Bauernsterben: Groß wird größer, klein muss weg

Investoren kaufen Land in Schwellen- und Entwicklungsländern und bewirtschaften es mit Monokulturen. Die Ernte geht in den Export, der einheimischen Bevölkerung wird die Lebensgrundlage genommen. | Foto: Grafik: Land schafft Leben
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  • Investoren kaufen Land in Schwellen- und Entwicklungsländern und bewirtschaften es mit Monokulturen. Die Ernte geht in den Export, der einheimischen Bevölkerung wird die Lebensgrundlage genommen.
  • Foto: Grafik: Land schafft Leben
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TIROL/BEZIRK KITZBÜHEL (elis). "In Industrieländern wie Österreich nimmt die landwirtschaftlich genutzte Fläche ab. Dafür entstehen immer mehr Straßen und Gebäude. Im Jahr 1961 waren 49 % der Landesfläche Österreichs landwirtschaftlich genutzt, heute sind es nur mehr 38 %. Auch die Bauern werden immer weniger", warnt der Verein "Land schafft Leben" in einer Aussendung in Bezug auf aktuelle Statistiken zum Thema "Bauernsterben".

Grüner Bericht 2016

Der "Grüne Bericht 2016" des BMLFUW (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft), der die Statistischen Daten der Agrarstrukturerhebung 2016 zusammenfasst, sieht das ähnlich - differenziert aber.
"Gemäß den Daten der Statistik Austria sank die Betriebszahl gegenüber der
letzten Agrarstrukturerhebung 2010 (Vollerhebung) um 4 %. Der Betriebsrückgang setzt sich somit weiter fort, hat sich jedoch etwas verlangsamt. Wurden 1995,
also im Jahr des EU-Beitritts Österreichs, noch 239.099 Betriebe ermittelt, so reduzierte sich diese Anzahl seitdem um 72.782 (–30 %). Seit 2003 ging die Anzahl
an Betrieben um 24.065 (bzw. 13 %) oder rund 2.400 Betriebe pro Jahr zurück.
Die österreichische Landwirtschaft ist nach wie vor eher klein strukturiert; dennoch hält der Trend zu größeren Betrieben an", liest man hier.
Zusammengefasst bedeutet das: Das "Bauernsterben" hat sich seit dem EU-Beitritt Österreichs verlangsamt, ist aber nach wie vor ein Problem. Große Betriebe setzen sich durch, kleine sterben aus.

Auch bei der Tierhaltung sei der Trend zu größeren Betrieben zu beobachten: "Wurden 1995 im Durchschnitt 20 Rinder auf einem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb gehalten, so nahm die Herdengröße seitdem kontinuierlich auf 29 Rinder pro Betrieb zu. Eine noch rasantere Entwicklung zeigt der Schweinesektor: Hier hat sich der durchschnittliche Bestand seit 1995 von 35 auf 103 Tiere fast verdreifacht", so der Bericht des Landwirtschaftsministeriums.

Weniger landwirtschaftliche Flächen

Ackerflächen und Grünland weichen oft Straßen und Gebäuden, so der Verein "Land schafft Leben" weiter. Dabei wäre Österreich in manchen Bereichen bereits überdurchschnittlich versorgt. Kein anderes Land in Europa habe so viel Verkaufsfläche. Auf einen Einwohner kämen in Österreich 1,8 Quadratmeter Verkaufsfläche im Einzelhandel, in Deutschland 1,46 Quadratmeter. Mit 15 Meter Straßenlänge pro Kopf liege Österreich auch in dieser Statistik im europäischen Spitzenfeld. Von 2011 bis 2014 wurden im Schnitt 20 Hektar pro Tag für Bauprojekte verbraucht. Das entspricht der Fläche von 28 Fußballfeldern.

Täglich sieben Milchbauern weniger

96 % der Agrarfläche in Tirol sind Dauergrünland. In Bergregionen zahle sich die Bewirtschaftung steiler Hänge für viele Landwirte nicht mehr aus. Die für alpine Täler typische Kulturlandschaft mit einer Mischung aus Grünland- und Waldflächen verschwinde nach und nach. Seit 1990 gaben täglich sieben Milchbauern die Landwirtschaft auf. Dafür würden die verbleibenden Höfe immer größer.

Bodenverdichtung durch Maschinen

Die zweitgrößte Gefährdung für landwirtschaftliche Böden wäre laut Andreas Baumgarten von der AGES, der Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit, die Verdichtung - das Zusammendrücken von Erde vor allem durch schwere Landmaschinen. "In den vergangenen Jahrzehnten kauften die Bauern immer größere Landmaschinen. Dadurch wurden Böden teilweise zunehmend verdichtet. Auch im Grünland ist Verdichtung ein Problem. Im Unterschied zu Ackerflächen können Wiesen nicht gelockert werden, will man das Gras nicht zerstören", so Baumgarten.

Infos:
http://www.landschafftleben.at/hintergruende/flaechen-und-boeden
https://gruenerbericht.at/cm4/jdownload/download/2-gr-bericht-terreich/1650-gb2016

Investoren kaufen Land in Schwellen- und Entwicklungsländern und bewirtschaften es mit Monokulturen. Die Ernte geht in den Export, der einheimischen Bevölkerung wird die Lebensgrundlage genommen. | Foto: Grafik: Land schafft Leben
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