"Gipfelkreuze" - Tyrolia-Buch
Mahnmale auf den Bergen

Das Jakobskreuz am Gipfel der Buchensteinwand ist eines der im Buch beschriebenen Gipfelkreuze. | Foto: Bergbahnen Pillersee
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  • Das Jakobskreuz am Gipfel der Buchensteinwand ist eines der im Buch beschriebenen Gipfelkreuze.
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Die spannendsten Gipfelkreuze der Alpen samt Hintergrundstorys in neuem Tyrolia-Buch.

TIROL/BEZIRK KITZBÜHEL (niko). Sie sind Mahnmale für Kriegsopfer, Monumente von Bergdramen, Manifestationen von Volksglauben, Gelübden und Glück. Manche Gipfelkreuze wurden von Friedhöfen geholt, aus Flugzeugtrümmern und Werkstattschrott gebastelt, von eigenwilligen Künstlern geschaffen.

Zwei Jahre lang hat Autor Hans-Joachim Löwer in den Alpen recherchiert, welche Motive und Schicksale, welche Botschaften und Bräuche, welche politische und private Rivalitäten in den Gipfelkreuzen stecken. Er erzählt die 100 faszinierendsten Geschichten, die zum großen Teil bislang völlig unbekannt sind. Am Corno di Cavento etwa, wo vor 100 Jahren der Gebirgskrieg tobte, zieren Soldatenhelme die Arme des Kreuzes; für die Schönfeldspitze im Steinernen Meer schuf Anton Thuswaldner aus Kaprun eine „Pietà“ in Kreuzesform.
Der Leser streift durch 200 Jahre europäische Geschichte. Er trifft auf Erzherzog Johann oder Papst Leo XIII. und erfährt, dass der Gemeinderat von Wackersberg in Oberbayern 1933 auf dem Heigelkopf ein Hakenkreuz aufstellen ließ.

Traunspitzl

Eines von zwei Gipfelkreuzen aus dem Bezirk ist jenes am schwer zugänglichen Traunspitzl in den Loferer Steinbergen. Drei Freunde aus dem PillerseeTal haben am Berg, der nie überlaufen ist, das Kreuz errichtet: Metallbauer Josef Valenta hatte die Idee, Peter Adelsberger kannte das Gelände, Adi Stocker ist Glasesigner. Gemeinsam schufen sie ein Kreuz der besonderen Art. Bemalte Glasplatten wurden mit Gießharz zusammengefügt und geschnitten; dieses 15-Kilo-Kreuz wurde zwischen zwei Pfosten aus Nistostastahl gehängt; in einen Tragbalken wurde ein literarischer Text geschnitten. "Einen respektvollen Umgang mit der Natur" solle das Kreuz signalisieren. Die Freunde trugen das Kreuz "ehrenhaft zum Gipfel" – in aller Stille.

Jakobskreuz

Ideengeber für das rund 30 Meter hohe Jakobskreuz, das einzige begehbare Gipfelkreuz der Alpen auf der Buchensteinwand, war Touristiker Toni Wurzrainer. Seine Inspiration dazu fand er am Jakobsweg in Spanien. Bauen wollte er das riesige Kreuz aus Dankbarkeit, dass er "den Weg nach innen fand". Sechs Jahre dauerte es, bis er in St. Jakob in Haus im PillerseeTal, am Jakobsweg gelegen, mit den Bergbahnern Paul Günther und GF Manfred Bader Partner zur Umsetzung seiner Idee fand. Diese fand Zustimmung, aber im Ort auch Ablehnung. Letztlich brachte eine Volksbefragung eine Zwei-Drittel-Mehrheit pro Kreuz. Es wird gebaut. 120 Tonnen Stahl werden mit 40.000 Lärchenschindeln verkleidet. Rund zwei Millionen Euro betragen die Baukosten (finanziert aus Eigenmittel der Bergbahn, Fremdkapital, Landes- und EU-Förderungen).

Heute ist das Jakobskreuz weithin sichtbar und zu einem Markenzeichen der Region geworden. Im Sommer besuchen rund 50.000 Menschen diesen stillen Ort, der in seinen vier Querarmen Räume für Seminare und auch Hochzeiten bietet. Im Winter besuchen bis zu 15.000 Leute das Kreuz. Von innen nach außen oder auf den fünf Plattformen im Freien in luftiger Höhe genießt man das Panorama mit Steinbergen, Wildseeloder, Spielberg, Kitzbüherler Horn, Wildem Kaiser – bis hin zu den Hohen Tauern.

Hans-Joachim Löwer: Gipfelkreuze. Träume, Triumphe, Tragödien. Die 100 faszinierendsten Gipfelkreuze der Alpen und ihre Geschichten. 336 S., Tyrolia 2019, ISBN 978-3-7022-3752-3, 29,95 Euro.

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