Literaturland Kärnten – Krimizeit zweiter Teil
„Die Herzkönigin“ von Hannes Krakolinig, über neue Tendenzen im Krimi

„Wer sich aus dem Drogenhandel und der Politik heraushält kann in Lateinamerika sehr gut leben, ich habe beides nicht gemacht“ hat einmal der Deutsche Neonazi und Paramilitär Joachim Fieberkorn in einem Interview mit Marcel Ophüls im Dokumentarfilm „Hotel Terminus“ (USA/F 1988) berichtet.

Dieser Sager aus den 1980er Jahren trifft perfekt auf Hannes Krakolinigs neuen Krimi „Die Herzkönigin“ zu, der in Tena, einem von Gott und Teufel verlassenen Nest am Rand des Amazonasbeckens in Ecuador spielt.

Diesen Sinnspruch kennt dort jeder und nur ein „Tonto“ (dt. Tölpel) schafft es nicht im Rotlichtmilieu und Drogenhandel seinen guten Schnitt zu machen, dazu muss man nur die richtigen Leute schmieren.

Wer diese Spielregeln nicht verstehen will oder sich querlegt, wird in altbekannter Mafiamanier zuerst bedroht und wenn alles nichts mehr hilft ermordet. Die Leiche des Querulanten wird zur Warnung für die unverbesserlichen Wichtigtuer schwer verstümmelt und beseitigt.
So ergeht es auch dem 22jährigen Manuel Salas, Künstler und Tierschutzaktivist, aus Argentinien in Ecuador, volltätowiert und transsexuell, der sich mit den Mitteln des gewaltfreien Widerstands für den Umweltschutz im Amazonasgebiet eingesetzt hat und dafür mit seinem Leben bezahlen musste.

Vor diesem spannenden Hintergrund spielt Hannes Krakolinigs 3. Kriminalroman „Die Herzkönigin“ rund um den Comisario Marcelo Lema, ein Krimi, der auf einem realen Kriminalfall aus dem Jahr 2017 beruht und der bisher nicht aufgeklärt werden konnte.

Hier setzt der Autor an, doch statt aus der Geschichte ein großangelegtes Komplott zu konstruieren, beginnt Comisario Lema recht solide zu ermitteln. Der Fall ist kompliziert, die Faktenlage schwierig, die Leiche des Opfers wurde auf grauenhafte Weise gedrittelt. Vorgesetzte aus den eigenen Reihen schießen quer und fordern, dass sich die Ermittlungen auf ein anderes Verbrechen aus dem Rotlichtmilieu von Tena konzentrieren sollen. Auch Politiker mischen sich ein.
Unbeirrt ermittelt Comisario Lema weiter und so erfährt der interessierte Leser einiges über Ecuador und die dort weit verbreitete Homophobie. Über das Leben und Sterben im Amazonasgebiet und über den Protagonisten des Buches Comisario Lema selbst, der sich gerne zwei Spiegeleier in die Pfanne haut und der die Zeit findet, um regelmäßig Volleyball zu spielen, obwohl er in einem Mordfall ermittelt.

Ganz nebenbei muss er noch eine Vater-Sohn-Beziehung mit einem 15jährigen Teenager meistern, was zusätzlich für Konfliktstoff sorgt. Dem nicht genug hat der Comisario einen neuen, fähigen Teniente Javier Quintero, der als Schwarzer, dem Alltagsrassismus in Tena ausgesetzt ist und eine aufgedrehte Sekretärin, die in der Früh Cilli kaut, statt Kaffee zu trinken, um in Schwung zu kommen.

So vergehen Seite um Seite, in dem vordergründig spannungsarmen Krimi und bald stellt sich die Leserin / der Leser die Frage, ob sich Comisario Lema, und damit der Autor, nicht einfach in den Stilmittel des beliebten mitteleuropäischen Landkrimis verzettelt haben, bis noch ein Verbrechen passiert.

Und wieder bleibt Comisario Lema untätig in seinem Büro zurück, er trinkt lieber mit seinen Freunden aus der Volleyballmannschaft ein Bierchen nach Feierabend. Schließlich telefoniert Lema mit dem Leichenbeschauer wann die Obduktion stattfinden wird und erfährt, dass das Opfer bereits eingeäschert würde. Damit wird der Fall unlösbar für die Gerechtigkeit.

Nicht aber für Lema, denn jetzt lässt Autor Hannes Krakolinig endlich die sozialkritische, literarische Bombe platzen. Denn auch Comisario Lema kennt die Spielregeln und er weiß wie man in einer Stadt wie Tena nicht nur überlebt, sondern auch als Polizeibeamter die Karriereleiter hinaufklettern kann. Opportunismus ist das Zauberwort der Stunde, einer Lebenshaltung mit der man zwischen Drogenhandel und korrupter Politik sehr gut leben kann, das weiß auch der schlaue Comisario und so bleibt er lieber Opportunist als Aktionist, der nicht die Bombe in die verrottete Gesellschaft Lateinamerikas wirft, einem Kontinent, der seit Jahrzehnten von bürgerkriegsähnlichen Zuständen im Drogenkrieg geplagt wird. Und endlich erfährt auch die Leserin / der Leser wieso es für den Comisario so wichtig ist mit seinen Amigos Volleyball zu spielen, der Opportunist Lema wird befördert und damit reichlich belohnt.

Somit ist „Die Herzkönigin“ ein lesenswerter Krimi, der neue Aspekte innerhalb des Genres bedient und einen Comisario bietet, wie es sie in der Realität wohl viele gibt, die es aber nur selten in die Kriminalromanliteratur schaffen.
Empfehlenswert für alle Krimifreunde, die neue Entwicklungen in der Krimiliteratur suchen.

„Die Herzkönigin“ von Hannes Krakolinig, erschienen bei Mymorawa, Wien 2020, erhältlich im gutsortierten Buchhandel und online.

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