"Ich bin nicht wehleidig"
Pörtschachs scheidender Bürgermeister Franz Arnold zieht Bilanz und äußert seine Wünsche für Pörtschach.
PÖRTSCHACH (vp). Ab heute, Mittwoch, ist Franz Arnold mit der konstituierenden Sitzung des Pörtschacher Gemeinderats offiziell nicht mehr Bürgermeister - nach zwölf Jahren im Amt. Mit der WOCHE blickt er zurück.
WOCHE: Ein Rückzug bei Amtsverlust stand für Sie fest. Warum?
ARNOLD: Ich habe so viele Jahre gearbeitet und will ein bisschen Zeit für die Familie, auch für meine zwei Enkel, aufbringen. Ich hatte kaum Urlaub. Auch die Gesundheit ist ein Grund.
Die Abwahl enttäuscht?
Sie überrascht, schon aufgrund des ersten Wahlgangs (Anm.: da lag Arnold 63 Stimmen vor Silvia Häusl-Benz, in der Stichwahl dann 62 Stimmen hinten.). Aber ich bin nicht wehleidig, Volksstimme ist Gottes Stimme. Danach kamen viele Leute und fragten, wie das etwa passieren konnte. Der FPÖ-Trend im Land hat in Pörtschach nicht so durchgeschlagen. Aber ein Grund ist auch die niedrige Wahlbeteiligung.
Worauf sind Sie rückblickend in Ihrer Amtszeit besonders stolz?
Auf einen ganzen Blumenstrauß. Etwa, geschafft zu haben, den ÖBB einen großen Grund abzukaufen, auf die Realisierung der "Scherzbrücke" über die Bahngleise, auf die Fernwärme, den Kreisverkehr, die Sanierung der Hauptstraße, die Rettung der Freibäder oder, dass ich den Hofer nach Pörtschach gebracht habe. Und da ist noch viel im Hintergrund passiert, was man nicht so sieht.
Was wünschen Sie sich für Pörtschachs Zukunft?
Der Gemeinderat wird darauf achten müssen, dass der Überschuss, den wir in den letzten vier Jahren erwirtschaftet haben, sinnvoll und zum Wohl der Bevölkerung eingesetzt wird. Das waren allein 2014 315.000 Euro. Zwei konkrete Projekte wären wichtig: Die Grünschnittentsorgung beim Bauhof und die Erneuerung des Kirchplatzes. Ich habe das Gefühl, die großen Probleme Pörtschachs nachhaltig gelöst zu haben und gehe ohne Zorn.
Wird auch die Ortspartei ohne Sie auskommen müssen?
Ich bleibe noch Ortsparteiobmann.
Werden Sie sich in anderer Form in der Gemeinde engagieren?
Es kommen jetzt sehr viele liebenswerte Angebote zum Mitarbeiten. Aber, keine Angst, ich falle in kein schwarzes Loch. In einigen Bereichen mit persönlicher Bestellung bin ich noch drinnen.
Was fangen Sie jetzt mit Ihrer Freizeit an?
Ende April werde ich endlich auf Urlaub fahren. Ich habe jetzt auch endlich wieder Zeit zum Segeln oder für meine zwei Oldtimer, fürs Restaurieren von Antiquitäten gemeinsam mit einem Freund und für meine Enkel.
Wird es eine Abschlussparty geben?
Ich werde die Mitarbeiter im Amt zum Essen einladen. Sie haben immer mehr gearbeitet als gefordert war. Da hinterlasse ich ein geordnetes Haus. Was mich noch freut: Egal, wo ich war, habe ich wirkliche Freunde immer behalten.
Zur Person: Franz Arnold
Alter: 68 Jahre
Familienstand: verheiratet, vier Söhne
Ausbildung: Abschluss des Jusstudiums in Wien 1972
Hobbys: Segeln, Oldtimer, Restaurieren von Antiquitäten, seine Enkel.
Beruflicher Werdegang:
1973 bekam Arnold einen Job beim Land Kärnten. 13 Jahre lang war er bei der Bezirkshauptmannschaft tätig, 1986 wechselte er von heute auf morgen in die Abteilung Wasserrecht im Amt der Kärntner Landesregierung. Dort hatte er etwa viel mit dem Thema Kanalbau zu tun. Unter LH Jörg Haider wurde er 1999 Direktor des Landtagsamts, weil ein Jurist gesucht war.
2000 holte Sozialministerin Elisabeth Sickl Arnold als ihren Kabinettchef nach Wien, eine turbulente Zeit. Als Herbert Haupt ihr noch im selben Jahr nachfolgte, entließ er zahlreiche Mitarbeiter.
Arnold kehrte nach Kärnten zurück, wurde provisorischer Leiter der Kulturabteilung des Landes, wickelte zum Beispiel auch die erfolgreiche Landesausstellung in Friesach ab. Er sagt selbst: "Ab dem Moment, wo ich der Politik zu nah kam, bin ich beruflich immer in Provisorien gerutscht." So kam es, dass aus dem Provisorium keine Fixanstellung wurde und Erika Napetschnig wurde die Kultur-Leiterin.
Arnold kehrte in seine alte Abteilung Wasserrecht zurück und war die letzten Jahre vor seiner Pensionierung vor allem mit der Feinstaub-Thematik befasst.
Politische Laufbahn:
Damals ungewöhnlich: Als Arnold bei der BH zu arbeiten begann, war er parteilos. Und so wurde ihm besonders viel Arbeit aufgehalst. In die Politik zog es ihn 1991. Den letzten Anstoß dazu gab es durch seinen Zahnarzt, der ihn fragte, ob er nicht bei den Freiheitlichen mitmachen wolle. "Davor war ich Obmann des Verschönerungsvereins und wollte als solcher etwas bewegen. Vom ÖVP-Bürgermeister gab es gar keine Unterstützung. Das hat mich verärgert. Ich wollte etwas ändern, auch deshalb der Weg in die Politik."
Bei der Gemeinderatswahl 1991 erreichte die Partei in Pörtschach acht Mandate. "Plötzlich war ich mittendrin. Zwei Perioden Vizebürgermeister, dann zwei Bürgermeister."
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