Wörtherseetrasse
Anrainer befürchten politische Alibi-Aktionen
Anrainer fordern Weichenstellung, um Güterverkehr im Zentralraum Kärnten in Schranken zu weisen. Pörtschacher und Krumpendorfer Initiativen haben breites Spektrum an Forderungen, um Bahnlärm zu reduzieren.
KRUMPENDORF/PÖRTSCHACH. Der im Winter so ruhige Wörthersee kommt nicht zur Ruhe – genauer gesagt machen Anrainer aus den Gemeinden Krumpendorf und Pörtschach gegen den Bahnlärm mobil. Wie die WOCHE in der vergangenen Ausgabe berichtet hat, nimmt sich die Politik des Themas Bahnlärm an der Wörthersee-Trasse an. Das Land Kärnten unter Sebastian Schuschnig hat in der letzten Landesregierungssitzung 1,5 Millionen Euro für den Lärmschutz von Anrainern entlang der Bahnstrecke zugesichert. So weist der Lärmschutz aktuell mehrere Lücken auf, bei den Bahnübergängen Leonstain und Pritschitz. Jetzt müssen angrenzende Gemeinden rasch reagieren, denn ab März sind Einreichungen von Projekten für den Lärmschutz möglich.
"Werden vertröstet"
"Nach wie vor donnern tonnenschwere Güterzüge mit mehr als 90 Dezibel durch dicht besiedelte Städte und Ortszentren", sagt Christoph Neuschneller, Obmann des Vereins "Stopp Bahnlärm" aus Pörtschach am Wörthersee. Der Verein macht seit Jahren Politik und Öffentlichkeit auf die Thematik aufmerksam und begrüßt, dass Agenden von den Entscheidungsträgern teilweise aufgegriffen werden. Was "Stopp Bahnlärm" aber auch deutlich feststellt: Die Umsetzung der Lärmschutzmaßnahmen erfolgt zu langsam. "Wir Anrainer werden Jahr für Jahr vertröstet, leider wurde noch zu wenig umgesetzt."
Tempo drosseln
Eine erste Forderung des Vereins: Tempo 50 im Stadt- und Ortsgebiet und an besonders neuralgischen Punkten. "Was im Auto- und LKW-Verkehr seit Jahrzehnten ein absolutes und unumstrittenes Selbstverständnis ist, wird seitens des Schienenverkehrs völlig ignoriert. Diese Forderung könnte man insofern entschärfen, indem man Tempo 50 nur jenen Güterzügen verordnet, die die Lärmschutzgrenzwerte der WHO nicht einhalten", sagt Neuschneller. Eine weitere Forderung: Lärmschutz, der den aktuellen technischen Standards entspricht und die WHO-Grenzwerte einhält. Zudem werden mehr Lärmmessstellen gefordert, diese sollen auch transparent für alle im Internet sichtbar sein. "Stopp Bahnlärm spricht sich dezidiert für die Trasse, die über Moosburg führt, aus. Die größte Befürchtung der Bürgerinitiative: Dass von der Politik "Alibi-Aktionen" gesetzt werden, die keine Verbesserungen bringen, den Steuerzahler viel Geld kosten.
"An Zukunft denken"
In Krumpendorf macht der Verein Lebenswertes Krumpendorf auf die Thematik aufmerksam. "Personenzüge sind kein Thema, es sind die älteren Güterzüge, die ins Gewicht fallen, für massive Erschütterungen sorgen", sagt Obmann Walter Pöschl, der als direkter Bahnanrainer aus Erfahrung spricht. Der Verein spricht sich für eine untertunnelte Umfahrung des Güterverkehrs aus. "Man muss jetzt die Weichen stellen, zukunftsweisende Investitionen tätigen und mit der Planung beginnen", sagt Pöschl.
In einem Punkt gehen beide Vereine d'accord: Gegen den Personenverkehr haben sie nichts, im Gegenteil: Dieser soll auch für die Zukunft erhalten bleiben. Die Vereine hoffen auch auf den Bund, der in dieser Sache die wichtigen Entscheidungen trifft. Pöschl, der auch erstmals für die Grünen in Krumpendorf bei den Gemeinderatswahlen antritt, will BM Leonore Gewessler, die im Februar nach Krumpendorf kommen wird, auf die Bahn-Thematik ansprechen.
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