Nikolaus, komm zu mir nach Haus‘

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Die Kleinen sind rund um den Nikolaustag die Größten. Immer schon wurden zu seinem Namenstag die Kinder beschenkt. Früher war es üblich, einen Teller vor die Türe zu stellen („Dann stell ich den Teller auf, Nikolaus legt gewiss was drauf“), heute ist es Brauch, dass der Nikolaus zu Besuch ins Haus kommt.



KREMSMÜNSTER (mach): „Ich erlebe immer wieder, dass die Kinder ganz ehrfurchtsvoll sind, wenn sie mich sehen. Das sind schöne Momente“, erzählt Gerhard Bergmair. Gerhard ist ein Profi im Nikolo-Geschäft. Seit nunmehr 15 Jahren schlüpft der Mathematikprofessor um den 6. Dezember herum in sein langes rotes Gewand und zieht in der kalten Dezembernacht von Haus zu Haus. Die Eltern legen dem bärtigen Mann die Geschenke vor die Türe, zusammen mit ein paar Informationen über ihre Kinder, dann klopft er an und ist mitten drin in den festlich dekorierten Wohnzimmern der Menschen. „Als Nikolaus ist man für kurze Zeit Teil der Familie“. Die Kinder schauen ihn mit großen Augen an, mit der Mitra auf dem Kopf ist er eine erhabene Erscheinung. „Um das Vertrauen der Kinder zu bekommen, spreche ich sie freundlich an und setze mich zu ihnen“, so der Rauschebart. Die ganz Schüchternen suchen erst einmal Rückendeckung bei ihren Eltern, die Neugierigen halten stolz den Bischofsstab. Dieser war ursprünglich ein Hirtenstab als Symbol für den guten Hirten, der sich um seine Schäfchen kümmert – wie der Nikolo um die Kinder. Gerhard Bergmair spielt die Rolle mit Haut und Barthaar – das ist nicht echt und sehr weich, er lässt die Kinder daran zupfen. „Ein heruntergespultes Programm reicht nicht aus, man muss auf die Kinder eingehen“. Pauli greift zur Trommel, Klein-Gabriel zu seiner Plastikgitarre, „lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freun! Lustig, lustig, tralalarala! Bald ist Niklausabend da“ – auch in anderen Familien wird der Gesang mit Gitarrenklängen untermalt.

Man sieht Kaya, Alisia, Lean und den anderen Kleinen an, dass sie noch an den Weihnachtszauber glauben. Der Nikolaus blättert in einem Bilderbuch und erzählt die Kornlegende. Vor der Bescherung greift der Bischof von Myra zu seinem goldenen Buch mit dem Kreuz. Darin steht etwa, dass Elias ein ganz Tüchtiger ist, Valentin der Mama immer beim Betten machen hilft und Miriam Mathematik als Lieblingsfach hat. Gerhard: „Es sollte nicht in ein Sündenregister umgewandelt werden. Der Heilige Nikolaus straft nicht“. Daher waren in Kremsmünster Ketten rasselnde und bockfüßige Krampusse nie die höllischen Begleiter des Nikolauses. Das berühmte Schnuller mitgeben ist nicht mehr im Trend, "ich hatte da schon eine ganz schöne Sammlung", schmunzelt der Nikolaus. Spätestens wenn der bärtige Geschenkebringer dann die gut gefüllten Tüten mit Schokolade und Süßigkeiten verteilt, haben die Kinder alle Scheu verloren. Die Vorfreude und das Glück, ein Sackerl überreicht zu bekommen, sind Gefühle, die man bis ins Erwachsenenalter nicht vergisst. „Darum stelle ich mich gerne in den Dienst dieser Tradition“, so Gerhard Bergmair.

Seine Kollegen und er besuchen im Durchschnitt je fünf Familien am Nikolaustag, Geld nehmen sie für ihr Engagement nicht, doch können die Familien eine Spende abgeben, die die Pfarre für einen wohltätigen Zweck verwendet, „das Leuchten in den Kinderaugen ist aber der schönste Lohn“.

Nach der Tour sitzen die Nikoläuse und ihre Chauffeure g’miatlich im Pfarrheim bei einem köstlichen Schweinsbraten zusammen und erzählen sich Anekdoten. Vom Nikolaus, der seinen VW im Schneegestöber schieben musste und zu spät zu den Familien kam und vom Buben, der jetzt zu wissen glaubte, wer die Frau des Nikolaus ist – es war aber seine Fahrerin. Der Fahrer Josef Kraml wurde heuer vom Nikolaus-Organisator Franz Obernberger besonders geehrt. Zu seinem 25er-Jubiläum bekam er einen silbernen Nikolaus und eine Urkunde überreicht.

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