Welttag der Meteorologie
Die Kunst der Wetterprognose

In der Regionalstelle der ZAMG in Klagenfurt arbeiten fünf Meteorologen und vier Techniker an den täglichen Wetterprognosen. Gerhard Hohenwarter (Bild) ist einer von ihnen.
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  • In der Regionalstelle der ZAMG in Klagenfurt arbeiten fünf Meteorologen und vier Techniker an den täglichen Wetterprognosen. Gerhard Hohenwarter (Bild) ist einer von ihnen.
  • hochgeladen von Bernhard Knaus

Am 23. März 1950 trat die Konvention der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Kraft. Ziel der WMO-Konvention war es, anhand weltumspannender Wetterdaten und -prognosen der verschiedenen nationaler meteorologischer Dienste verlässliche Informationen für Luft-, Schifffahrt und Landwirtschaft sammeln zu können. An jedem 23. März eines Jahres wird an dieses Ereignis erinnert. Wettervorhersagen gab es aber schon lange Zeit vorher. Bereits 350 vor Christus verfasste der Philosoph Aristoteles das erste Lehrbuch der Wetterkunde. Als Meteorologie wird die Lehre von den physikalischen und chemischen Erscheinungen und Vorgängen in der Atmosphäre sowie deren Wechselwirkungen mit der Erdoberfläche bezeichnet.

KLAGENFURT. Ziel einer Wettervorhersage ist die Prognose eines Zustandes der Atmosphäre an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit. Ebensolche Vorhersagen werden von staatlichen und privaten Wetterdiensten geleistet. Der wohl bedeutendste Wetterdienst in Österreich ist die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, kurz ZAMG. Mit Allerhöchster Entschließung vom 23. Juli 1851 bewilligte Kaiser Franz Joseph die Errichtung "… einer Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen" der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Somit feiert die ZAMG heuer bereits ihr 170jähriges Bestehen. Die regionalen Niederlassungen in den einzelnen Bundesländern entstanden in den 50er und 60er Jahren.

Die Aufgaben der ZAMG

Der Aufgabenbereich der ZAMG umfasst alle Tätigkeiten eines nationalen meteorologischen und geophysikalischen Dienstes und beschäftigt sich mit der Sammlung, Bearbeitung und Evidenzhaltung der Ergebnisse dahingehender Untersuchungen. Neben Auskunfts-, Gutachter- und Beratungstätigkeiten behandelt die ZAMG Fragen des Umweltschutzes, informiert, beratet und warnt bei Krisen-, Störfällen und bei Natur- und Umweltkatastrophen. Neben vieler anderer Betätigungsfelder macht die ZAMG aber eines: sie erstellt Wetterprognosen.
„Da das Wetter ein physikalisches Phänomen ist, welches sich mathematisch beschreiben lässt, braucht man zuallererst eine Vielzahl an mathematischen Gleichungen, die sich mit dem Zustand der Atmosphäre beschäftigen“, meint der ZAMG-Meteorologe Gerhard Hohenwarter, „Das ganze Wetter geht in sogenannten Wellenprozessen vonstatten und spielt sich überwiegend in der Tropopause ab.“ Die Troposphäre ist die unterste Schicht der Atmosphäre und Teil der Homosphäre. Die Troposphäre reicht vom Erdboden bis zur Tropopause und erreicht eine Höhe von rund 11.000 Metern. In den Tropen kann dieser Bereich aufgrund der höheren Temperaturen bis zu 16 Kilometer reichen, in den kalten Regionen 8 Kilometer.

Es wird immer schwieriger

„In großen Rechenzentren werden globale Wettermodelle simuliert. Wir in Österreich beziehen diese Daten vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen in Reading bei London. An diese Daten kommt jeder über sein Handy mittels einer Wetter-App“, erklärt Gerhard Hohenwarter „Und da liegt der große Unterschied zur Arbeit des Meteorologen. Wir schauen uns die Daten einer Vielzahl von Modellen an und bewerten, welches Modell zu der aktuellen Ausgangslage am besten passt. Wir können gut einschätzen, bei welchem Modell welche Schwachpunkte bzw. Ungenauigkeiten auftreten können, das bringt die langjährige Erfahrung mit sich. Trotz der immer besser werdenden Datenqualität wird es aber für Meteorologen immer schwieriger, genaue Prognosen zu erstellen. Früher fragte man, ob es morgen regnen wird. Heute fragt man, ob, wann und wo genau es morgen regnen wird. Die heutigen Möglichkeiten sind besser geworden, aber auch die Anforderungen und Erwartungen der Menschen sind immer höher geworden.“

Modelle sind besser geworden

Grundsätzlich sind die Modelle aber in den letzten Jahren deutlich besser geworden. Eine Prognose für die kommende Woche ist jetzt ungefähr so zuverlässig, wie sie vor 40 Jahren für den nächsten Tag war. Die Treffsicherheit der 24-Stunden-Vorhersage beträgt heutzutage etwa 92 Prozent, die der kommenden drei Tage ungefähr 75 Prozent. Und trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Wettervorhersagen vollkommen daneben liegen. „Der Meteorologe hat nie den perfekten Ausgangszustand, von dem er losrechnen kann. Trotz der immer besser werdenden Datenqualität bleibt ein Restrisiko, dass sich aufgrund der gröberen Auflösung der Berechnungen ein Fehler aufschaukelt und zu anderen Ergebnissen, verglichen mit der Prognose, führt. Gerade in Österreich leben wir aufgrund der topografischen Gliederung in einer extrem komplexen Region. Diese fein gegliederte Struktur macht eine Prognose schwierig, knifflig, herausfordernd aber auch spannend.“

Bestandteil der Krisenstäbe

Außerordentliche Wetterereignisse wie zum Beispiel sintflutartiger Regenfall, schwere Gewitter, Dürre, Sturm, extremer Schneefall können immer wieder zu lebensbedrohlichen Situationen führen. 2018 und 2019 suchten Kärnten überaus starke Gewitter und Niederschläge heim, 2020 verzeichnete Kärnten Rekordschneemengen. In solchen Katastrophen-Situationen sind die Meteorologen der ZAMG immer wieder fixer Bestandteil der Krisenstäbe. Diese Mitarbeit bringt auch eine enorme Verantwortung mit sich, sind doch die Prognosen der Experten für die weitere Arbeit eines Krisenstabes richtungsweisend. Jede Entscheidung hat Konsequenzen, kann sie doch Evakuierungen, Straßensperren, Abschaltungen von Stromnetzen u.v.m. bedeuten. „Wir konnten zur Meisterung der Katastrophen, hervorgerufen durch extreme Wettersituationen, in den letzten Jahren immer wieder einen wertvollen Beitrag leisten. Die Bestätigung erhalten wir immer wieder von den Einsatzleitungen, Einsatzorganisationen bzw. den Krisenstäben des Landes Kärnten“, stellt Hohenwarter fest.

Wetterdaten sind gefragt

Gerade in Zeiten des Klimawandels sind die Wetterprognosen der Meteorologen äußerst gefragt. Die größten Wetterdatenabnehmer sind die Energiewirtschaft, der Tourismus, Veranstalter, der ORF-Kärnten aber auch Private. In Spitzenzeiten erfolgen bis zu 100 tägliche Wetterdaten-Abfragen bei der ZAMG in Klagenfurt. Die Anfragen werden allesamt telefonisch von den Meteorologen bearbeitet. „Wir haben schon richtige Stammkunden. Das sind vor allem Landwirte, die immer wieder nach den aktuellen Prognosen fragen. Im täglichen Kontakt stehen wir dann zum Beispiel mit den Veranstaltern des Bleiburger Wiesenmarktes oder des Villacher Kirchtages, um vor heftigen Gewittern oder Starkregen rechtzeitig zu warnen“, erzählt der Meteorologe. „Für solche Großevents, die im Freien stattfinden, haben wir sogar eine aktive Bereitschaft. Bei Auftreten einer wetterbedingten Gefahr setzt sich umgehend ein Krisenstab zusammen und entscheidet über die weitere Vorgangsweise. Beobachtet man weiter, warnt man die Besucher vor oder räumt man das Veranstaltungsgelände. 2019 konnten wir so manch eine brenzlige Situation am Villacher Kirchtag meistern.“

Klima kann Wetter beeinflussen

Die Veränderung des Klimas kann direkten Einfluss auf das Wetter nehmen. Klimaforscher konnten feststellen, dass es in den nächsten Jahrzehnten zu einer stärkeren Klimaerwärmung kommen wird. Während es Anfang des 20. Jahrhunderts in Österreich im Durschnitt zwei Tage mit über 30 Grad im Jahr gab, waren es 2019 bereits 15. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird dieser Wert gemäß aller Prognosen auf 50 Tage pro Jahr ansteigen. Die Häufigkeit von Hitzewellen wird sich bis 2100 verdreifachen. Eine Tageshöchsttemperatur von über 40 Grad wurde in Österreich erstmals 2013 gemessen. Damals kletterte das Thermometer auf 40,5 Grad. Extreme Wettersituationen werden somit immer wahrscheinlicher. „Grundsätzlich ist es so, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte und dadurch natürlich auch wieder abgeben. Durch die zunehmende Erwärmung steigt somit auch die Gefahr solcher extremen Wettersituationen“, führt Hohenwarter aus. „Warme Luft allein reicht aber nicht aus, da müssen noch ein paar andere Rahmenbedingungen erfüllt werden, wie Wind und Luftfeuchtigkeit, die spielen hier eine sehr große Rolle. 2003 zum Beispiel war ein sehr heißer Sommer und trotzdem hat es eine gefühlte Ewigkeit nicht geregnet.“

Österreich wandert gegen Süden

Temperaturtechnisch gesehen wandert Österreich gegen Süden. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts ist ein Temperaturanstieg um bis zu 4 Grad möglich. Ernstzunehmende Klimaschutzmaßnahmen sind mehr als überfällig. „Die Sichtbarkeit des Klimawandels ist noch nicht gegeben. Jeder weiß es, aber man spürt es noch nicht so richtig. Wenn man sehen will, wie es in Kärnten in ca. 30 Jahren aussehen wird, braucht man nur nach Friaul fahren. Wir hätten bereits zur Jahrtausendwende Klimaschutzmaßnahmen in Angriff nehmen müssen, das ist aber nicht geschehen. Selbst wenn wir jetzt sofort den CO2-Ausstoß auf null herunterfahren würden, würden wir erst 2050 die Konsequenzen unseres Handelns sehen. Um unsere Klimaziele zu erreichen, müsste Österreich 2030 CO2-neutral sein. Corona hat es gezeigt, was alles möglich ist. Man braucht sich nur den Flugverkehr ansehen“, warnt Hohenwarter.

Einfluss auf Wetterdaten

Dass die Corona-Pandemie auf die Qualität der Wetterdaten direkten Einfluss genommen hat, kann der ZAMG-Meteorologe nur bedingt bestätigen: „Die Ausgangslage ist durch den fehlenden Flugverkehr ein wenig schlechter geworden. Man hat es aber relativ schnell geschafft, die fehlenden Daten zu substituieren und somit hat man die Auswirkungen auf die tägliche Prognose nicht gespürt.“ Durch die Einstellung eines Großteiles des Flugverkehrs um rund 95 %, gingen seit Anfang März 2020 auch die meteorologischen Flugzeugbeobachtungen drastisch zurück. In Europa sanken diese beispielsweise um etwa 80%.

ZAMG am Flughafen

Die ZAMG ist in Kärnten direkt am Flughafen Klagenfurt beheimatet. Hier beobachten, bearbeiten und bewerten fünf Meteorologen, eine Verwaltungskraft und vier Techniker alle relevanten Daten und bereiten diese für weitere Bearbeitungen auf. Des Weiteren gibt es zwei Wetterbeobachter am Dobratsch, die abwechselnd im 2-Wochen-Rhythmus am Villacher Hausberg Dienst machen. Waren es früher einmal viele ehrenamtliche Wetterbeobachter, die regelmäßig das ganze Jahr über die Wetterdaten an die Zentrale übermittelten, so erledigen das heutzutage 30 automatische Wetterstationen. „Für Neuschneemessungen, Wolkenbeobachtungen oder bei besonderen Wetterereignissen haben wir aber zusätzlich noch über ein Dutzend ehrenamtlich tätiger Wetterbeobachterinnen und -beobachter. Wobei“, so Gerhard Hohenwarter, „es immer schwieriger wird, Freiwillige für diese Tätigkeit zu finden, müssen sie doch 365 Tage im Jahr bis zu drei Mal am Tag die Daten digital übermitteln. Zurzeit sind wir hier aber noch sehr gut aufgestellt.“

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