen Entwicklung in Oberösterreich ist seit dem Jahr 2002 ein Rückgang von über 20 % an Schüler/innen in Volks- und Hauptschulen zu verzeichnen. (siehe PK-Unterlage "Schulorganisationsreform" vom 8. März 2013.)

Das war auch der Anlass, warum sich OÖ im Zuge der Verwaltungsreform - einstimmiger Beschluss im politischen Lenkungsausschuss der Oö. Landesregierung vom 4.7.2011 - dazu entschlossen hat, Kriterien für eine Reform der Schulorganisation festzulegen. Diese Kriterien stellen eine Leitlinie für die zu prüfenden Schulstandorte (Klein- und Doppelstandorte) dar.

1. Alle Doppelschulstandorte bis 20 Klassen in eine Schule zusammenführen.
Da diese Doppelstrukturen heute nicht mehr erklärbar sind, aber vor allem doppelte Infrastrukturkosten und doppelte Verwaltungskosten bedeuten. Hier kann in Zukunft um das gleiche Geld mehr geschaffen werden - das ist auch das Ziel.

2. Kleinstschulen bis 20 bzw. 30 Schüler/Innen einer Evaluierung unterziehen
(Kriterien sind: Entwicklung der Schülerzahlen, Erreichbarkeit, Schulstruktur der Region)

Jeder betroffene Standorte wird individuell nach diesen Kriterien evaluiert wird. Die Projektarbeitsgruppe analysiert jeden einzelnen in Betracht kommenden Schulstandort, um mit den schulerhaltenden Gemeinden die weiteren Umsetzungsschritte festlegen zu können.

Bei der Reform der Schulorganisation geht es um die Sicherstellung der bestmöglichen Bildung der Kinder (pädagogische Nachteile des altersgemischten Unterrichts in Kleinstschulen; bessere Ausstattung der verbleibenden Schulen) und einen verantwortungsbewussten Einsatz von Steuergeldern.

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Foto: amixstudio/stock.adobe.com
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