Verzweiflungstat mit Sprengstoff-Attrappe - Geldsorgen als Tatmotiv

Der Großeinsatz der Polizei in Erpfendorf nahm ein unblutiges Ende. Der Täter handelte offenbar aus Verzweiflung. | Foto: ZOOM.Tirol
  • Der Großeinsatz der Polizei in Erpfendorf nahm ein unblutiges Ende. Der Täter handelte offenbar aus Verzweiflung.
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ERPFENDORF (elis). Die Geiselnahme und der Banküberfall in Erpfendorf wurden von den Einsatzkräften beendet. Wie Tirols Polizeichef Helmut Tomac der Presse am Nachmittag mitteilte, ging um 9.27 Uhr bei der Polizei die Anzeige ein, nach der die Raika in Erpfendorf überfallen wurde. Wenig später wurde die Polizei von der Geiselnahme in der Filiale informiert und auch darüber, dass Sprengstoff im Spiel sei.
Das löste einen über die Landesgrenzen hinausgehenden Großeinsatz der Polizei aus, an dem Spezialeinheiten aus Österreich und Bayern beteiligt waren.

Verhandlungsgruppe Erpfendorf

Eine eigene Verhandlungsgruppe unter der Leitung von Johannes Strobel führte am Freitag seit den Vormittagsstunden intensive Verhandlungen mit dem 28-jährigen Mann, der in der Raika Erpfendorf eine Geisel gefangen hielt. Bei der Geisel handelte es sich um einen 32-jährigen einheimischen Taxilenker.
Die Verhandlungen konnten bereits 25 Minuten nach dem Bekanntwerden des Überfalles beginnen. Telefonischer Kontakt mit dem Täter und auch der Geisel wurde hergestellt. Der Mann, der, so die erste Analyse der Polizei, aus Verzweiflung gehandelt haben soll, sprach dabei von Sprengstoff in der Filiale und einem Sprengstoffgürtel, den er der Geisel angelegt habe.
„Das war ein atypisches Bild, mit dem wir konfrontiert waren. Es war die Verzweiflungstat einer Person, die eine Kurzschlusshandlung gesetzt hatte“, so der Einsatzleiter Edelbert Kohler.

Erpfendorf evakuiert

Während bereits die Verhandlungen mit dem Täter liefen, wurden die Bewohner in Erpfendorf in Sicherheit gebracht.
Der Kindergarten, die Volksschule und einige Wohnhäuser wurden evakuiert.Feuerwehr und Rettung sorgten für die Verpflegung vor Ort. 26 Objekte wurden von den Einsatzkräften geräumt und 74 Personen in Sicherheit gebracht.
Dabei, so die Einsatzleitung, waren die Gemeinde und auch der Bürgermeister sehr hilfreich.
Über 200 Polizisten standen im Einsatz, 6 Hubschrauber, 60 Mann der Kobra und ein Sondereinsatzkommando aus Deutschland sorgten schließlich für ein unblutiges Ende der Geiselnahme.

Geldsorgen - Täter handelte aus Verzweiflung

Wie sich am Samstag aus den Untersuchungen der Polizei ergab, hat der 28-jährige Einheimische wohl erhebliche Geldsorgen und aus diesem Grund den Banküberfall schon länger geplant. Der Taxifahrer, ein Bekannter des Täters, wurde von diesem unter einem Vorwand zu sich nach Hause gerufen. Bereits dort nahm er ihn als Geisel und ließ sich von diesem zur Bank fahren.
Er betrat mit dem Taxifahrer die Filiale der Bank und forderte die Angestellten auf, die Bank zu verlassen.
Diese jedoch konnten vorher noch die Notruftaste in der Filiale betätigen.
Der Mann sperrte sich mit seiner Geisel in der Bank ein.
"Er wurde von hohen Schulden gequält", so der Chef des Landeskriminalamtes, Walter Pupp. Während seiner Tat hatte der Mann bereits einen höheren Geldbetrag in eine Tasche gepackt und wollte einen Fluchtwagen bestellen.
Dass der Täter aus Verzweiflung handelte, dessen sei man sich relativ sicher.
Um 15.30 Uhr schließlich war das Drama beendet. Die Polizei konnte den Geiselnehmer von der Aussichtslosigkeit seiner Tat überzeugen. Die Geisel wurde freigelassen und wenig später ergab sich auch der Täter. In der Bank wurden Sprengstoffattrappen, eine Weste gefüllt mit Steinen und eine Softgun sichergestellt.
Nähere Hintergründe der Tat will das Landeskriminalamt am Samstag bekanntgeben.

Platter dankt Einsatzkräften

Mit Erleichterung, aber vor allem großen Dank reagierte Tirols Landeshauptmann Günther Platter heute auf die unblutige Auflösung der Geiselnahme in einer Bank in Erpfendorf in Tirol. "Der heutige Polizeieinsatz hat gezeigt, wie vielseitig der Aufgabenbereich unserer Exekutive ist. Mit besonderem Verhandlungsgeschick der Einsatzkräfte konnte zum Glück Schlimmeres verhindert werden", zeigt sich LH Platter erleichtert.

Mehr dazu:Banküberfall in Erpfendorf

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