Wenn das eigene Klo zum "Tatörtchen" wird
Sommerzeit ist auch Wasserzeit. Gerade jetzt, wenn es draußen schön warm ist, zieht es viele zum Wasser hin. Zum Baden, Sport treiben oder einfach zum Relaxen.
WARTBERG. Doch sauberes Wasser ist nicht selbstverständlich - der Schutz unserer Flüsse und Seen beginnt im stillen Örtchen. Nach dem Motto „Aus den Augen – aus dem Sinn“ scheint für viele die Sache nach dem Hinunterspülen erledigt. Aber ihr Handeln hat oft weitreichende Konsequenzen: Häufig lösen Fremdkörper in der Kanalisation Verstopfungen aus, die ganze Pumpwerke außer Betrieb setzen.
Für Geschäftsführer Karl Braunsberger und sein Team von der Kläranlage Wartberg/Krems ist das Ganze kein Spaß: „Vielen Menschen ist vielleicht gar nicht bewusst, dass generell Abfälle im WC nichts zu suchen haben. Unsere Kanalisation und die Kläranlagen sind keine Mülleimer“. Betriebsleiter Franz Mayr ergänzt: „Unsere Abwasseranlagen können mit dem herkömmlichen Toilettenpapier gut umgehen. Doch Abfälle wie Feuchttücher, Tampons, Wattestäbchen usw. wickeln sich um die Laufräder in den Pumpen, die dann stehen bleiben.“ Die Säuberung dauere dann stundenlang. „Pumpe ausbauen, in ihre Einzelteile zerlegen, reinigen, wieder zusammenschrauben und einsetzen – das ist ein geruchsintensiver Knochenjob“, erklärt der Betriebsleiter.
„Feuchtes Papier im Klo macht keine Kläranlage froh!“
Für den Klärfacharbeiter „rote Tücher: die nach Aloe Vera oder Kamille duftenden Feuchttücher aus reißfestem Vlies. Anders als gewöhnliches Toilettenpapier lösen sich diese nicht im Wasser auf. „Viele Hersteller drucken auf der Verpackung Abspülbarkeit drauf, aber das Problem ist, dass die Tücher sich nicht zersetzt haben, bis sie bei uns ankommen“, sagt der Abwasserprofi. Doch wohin mit den feuchten Tüchern? „Benutzte Vliesprodukte gehören in den Hausmüll“, so Mayr, „der Kosmetikeimer sollte praktischerweise neben der Toilette stehen“. Neben den Feuchttüchern bereiten auch Küchenabfälle, Katzenstreu und Haare Probleme. Lange Haare verbinden sich zu ekligen Zöpfen und verstopfen die Pumpen der Klärwerke.
Allerlei Müll in den Rechen
Die Rechen der Kläranlage fischen allerlei Müll aus dem Abwasser, „wir haben hier durch Zufall bei Reparaturen auch schon Skurriles entdeckt: ein Gebiss und einmal einen Ehering“, schmunzelt Franz Mayr, „die Besitzerin konnte ausfindig gemacht werden.“ Solange nur der Ring und nicht die Ehe den Bach runtergegangen ist, kein Problem! Nach der mechanischen Reinigung durchläuft das Wasser mehrere Klärbecken. In den beiden Belebungsbecken ernähren sich „Milliarden von Mitarbeitern“ vom Schmutz im Abwasser - Bakterien mit lustigen Namen wie Pantoffeltierchen und Nacktamöbe. Apropos nackt und Pantoffeln: Auch die Endprodukte lustvoller Beschäftigungen – Kondome und Zigarettenstummeln - gehören nicht in das WC. „Außer Toilettenpapier gehört nichts in die Toilette, was nicht vorher den menschlichen Körper durchlaufen hat“, bringt es der Facharbeiter auf den Punkt. Das Klo als Müllschlucker: Das ist nicht nur für die Abwasserprofis ein Ärgernis, sondern auch für die Gebührenzahler, „sie müssen Reparaturen und Abfallentsorgung mitbezahlen“.
Kläranlage seit 1989 in Betrieb
Die Kläranlage in Wartberg ist seit 1989 in Betrieb. Hier wird das Abwasser von acht Gemeinden gereinigt. Die abgeschiedenen organischen Stoffe sind wertvoller Biomüll, sie kommen in Faultürme. Das entstehende Faulgas dient zum Heizen und für die Stromerzeugung. Im Labor der Kläranlage werden ständig die Werte des gereinigten Wassers gemessen. War das Abwasser zu Beginn trüb und undurchsichtig, ist es am Ende wieder klar und kann in die Krems abgeleitet werden. Weitere Infos unter: www.rhv-obk.at
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