Die Last nicht ganz allein tragen
400.000 Österreicher leiden an Depressionen. Nicht nur für sie ist die Zeit um Allerheiligen oft schwierig.
KIRCHDORF (wey). "Besonders herausfordernd wird es, wenn man ein schweres Schicksal erlebt hat oder Angehörige zu früh verstorben sind. Dann sind diese Tage gefürchtet“, sagt Psychologin Sigrid Sperrer aus Kirchdorf. Seelische Verstimmungen können zur Depression führen und im schlimmsten Fall sogar in Selbstmordgedanken gipfeln. Daher sollte man sie nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern aktiv etwas dagegen unternehmen.
Trauercafé
Eine Möglichkeit, sich mit anderen in einem geschützten Rahmen auszutauschen, ist das Trauercafé des mobilen Hospizes des Roten Kreuzes. Das nächste Treffen findet am 18. November in Kirchdorf statt (siehe Kasten rechts). Oft bringen die Trauernden nicht die Kraft auf, wieder so etwas wie Alltag zu leben. Sie haben zwar das Bedürfnis, über ihren Verlust zu sprechen, möchten dies ihrem vertrauten Umfeld aber nicht zumuten.
Das Trauercafé ist ein Ort, an dem man Menschen trifft, die Ähnliches erlebt haben. Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen des mobilen Hospizes kann man noch einmal innehalten, den erlittenen Verlust betrauern, Gefühle ansprechen sowie Trost und Kraft finden. Eine ausgebildete Trauerbegleiterin steht auch außerhalb des Trauercafés zur Verfügung.
Die nächsten Trauercafés finden am Samstag, 18. November, und am Samstag, 16. Dezember, jeweils von 14 bis 16 Uhr, im Gebäude des Roten Kreuzes in Kirchdorf an der Krems statt. Die Teilnahme ist vertraulich und kostenlos. Wenn gewünscht, kann man von daheim abgeholt werden. Um kurzfristige Anmeldung unter Tel. 07582/63581-25, 0650/6422110 oder per E-Mail an ki-hospiz@o.roteskreuz.at wird gebeten.roteskreuz.at
Letzte-Hilfe-Kurs
"Das Schweigen durchbrechen und in der Hilflosigkeit Stärke entwickeln" will auch das Institut für Thanatologie in Linz mit den "Letzte-Hilfe-Kursen". Ab Ende November finden sie regelmäßig im Petrinum in Linz statt. Die Kurse können aber genausogut in Gemeinden, Firmen und Vereinen vor Ort veranstaltet werden. Trauertherapie wollen sie keine sein, sondern vielmehr praktisches Wissen und Aufklärung rund um den Tod vermitteln. Warum er die Letzte-Hilfe-Kurse anbietet, erklärt der Initiator Martin Prein: „Einerseits, weil wir selbst unmittelbar durch einen Todesfall betroffen sein können, und andererseits, damit wir Mitmenschen, die einen schweren Verlust betrauern, begegnen können.“ Die Kurse geben außerdem Antworten auf zahlreiche Fragen rund um den toten Körper. Prein: "Im Trauerfall kann es wichtig sein, darüber Bescheid zu wissen. Man gelangt zu mehr Selbstbestimmung und kann Mitmenschen mit Rat zur Seite stehen." Ein großer Teil dreht sich um den Umgang mit Trauernden im eigenen Umfeld, von der Nachbarin bis zum Arbeitskollegen. „Die Frage, was man zu ihnen sagen soll, löst eine große Unsicherheit in uns aus“, weiß der Psychologe. „Der Kurs ermutigt dazu, trauernden Mitmenschen trotz eigener Unsicherheiten unser Da-Sein anzubieten.“
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