Buchland Kärnten 2019
„Krimisspaß am Wörthersee - 7 Fragen an Roland Zingerle, Autor

Cover des aktuellen Romans: Starmord am Wörthersee.
Erscheint im Juni 2019 | Foto: Roland Zingele
5Bilder
  • Cover des aktuellen Romans: Starmord am Wörthersee.
    Erscheint im Juni 2019
  • Foto: Roland Zingele
  • hochgeladen von Christine Trapp

Seit einiger Zeit macht der Kärntner Autor Roland Zingerle, bekannt für seine beliebten Klagenfurter Kneipenkrimis, mit einer Crowdfundingkampagne für seinen neuen Kärnten Krimi mit dem vielversprechenden Titel „Starmord am Wörthersee“ in den Sozialen Medien von sich reden. Im Idealfall sollen die Publikation und die Promotion des neuen Krimis finanziert werden, wofür der Autor zirka 3.850 Euro, im Minimalfall zirka 1.950 Euro einsammeln will. Ab 28 Euro aufwärts kann man/frau sich an dem Projekt beteiligen. Egal wie die Sache ausgeht, ein Krimi mehr auf dem, mit Spannungsliteratur überschwemmten, deutschen Buchmarkt, aber mit dem Krimi ist es so wie mit dem Schnitzelessen: Die (literarische) Kost schmeckt immer wieder, auch wenn man/frau schon einiges an leichenreichen Lesefutter verschlungen hat.
Daher heute 7 Fragen an den berühmtesten Lebemann in Sachen leichtverdaulicher Krimiunterhaltung, die nichts anderes will als unterhalten: Roland Zingele, Autor, lebt und arbeitet in Klagenfurt, der ‚heimlichen Hauptstadt des österreichischen Verbrechens‘.

1.) Hi, zwischen Dir und mir liegen etwa 10.000 Kilometer, ich sitze hier in einem Büro in Brentwood, LA und Du bist im spätwinterlichen Klagenfurt. Wir kennen uns also nur durch Deine Literatur, daher bin ich unvoreingenommen. Deine beiden letzten Krimis (Mord am Wörthersee, 2015 und Wörthersee Mortale, 2016) sind im renommierten Innsbrucker Haymon Verlag erschienen, wieso wählst Du für den dritten Teil der Serie wieder die Veröffentlichung im Eigenverlag, die Du mit deiner Crowfundingaktion https://www.startnext.com/starmord-am-woerthersee/ zu finanzieren hoffst?

Roland Zingele: Das hat in erster Linie Termingründe. Als ich mich vor anderthalb Jahren auf Verlagssuche begeben habe, hat sich bald abgezeichnet, dass als möglicher Erscheinungstermin frühestens der Herbst 2019 infrage gekommen wäre. Da der Roman bei der "Starnacht am Wörthersee" spielt und diese heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum feiert, wollte ich unbedingt im Frühjahr publizieren. Da habe ich sozusagen das Heft in die eigene Hand genommen.

2.) Im Gegensatz zu vielen anderen Autorinnen/Autoren aus Ktn. hast Du wenig Berührungsängste mit den verschiedensten Publikationsmöglichkeiten, wie dem ‚Eigenverlag‘, dem ‚E-Book‘ aber auch dem traditionellen Verlag und auch schon die Kneipenkrimis hast Du mit Hilfe von Werbung und Anzeigen zu finanzieren gewusst. Diesen Weg gehen in Ktn. nicht viele. Begibst Du dich damit nicht auch in eine Art von Abhängigkeit und ‚Selbstzensur‘, die zum Beispiel ‚kritische Themen‘ verhindern?

Roland Zingele: Im Gegenteil, dieses Vorgehen macht mich frei von Verlagszwängen. Es ist nun einmal so, dass v. a. die großen Verlage sehr exakt abgegrenzte Zielgruppengeschmäcker bedienen, was für den Autor bedeutet, dass er sich eines gewissen Stils und einer gewissen Handlungsintensität befleißigen muss. Als Beispiel: Wenn ein Verlag seine Kunden mit angenehmer, oberflächlicher Spannung versorgt, lehnt er Manuskripte ab, in denen brutale Morde detailliert geschildert werden.
Als Vollblut-Autor möchte ich allerdings so schreiben, wie es mir gefällt, auch wenn das fertige Werk dann vielleicht nicht eindeutig einem Genre zuordenbar ist. Da kann es passieren, dass dieses Manuskript keinen Verlag findet - und dann publiziere ich den Stoff eben selbst.

3.) Am deutschsprachigen Buchmarkt sind Krimis überall zu haben, es dominieren natürlich die Lizenzübersetzungen aus dem angloamerikanischen Raum. Aber auch deutschsprachige und viele Kärntner Autorinnen und Autoren mischen hier mit. Liest man/frau diese Krimis habe ich oft den Eindruck, als wären sie stilistisch nach einer Art ‚universellen‘ ‚Schreibschule‘ entstanden, inhaltlich sind sie oft epigonal und eifern dem deutschen TV-Krimi nach. Sozialkritische oder politische Krimis gibt es kaum. Wie siehst Du deinen aktuellen Krimi „Starmord am Wörthersee“ in dieser sowieso schon total verkommerzialisierten Krimilandschaft?

Roland Zingele: Ich habe dazu eine recht pragmatische Einstellung. Zum einen ist Massenware immer standardisiert. Nicht weil die Autorinnen und Autoren phantasielos wären, sondern weil das Massenpublikum gewohnte Strickmuster liebt - da gibt es keine bösen Überraschungen. Das Phänomen kennt man ja nicht nur vom Krimi, sondern von jeder Massenliteratur, egal, ob bei Liebes-, Fantasy- oder sonstigen Romanen.
Zum anderen ist Krimi nicht gleich Krimi. Gerade in den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Spektrum der Spannungsliteratur unglaublich differenziert; vom billigen Schundroman mit austauschbaren Figuren und Handlungselementen bis hin zum literarischen Roman mit grandioser Sprachkunst ist alles zu haben. Dass die Nachfrage - und damit das publizierte Angebot - umso geringer wird, je spezifischer ein Themengebiet ausfällt, liegt in der Natur der Dinge. Es ist dasselbe Phänomen, das Chris Anderson in seinem Buch "The Long Tail" für die Musikszene beschreibt.
Was "Starmord am Wörthersee" betrifft, erhebe ich keinen Anspruch auf große inhaltliche Tiefe. Ich schreibe Unterhaltungsliteratur, für Menschen, die ein paar Stunden lang in eine andere Welt abtauchen wollen. Weder liegt mir daran, irgendwelche Missstände anzuprangern, noch will ich irgendjemanden bewusst provozieren - das liegt einfach nicht in meiner Natur. Und Krimis, in denen der Autor vermittels seiner Handlung den moralischen Zeigefinger entsprechend seiner Weltanschauung erhebt, sind mir zutiefst zuwider. Wenn ich einen Krimi lese, will ich unterhalten werden - wollte ich belehrt werden läse ich ein Lehrbuch.

4.) Bis vor einiger Zeit wurden in den Sozialen Medien von Kärntner Autorinnen & Autoren der ‚Krimi Made in Ktn‘ noch leidenschaftlich diskutiert, z.B. von Wilhelm Kuehs, (Autor von ‚Wer zuletzt lacht‘, 2015, Haymon Verlag, Innsbruck) Jetzt ist es wieder etwas ruhiger in der Szene geworden. Haben sich die Themen erschöpft oder wenden sich die Autorinnen & Autoren anderen Themen zu?

Roland Zingele: Diese Diskussion ist offenbar gänzlich an mir vorübergegangen.

5.) Dein neuer Roman nimmt die „Starnacht“ ins Visier, Wilhelm Kuehs hat seinen Krimi „Wer zuletzt lacht“ den Villacher Fasching zum Schauplatz des Verbrechens gemacht, wäre als möglicher Höhepunkt für Dich ein saftiger Krimi in der, durch Provinzialität und Kleinkariertheit nicht armen, Kärntner Kulturszene denkbar?

Roland Zingele: Das Schöne an der Belletristik ist, dass man absolut alles denken kann. Wenn du willst, dass eine Maus zum Mars fliegt, setzt du dich an die Tastatur und schreibst: "Eine Maus fliegt zum Mars" - und schon ist sie dort. Die Frage lautet also nicht, ob ein solcher Krimi denkbar wäre, sondern: Wer würde ihn schreiben wollen?
Mir persönlich liegt nichts daran, Menschen vor den Kopf zu stoßen, die in dem aufgehen, was ihnen ihr Herz abverlangt, egal, wie es nach außen hinwirkt. Ich halte es mit Goethe, der in Faust I sagt: "Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied!" *)

*) Anm.Tini Trapp.) Hier der Auszug aus Faust I: Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied! (Goethe, Faust I, Szene in Auerbachs Keller). Reaktion eines der Zecher auf den Versuch eines anderen, ein Spottlied auf das in Auflösung begriffene Heilige Römische Reich zu singen („… das liebe heil’ge Röm'sche Reich, wie hält’s nur noch zusammen?“)

6.) Du hast ein umfangreiches Werk vorgelegt, neben den Krimis gibt es auch einen autobiografischen Ratgeber zum Thema ‚Depression‘ (Tagebuch eines Depressiven, 2018), sowie „Amazonas Geschichten“ und das, etwas märchenhafte, Buch „Krypto-Zoo“. Wie sind deine Bücher bisher rezipiert worden?

Roland Zingele: Aus den Rückmeldungen, die ich bekomme, sehe ich, dass meine Fans sehr begeisterte und treue Fans sind. Meine Krimis stoßen aufgrund ihres Lokalkolorits auf Beifall, im Falle der "Klagenfurter Kneipen-Krimis" und "Der Bauer und der Tod" auch wegen des Humors und der schrägen Figuren. Besonders berührend finde ich Reaktionen auf mein "Tagebuch eines Depressiven", in denen mir Betroffene schildern, dass ihnen die Lektüre meines Buches Trost verschafft hat, einfach, weil sie gesehen haben, dass sie mit ihrer Krankheit nicht alleine sind.
Lob und Anerkennung sind aber nur die Seite, die ich wahrnehme, denn etwaige Kritik wird nicht an mich weitergegeben.

7.) Eine letzte Frage: Den lateinamerikanischen Surrealisten Alejandro Jodorowsky haben die Cahiers de Cinema anlässlich seines 70. Geburtstags (17. Februar 1999) als Eröffnungsfrage zu einem Interview folgende Frage gestellt: Weißt Du, wer du bist? Jodorowsky hat geantwortet: Wenn ich wüsste wer ich bin, wäre ich schon tot. Frage an Roland Zingele: Weißt Du, wer du bist?

Roland Zingele: Ich bin Schriftsteller. Mehr wollte ich nie sein.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für Dein neues Buch.

Links:
Webseite von Roland Zingele
Bücher und Rezensionen auf Lovelybooks.com

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Anzeige
10 Video

Gewinnspiel
Unser Frühlingsgewinnspiel! Mitspielen und tolle Preise im Gesamtwert von 7.000 € gewinnen!

Kärnten-Kenner aufgepasst: Mitspielen und attraktive Preise gewinnen!Der Frühling ist endlich da und Kärnten hat so viel zu bieten. Deshalb alle Kärnten-Kenner aufgepasst: Ob Brauchtum, Sport, Geografie oder Geschichte, beim großen MeinBezirk-Frühlingsgewinnspiel der Woche können Sie Ihr Wissen rund um den sonnigen Süden Österreichs testen und wöchentlich wertvolle Preise gewinnen. Der Frühling kann kommenUm den Frühling gebührend zu feiern, verlost die Woche Kärnten beim großen...

Anzeige
Foto: AVS

AVS - Stellenangebot
Verstärkung für Standort "Kinderwohnen am Techelsberg" gesucht

Die Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärntens sucht zur Verstärkung des Teams ab sofort für den Standort Kinderwohnen am Techelsberg eine(n) Fachsozialbetreuer*in (BB/BA) bzw. eine(n) Sozialpädagog*in in Vollzeit oder in Teilzeit. Ihre Aufgabe(n): Die ganzheitliche Begleitung von Kindern zwischen 5 und 16 Jahren mit Behinderung bzw. sozialen Benachteiligungen, in allen Belangen des täglichen Lebens, der Pflege und der Freizeitgestaltung. Wir bieten Ihnen ein angenehmes und sicheres...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.