FPÖ Micheldorf demontiert eigenen Vizebürgermeister
Christian Hartwagner hat genug: Parteiaustritt nach internen Streitigkeiten und Misstrauensantrag.
MICHELDORF (sta). Der Haussegen in der Micheldorfer FPÖ hing schon länger schief, nachdem Vizebürgermeister Christian Hartwagner von seiner Fraktion nicht zur Bürgermeisterwahl als Kandidat aufgestellt wurde. Daraufhin versagte Hartwagner dem FPÖ-Kandidaten Patrik Reiter jegliche Unterstützung – für seine Parteifreunde wohl ein untragbarer Zustand. Sie legten ihm einen Rücktritt nahe. Hartwagner dachte aber nicht daran, so kam es zu einem Novum. In der Gemeinderatssitzung am 17. Mai wurde der ehemalige Bezirks- und Ortsparteiobmann von seiner eigenen Partei als Vizebürgermeister und Umwelt-Ausschussobmann abgesetzt und Patrik Reiter als neuer Vizebürgermeister angelobt.
"Fühle mich von Freunden verraten"
Hartwagner erklärte daraufhin den Austritt aus der Partei. "Ich war seit 1997 im Gemeinderat tätig. Heute habe ich einen negativen Höhepunkt erlebt. Ich werde aber lernen damit umzugehen, dass man von Menschen verraten wird, von denen ich geglaubt habe, dass sie Freunde sind Das Angebot, als Gemeinderat weiterzuarbeiten, kommt für mich nicht in Frage. Ich werde daher ab sofort die Zusammenarbeit mit der FPÖ beenden und aus der Partei austreten. Ich habe die Landespartei bereits über diesen Schritt informiert. Ich bleibe aber unabhängiger Gemeinderat in Micheldorf."
Damit ist die Micheldorfer FPÖ künftig nur mehr mit sieben anstatt wie bisher acht Gemeinderäten vertreten. Patrik Reiter, der neue Spitzenkandidat der Micheldorfer Freiheitlichen, zum eingebrachten Misstrauensantrag im Gemeinderat: "Eine weitere Zusammenarbeit war einfach nicht mehr möglich." FPÖ-Gemeinderätin Susanne Buchmann stößt ins selbe Horn: "Hartwagner hat mit seinem Vorgehen einen Sturm entfacht. Wir müssen das Schiff wieder in ruhigere Gewässer führen. Eine weiteres Miteinander war auf dieser Basis nicht möglich." Hartwagner kontert: "Mich für das katastrophale Ergebnis bei der Bürgermeisterwahl verantwortlich zu machen, ist lächerlich. Auch wenn es stimmt, dass ich Reiter nicht unterstützt habe, habe ich ihm damit wenigstens die Gelegenheit gegeben, sein wahres Wählerpotenzial kennenzulernen." Reiter bekam am 22. April lediglich 207 von den abgegebenen 2.839 Stimmen – das sind 7,43 Prozent.
Überrascht von den Turbulenzen in der FPÖ, der mit dem Parteiaustritt ihres ehemaligen Flaggschiffes gipfelte, zeigte sich auch SPÖ-Bürgermeister Horst Hufnagl. Er sagte: "Ich akzeptiere die Entscheidung der FPÖ und auch die von Christian Hartwagner, bei dem ich mich für die gute Zusammenarbeit im Gemeinderat bedanken möchte." Angelobt als neuer Vizebürgermeister wurde neben Reiter auch Werner Radinger von der SPÖ.
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