Poggersdorf noch ohne Kassenarzt
Seit einem Monat ist Poggersdorf ohne Kassen-Hausarzt. Bürger sind beunruhigt. Gemeinde ist um Lösung bemüht.
POGGERSDORF (vp). Zwischen fünf und zehn Anfragen beunruhigter Poggersdorfer erreichen täglich das Gemeindeamt. Denn seit Udo Rettl mit Ende Juni in den Ruhestand trat, gibt es keinen Kassenarzt mehr in Poggersdorf. Einen Teil deckt der örtliche Wahlarzt Gerhard Kubelka ab, der sich auch auf der Reihungsliste der Nachfolger befindet - allerdings nicht auf dem ersten Platz.
Noch kein fixer Nachfolger
Frühestens ist eine Nachbesetzung mit 1. Oktober möglich, weil eine Ordination nur je Quartal eröffnet werden kann, heißt es von der Ärztekammer. Nachfolger ist allerdings noch keiner fix. Nach Absage des Erstgereihten überlegt der Zweitgereihte noch, die Stelle anzunehmen.
"Fragezeichen" Hausapotheke
Im Fall Poggersdorf kommt allerdings eine Summe an Schwierigkeiten zusammen, weiß Bürgermeister Arnold Marbek. "Erstens kam das Ende der Rettl-Ordination recht kurzfristig. Die als Nachfolger gereihten Ärzte befinden sich noch in aufrechten Dienstverhältnissen. Zweitens ist die Hausapotheke ein großes Fragezeichen." Die Hausapotheke ist bekanntlich für Landärzte fürs wirtschaftliche Überleben essenziell (siehe dazu Bericht hier). Ein niedergelassener Arzt darf allerdings nur eine Hausapotheke betreiben, wenn die nächste öffentliche Apotheke in vier Kilometern Entfernung liegt.
Adaptierung notwendig
Genau da liegt das "Fragezeichen": Die Grafensteiner Apotheke hat eine Standort-Verlegung beantragt, so Marbek. Der ganze Ort Poggersdorf - auch die ehemalige Ordination von Rettl - liege dann in diesen vier Kilometern. "Wir haben uns andere Möglichkeiten außerhalb der vier Kilometer angesehen, doch es stehen keine Räumlichkeiten zur Verfügung", so Marbek. Weiters komme hinzu, dass die ehemalige Rettl-Ordination aufgrund von fehlender Barrierefreiheit zu adaptieren wäre.
Um Lösung bemüht
Eine Vielzahl an Schwierigkeiten also. Dennoch, so Marbek: "Wir sind um eine Lösung bemüht, obwohl wir als Gemeinde kaum Mitspracherecht haben. Wir treten als Vermittler auf. Natürlich wollen wir die bestmögliche medizinische Versorgung für unsere Bürger, eine Nachbesetzung der Kassenstelle samt Hausapotheke."
Hohe Arbeitsbelastung
Birgit Zemasch, geschäftsführende FPÖ-Bezirksparteiobfrau, ortet ebenfalls akuten Handlungsbedarf. Es sei nachvollziehbar, dass sich Allgemeinmediziner reiflich überlegen, die Kassenplanstelle anzunehmen. Schließlich habe dieser Bereitschafts- und Wochenenddienste und arbeite oft bis zu 70 Stunden die Woche. Sie fordert: "Der Beruf des Landarztes muss wieder attraktiver werden. Ein Leistungs- und Tarifsystem ist nötig, das die hohe Arbeitsbelastung berücksichtigt. Weiters müssen die Hürden für die Hausapotheken fallen. Landärzte sollen das uneingeschränkte und zeitlich unbegrenzte Recht auf das Führen einer Hausapotheke haben."
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