"Region braucht innovative Geister"

Was braucht die Region? Dazu machten sich Wolfgang Kuttnig, Ingeborg Schönherr, Birgit Rattenberger und Hermann Ganzer (v. l.) Gedanken
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(vp). Derzeit laufen die Einreichungen für den Kärntner Regionalitätspreis 2014, wobei Unternehmen, Verein und Initiative angehalten sind, Projekte einzureichen, die einen Impuls für die Region mit sich bringen.
In diesem Zusammenhang lud die WOCHE zu einem Runden Tisch mit Regionalmanagerin Ingeborg Schönherr (Carnica Region Rosental), Hermann Ganzer und Birgit Rattenberger von der LWK und Wolfgang Kuttnig von der WK.

WOCHE: Was sind die Stärken im Bezirk Klagenfurt Land bzw. der Region?
SCHÖNHERR: Es ist ein Naherholungsraum für die Städter, bietet eine wunderschöne Landschaft sowie die Nähe zum Arbeitsplatz, hat viel zu bieten für Familien. In der Region zeichnet uns Kooperationsbereitschaft aus, etwa wenn ich an unsere Wirte denke.

GANZER: Die Stadtnähe, weil das auch für unsere Produzenten regionaler Produkte ein guter Absatzmarkt ist. Die Gastronomie bzw. Wirtschaftsbetriebe sind unsere stärksten Partner, da sie regionale Produkte regional anbieten. Natürlich ist der Verwaltungsbezirk Ferlach ganz anders strukturiert als etwa die Gemeinden um Klagenfurt. Aber wir haben eine flächendeckende, kleinstrukturierte Landwirtschaft, die das Bild von Kärnten prägt. Der Bezirk repräsentiert etwa zehn Prozent von Kärnten, die Ackerwirtschaft ist etwas stärker, ein Defizit besteht in Sachen Bio.

RATTENBERGER: Wir haben tolle Bildungsmöglichkeiten für zukünftige Landwirte - die HBLA Pitzelstätten, die landwirtschaftliche Fachschule Ehrental, in der Erwachsenenbildung das ländliche Fortbildungsinstitut Krastowitz, die Gartenbauschule und zusätzlich bietet die LWK Bildungsangebote.

KUTTNIG: Klagenfurt Land profitiert als Speckgürtel von der Landeshauptstadt und ist eine sehr lebendige Region. Obwohl es eher eine Stagnation bei der Bevölkerung gibt, verzeichnen wir einen drastischen Unternehmeranstieg von 21,58 Prozent im Langzeittrend, natürlich eher im EPU- und KMU-Bereich. Es gibt einen Trend zum Unternehmertum: Allein Klagenfurt Land ist mit ca. 3.500 Unternehmen sehr stark. Viele Unternehmer sagen, sie genießen den Luxus, in Magdalensberg oder Maria Saal zu wohnen und nach Klagenfurt einpendeln zu können. Wichtig ist es aber natürlich, dass es Betriebe vor Ort gibt, die dort gleichzeitig Arbeitgeber für die ansässige Bevölkerung sind: Ein positives Beispiel ist Feistritz, wo sich viel getan hat. Wenn politische Kräfte ambitioniert sind, kann das viel bewirken. Das Thema ist immer: Wie gehe ich mit Bürokratie um?

Was braucht die Region?
SCHÖNHERR: Mobilität ist zentral - gute Verkehrsanbindungen, die angenommen werden und für die Fahrgäste praktikabel sind. Leistbares Wohnen und qualifizierte Arbeitsplätze - vor allem für Frauen. Schüler, die hier maturieren und dann weggehen, müssen hier ein gutes Angebot vorfinden, um wieder zurückkehren zu können und einen Arbeitsplatz zu finden. Und wir brauchen natürlich innovative Geister, die sich mit Ideen einbringen, sich vernetzen wollen.

GANZER: Wir haben Arbeitsstätte und Wohnstätte unter einem Dach, private Interessen treffen auf die Produktionsstätten. Der Bauer muss produzieren, dass er überlebt, und nebenan gibt es den Ruhesuchenden, der am Land wohnt, in der Stadt arbeitet und natürlich in seiner Freizeit seine Ruhe haben will. Landwirtschaftliche Produktion und privates Leben muss klar abgrenzbar sein.
In weniger günstigen Lagen wie Zell ist ländliches Wegenetz und Infrastruktur ganz zentral. Und auch widmungstechnisch braucht es eine klarere Abgrenzung in der Landwirtschaft. Denn da gibt es oft bauliche Probleme: Der Bauer muss seinen Stall erweitern und daneben gibt es fünf Häuser und garantiert fünf Einsprüche. Das Problem sehe ich auch in der Verteilung landwirtschaftliche Bevölkerung zu nicht landwirtschaftlicher - die liegt bei fünf zu 95 Prozent. Wir können die Personalressourcen für gesellschaftliche Fragen oft nicht mehr stellen. Und damit gehen Entscheidungswege über andere Personen, die möglicherweise einen differenzieteren Zugang haben und das schränkt die nötige Ausweitung der Produktion ein.

RATTENBERGER: Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt, jene der Nebenserwerbsbetriebe steigt. Es wäre wichtig, dass der bauer sieht, dass er für seine Produkte Einkommen erwirtschaften kann. Das geht mit Erwerbskombinationen wie Direktvermarktung oder Urlaub am Bauernhof. Wichtig ist auch die Aufklärung des Konsumenten: Wir können die Landschaft nur erhalten, wenn der Bauer bleibt. Und wie können Bauern bleiben? Indem wir ihre regionalen Produkte kaufen. Der Konsument hat viel Macht.

KUTTNIG: Wir brauchen innovative Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen. Dafür braucht es Rahmenbedingungen: Das Risiko trägt der Unternehmer selbst, dann dürfen ihm nicht auch noch Prügel in den Weg gelegt werden. 2030 werden unseren Betrieben etwa 45.000 Fachkräfte fehlen, ein massives Problem. Hier ist die duale Ausbildung stark gefordert. Wir haben viele gute Lehrbetriebe, die sich aber schwer tun, weil zum Teil das gesellschaftliche Bild der Lehre noch nicht so ausgeprägt ist, wie wir uns das wünschen würden. Ich würde mir auch von kommunalen Verantwortlichen wünschen - wie es oft auch schon ist -, dass mit Unternehmern Rücksprache gehalten wird beim Thema Bauen oder Straßensanierungen in der Nähe, dass die damit verbundenen Einschränkungen so gering als möglich gehalten werden. Und wir brauchen keine kleingeistige Widmungspolitik der Kommunen: Einkaufszentren auf der grünen Wiese sind der Tod jeder Innenstadt. Maßnahmen zur Stadtbelebung sind wichtig: Ebenthal ist da mit schlauer Widmungspolitik beispielhaft. Mit falscher Widmung kann man viel kaputtmachen.

Gibt es Vorzeigeprojekte, die die Region stärken?
SCHÖNHERR: Viele, aber ich bin bei dieser Frage befangen.

GANZER: Eines sitzt neben mir (meint die Carnica Region). Es gibt viele junge kreative Landwirte, die über EU-, Bundes- und Landesmittel gefördert werden, wo im Bereich Vermakrtung geholfen wird. Es gibt viele tolle private Bauernläden, die Arbeitskreisberatungen, vereinsstrukturierte Naturschutzprojekte, die Waldwirtschaftsgemeinschaften, Imker. Die Vorzeigeprojekte sind alle für sich innovativ.

RATTENBERGER: Die Seminarbäuerinnen (Anm.: ein Siegerprojekt beim Regionalitätspreis 2013) vereinen zum Beispiel alles: Regionales, Bildung, das setzt an bei den Kindern bis zum Konsumenten. Oder die Erwerbsalternative "Green Care". Da wird Menschen, die sich im Leben nicht mehr zurechtfinden, etwa durch Burnout, die Möglichkeit geboten, auf einem dafür zertifizierten Bauernhof zu leben und mitzutun.

KUTTNIG: Ein interessanter Zugang, wie man Wirtschaft neu andenken kann, sind die offenen Technologielabore - etwa "Otelo Ferlach". Da haben sich mehrere Privatpersonen und Firmen aus verschiedenen Bereichen zusammengetan und die treiben das Projekt. Oder auch die Co-Working-Spaces. Die HTL Ferlach und die spezifizierten Betriebe rundherum sind auch ein Steckenpferd. Eine klar erkennbare Positionierung ist immer wichtig. Ein positives beispiel ist auch "Im Süden", wo sich Jungunternehmer gedacht haben, das permanente Schlechtreden der Kärntner Wirtschaft bringt nichts. Durch subjektuv positive Berichterstattung zeigt man, was alles Positives in Kärnten passiert. An solchen Vorzeigeprojekten muss man sich orientieren, um Mut zu machen für neue Ideen.

Wie können Sie innovative Ideen unterstützen?

GANZER: Wir beraten, etwa bei Fördermöglichkeiten, und vernetzen und versuchen, starke Projektpartner dazustellen.

SCHÖNHERR: Wenn es darum geht, neue Ideen zu kreieren, muss man in die Zukunft schauen. Wir sind derzeit in allen Regionen Kärntens unterwegs, um die neue Leader-Förderperiode vorzubereiten. Wir haben breit eingeladen, dass sich viele einbringen. Mein Anliegen ist die Vernetzung und das Schaffen von Synergien, wobei wir unterstützen können. Oft laufen Projekte parallel, ohne dass man es weiß.

KUTTNIG: Im Bildungsbereich - mit dem Wifi - schaffen wir ein auf das angepasstes Bildungsnagebot, was der Markt braucht, reagieren auf Trends. Durch die Junge Wirtschaft oder Frau in der Wirtschaft helfen wir bei professionellem Netzwerken. Bei der kleinstrukturierten Wirtschaft kann man durch Netzwerken viel erreichen.

Welche Projektideen könnten die Region attraktivieren?
SCHÖNHERR: Innovative Projekte, egal aus welchem Sektor. Innovativer Geist erschafft immer etwas Neues und es ist wichtig, dass man diesen Geist vernetzt. Es geht um die Stärkung des Lebensumfelds der Menschen, die hier wohnen. Wenn wir es schaffen, gemeinsam etwas größere Vorzeigeproejkte zu kreieren, die auch mutig sind und mit Freude von Menschen mitgetragen werden, haben wir einen großen Schritt gemacht.

GANZER: Es gibt innovativen Geist im Bezirk, der die Lebensader des Bezirks widerspiegelt und die ist stark. Das schafft glückliche Leute, Bauern und Kunden. Wenn alle Beteiligten - Gesetzgeber, Ausbilder, Berater - Akteure da unterstützen können, das aufrechtzuerhalten, sehe ich für die Region kein großes Problem in Zukunft.

RATTENBERGER: Die Akteure sollen authentisch sein und hinter dem stehen, was sie machen. Und es braucht eine gewisse Portion an Idealismus.

KUTTNIG:
Es gibt für alles schon Ansätze: den demographischen Wandel, den klassischen Brain-Drain etc. Wir wissen, was wir machen können, müssen es aber tun. Es gibt viele Initiativen und da müssen wir behände zugreifen. Das wichtigste ist eine große Portion Optimismus, positiv besetzer Idealismus, dass man sich seiner Stärken bewusst ist und auf ihnen aufbaut. Sodass man nachhaltig wirtschaften, produzieren und konsumieren kann.

GANZER: Regional wirtschaften, produzieren und konsumieren kann.

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