Erika Pluhar - die Vielseitigkeit in Person

Erika Pluhar nahm sich vor ihrem Auftritt in Kitzbühel Zeit für's Bezirksblätter-Interview.
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  • Erika Pluhar nahm sich vor ihrem Auftritt in Kitzbühel Zeit für's Bezirksblätter-Interview.
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Eine Frau hat etwas zu sagen
Serie "Gesichter mit Geschichte"

KITZBÜHEL/WIEN. Gespräch mit Erika Pluhar bei der Lesung aus ihrem neuen Buche „Gegenüber“ im Casino Kitzbühel.

Kinder spielen gerne Verstecken. Auch die kleine Erika versteckte sich oft ... im Bombenbunker, exakt nach den Spielregeln des Krieges. Das war ein böses, und kein Kinderspiel. Über ihre Ängste, Träume und Phantasien, die das heranwachsende Mädchen in dieser schrecklichen Zeit begleitet haben, schrieb Erika Jahrzehnte später ein wunderschönes Buch: „Am Ende des Gartens“ - Erinnerungen an eine Jugend.
Umso glücklicher und geschützter fühlte sie sich in der Schule, nachdem der Frieden wieder eingekehrt war. Dort tauchte die fleißige Schülerin in die Welt der Bücher ein und verliebte sich für immer und ewig in die klar geregelte, doch charmant-präzise deutsche Sprache, die auch viel Raum für Witz und Wortspiel bietet. Ihr erstes selbst geschriebenes Märchen wird auf der Schulbühne inszeniert und gespielt. Und das Spielen ist Erikas Leidenschaft: ob auf der Theater- oder später der Musikbühne, oder bei unzähligen Film- und TV-Produktionen, die die schöne Österreicherin im deutschsprachigen Raum bekannt und beliebt machen.

Talent entdeckt

Bereits während ihrer Studienzeit an der Wiener Akademie für Musik und Darstellende Kunst wird ihr facettenreiches Schauspieltalent entdeckt und anerkannt. „Ich hatte großes Glück, schon als Studentin am Burgtheater spielen und mich weiterentwickeln zu dürfen. Die 40 Jahre meiner 'Beziehung' mit meiner 'Heimatbühne' bescherten mir anspruchsvolle Rollen und viele Fans. Ich hatte immer die Wahl, was ich spiele, ein Privileg, das junge Schauspieler am Anfang ihrer Karriere nur selten haben, und die alles annehmen müssen, was ihnen angeboten wird.“

"Sie waren zweimal verheiratet, in der zweiten Ehe mit dem berühmten Allround-Talent André Heller. Man sagt oft, dass zwei Künstler in der Familie einer zuviel sind?!"
„Ich kann weder gut kochen, noch ist die Rolle einer Hausfrau wirklich für mich geschrieben worden. Ich wusste mir immer meinen persönlichen Lebensraum sorgfältig zu bewahren. Wenn zwei leidenschaftliche Künstler zusammenkommen, kann es natürlich auch krachen, was übrigens auch in jeder Ehe vorkommen kann. Die Beziehung mit André hat mir seinerzeit zu meiner Gesangskarriere verholfen. Er wollte unbedingt, dass ich mit ihm zusammen eine LP aufnehme. Den Versuch war es wert! Unser spontanes Musikprojekt kam beim Publikum so gut an, dass ich einfach weitergesungen habe. Als ich dann anfing, auch noch meine Liedertexte selbst zu schreiben, wollte es mir keiner glauben. Im Theater habe ich gerne die Sprache der Klassiker, wie zum Beispiel Hoffmann, Tschechow und Calderón, gesprochen. Auf der Musikbühne wollte ich nun Ich selber sein, um all das, was mich bewegt und beschäftigt hat, nach außen zu reflektieren“, so die selbstbewusste, reizvolle Erika-Sängerin. Ihre Begeisterung für das geschriebene Wort entfaltete sich weiter: Ihre Texte wurden länger, die Inhalte tiefer, packender, spektakulärer.

Neue Rolle


1981präsentiert sich Erika Pluhar in einer völlig neuen Rolle. Sie veröffentlicht ihr erstes Buch mit dem Titel “Aus Tagebüchern” im Taschenbuchformat, dem damaligen „Spezialformat“ für Schriftstellerinnen, im Gegensatz zu den Schriftstellern, die sich in größeren Formaten austoben konnten. Wie zum Erfolg verurteilt, findet die junge Autorin rasch ihre Leser-Community. Es sind inzwischen mehr als zwei Dutzend Bücher von ihr erschienen. Viele ihrer treuen Leser der neuen Generation wissen gar nicht, dass sie früher eine glanzvolle Schauspielerin war. Doch ihre Lesungen lassen es ahnen, sie sind wie eine One-Woman-Show: fesselnd, spannend und gekonnt.
Ihr neues Buch „Gegenüber“ ist eine rührende, sehr intime Geschichte über eine 80-jährige Frau, die auf der Suche nach Versöhnung mit ihrem Altwerden ist. Vielleicht ist es ein Lehrbuch für uns alle, denn Altwerden lässt sich nicht vermeiden.

„In knapp zwei Jahren feiern Sie Ihren 80. Geburtstag. Was ist Ihr Geheimnis des unverschämt jugendlichen Aussehens und Ihrer vulkanartigen Lebensenergie?"
„Ich habe viel erlebt und habe gelernt, für alles, was ich in meinem Leben bekommen habe, einfach dankbar zu sein. Ich habe gelernt, die Trauer nicht zu ignorieren und nicht zu versuchen, vor ihr zu flüchten, sondern diese durch mein Herz 'durchschmerzen' zu lassen – und danach zu verabschieden! Ich habe gelernt, die Glücksmomente des Daseins in meiner Seele zu speichern, und vor allem die Gegenwart bewusst wahrzunehmen und zu genießen. Wie zum Beispiel heute, bei der Fahrt von Kärnten nach Kitzbühel, genoss ich den Anblick der schönen Berge, vom goldenen Herbstgewand umarmt. Meine Lebensenergie beziehe ich aus dem Leben“, so die Perle in der Kulturkrone Österreichs – die "Vielseitige" namens Pluhar.

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