Filmland Kärnten / Tage der deutschsprachigen Literatur 2019
27 Filme suchen eine Autorin. Ingeborg Bachmann im Film

Szenenbild: Die Geträumten, Regie: Ruth Beckermann, Aut 2016 | Foto: Österreichisches Filminstitut, Wien
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  • Szenenbild: Die Geträumten, Regie: Ruth Beckermann, Aut 2016
  • Foto: Österreichisches Filminstitut, Wien
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24 Filmtitle listet die online Plattform http://www.ingeborg-bachmann-forum.de/ibfilm.htm auf, die zu Texten von Ingeborg Bachmann entstanden sind und die Titelliste ist, wie so oft in dieser schnelllebigen Zeit unvollständig, es kommen mindestens noch 2 Titel dazu, so zum Beispiel die zwei Libretti, von Ingeborg Bachmann zu „Der junge Lord“, komische Oper von Hans Werner Henze nach Wilhelm Hauff „Der Scheik von Alexandria und seine Sklaven“, 1969 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und „Der Prinz von Homburg“ Oper von Hans Werner Henze nach dem Drama von Heinrich von Kleist, 1994 ebenfalls im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Weiters der amerikanische Spielfilm „The unbearable lightness of Ingeborg Bachmann“, Regie: Pierre Deville, USA 2013, der allerdings keine Literaturverfilmung ist, sondern auf einem amerikanischen Originaldrehbuch beruht.



Eines haben alle diese Annäherungen an die Texte von Ingeborg Bachmann gemeinsam, durch die Komplexität und die Fabulierkunst der Autorin, kann es sich hier um keine konventionelle Literaturverfilmung handeln. Eine eigene Filmsprache muss dazu gefunden werden, um dem literarischen Werk gerecht zu werden.



Die Filmsprache, hat, wie die Textsprache, das Problem, dass sie nicht einheitlich ist. Im Gegenteil! Die Filmsprache hat sich alleine in Europa vielfältig und national höchst unterschiedlich entwickelt, was weiters zu Sehproblemen der, so entstandenen, eigenständigen, Filmwerken führt, die, niemals Werkgetreu sein können, sondern im besten Fall eine Interpretation der Texte der Autorin Ingeborg Bachmann sind.



Durch die formale Strenge des Originals bedingt, sind die meisten Filme nach Texten von Ingeborg Bachmann Fernsehfilme, die erstaunlicher Weise seit den 1970er Jahren immer wieder erscheinen, sowie Kurz- und Experimentalfilme, wie zum Beispiel der sehr interessante Film „Poem-Ich setze den Fuß in die Luft und trug“, von Ralf Schmerberg, DE 2003, Kinostart, 8.5.2003, einem Film, der den Versuch wagt, deutschsprachige Lyrik zu verfilmen und dabei u.a. Ingeborg Bachmanns Gedicht „Nach grauen Tagen“ in eine Episode umsetzt.



Sehr interessant aus österreichischer Sicht sind die TV-Filme „Das Gebell“ , Wolfgang Glück, 1972, „Drei Wege zum See“, Michael Haneke, 1976, „Die glücklichen Augen“, Margarete Heinrich, 1994, wohl eine der interessantesten filmischen Annäherungen an den literarischen Text, sowie die beiden Kurzfilme „Im Zwielicht“, ebenfalls von Margarete Heinrich, 1978 und Sabine Schöbels extravaganten Experimentalfilm „Lupinen löschen“, DE 2007, der von dem Gedicht „Die gestundete Zeit“ inspiriert ist.



Zur Autorin gibt es eine Unmenge von Dokumentarfilmen, wie zum Beispiel „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ von Gerda Haller vom 17.10.1974, der im Juli 1973 in Rom, Deutschland und Österreich gedreht und anlässlich des ersten Todestages von Ingeborg Bachmann (17.10.1973) ausgestrahlt wurde.



Interessant natürlich auch „Illusionslos auf der Suche nach der Utopie“ ein Portrait von Ingeborg Bachmann, Leben und Werk, von Lucie Herrmann, DE 5.10.2001 (WDR), sowie die Dokus über die Beziehung der Bachmann zu dem Komponisten Hans Werner Henze und dem Schriftsteller Max Frisch. „Bachmann gegen Frisch“ von Peter Beringer für das Schweizer Fernsehen, SF, 16.10.2005, sowie „Partitur einer Freundschaft-Ingeborg Bachmann/Hans Werner Henze“ von Norbert Beilharz ausgestrahlt anlässlich des 80 Geburtstags der Autorin 2006, SWR, DE. Ebenfalls interessant, weil eine der jüngsten Dokus zur Autorin „Ähnlichkeiten mit Ingeborg Bachmann“ von Angelika Kellhammer, 11.12.2014, BR, DE und aus Kärntner Sicht inhaltliches zum Bachmannwettbewerb und zur Autorin, ebenfalls anlässlich des 80zigsten Geburtstages von Ingeborg Bachmann und der 30. Auflage des Wettbewerbs „80/30 – Bachmann/preis“ von Herwig Kohla, 19.6.2006, 3sat.

Interessant ist die Radiosendung „Römische Reportagen“ von Radio Bremen aus dem Jahr 2001, in der die Redakteure Jutta Günther und Jörg-Dieter Kogel sich auf eine Spurensuche nach der Italienkorrespondenten Ingeborg Bachmann machten, die vom September 1954 bis zum Sommer 1955 für Radio Bremen aus Rom berichtet hat.



Doch ein Problem haben alle diese filmischen Annäherungen und Aufarbeitungen, sie sind, trotz aller Bemühungen, auf eigenartiger Weise, anbiedernd, geschmäcklerisch, Applaus bettelnd, unterwürfig, unkritisch, kleinbürgerlich, kleingeistig und unterwürfig einer Autorin gegenüber, die wie eine Ikone verehrt wird, die jedoch 46 Jahre tot ist und deren Werk eine dringende Neuinterpretation, Neurezeption und letztendlich auch Neubewertung durch eine neue Generation von, in diesem Fall FilmemacherInnen und Filmemachern, notwendig macht, die sich längst aus dem Schattenreich der Nachkriegszeit verabschiedet haben und in der Gegenwart angekommen sind und natürlich auch andere, neue Filme machen, eine andere Filmsprache pflegen, als die der 1970er Jahre und daher auch andere Aspekte im Werk der Bachmann suchen und letztendlich auch finden werden.



Das unterscheidet auch entscheidend die Wirkung und Verbreitung der Verfilmungen von Werken Ingeborg Bachmanns im Vergleich zu anderen zeitgenössischen deutschen Literaturverfilmungen, wie „Die Blechtrommel“, BRD 1979, nach Günther Grass oder „Der junge Törless“, BRD 1966, nach Robert Musil, beide von Volker Schlöndorff, aber auch die Verfilmung von Dieter Nolls Kriegsroman „Die Abenteuer des Werner Hold“, DDR 1965, von Joachim Kunert, alles Zeitgenossen der Bachmann, außer natürlich Musil, denn während sich die Autorin in die innere Immigration zurückzieht und rauschgiftsüchtig und völlig zurückgezogen in Rom über ihr persönliches Trauma schreibt, haben Grass und Kollegen längst die deutsche Nachkriegszeit zurückgelassen und sich in die Gegenwart der damaligen Bundesrepublik Deutschland eingemischt, was letztendlich auch in den Verfilmungen ihrer Werke, zum Beispiel „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, BRD 1975, wieder von Volker Schlöndorff/Margarethe von Trotta nach dem Roman von Heinrich Böll, aber auch „Die neuen Leiden des jungen W.“, DDR 1976, von Eberhard Itzenplitz, nach Ulrich Plenzdorf, bis heute nachwirkt und zu einer weiten Verbreitung in Europa geführt hat, wie zuletzt die ausgezeichnete Literaturverfilmung „Tigermilch“, DE 2017, von Ute Wieland, nach Stefanie de Velasco.



Daher ist die Forderung nach einer Retrospektive der Filme nach und über Ingeborg Bachmann aus der Sicht einer nachgeborenen Generation interessant und wichtig, ein Denkanstoß, der an die neu gegründete Festival GMBH Klagenfurt gerichtet ist.

Monica B. Armstong & Tini Trapp

Links:
Filme, Kurzfilme, Dokus: Ingeborg Bachmann Forum
Filme, Kurzfilme, Dokus: IMDB
US-Film über Ingeborg Bachmann: IMDB

Szenenbild: Die Geträumten, Regie: Ruth Beckermann, Aut 2016 | Foto: Österreichisches Filminstitut, Wien
Scenenbild "Malina", Regie: Werner Schroeter, DE/Frankreich 1990 | Foto: Austria Film Commission-AFC, Wien
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