Handyverbot
Brauchen Schüler ein Handy in der Schule?

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Konzentrationskiller, Schummelhilfen und Störenfriede: Inwieweit sollen Handys an Schulen verboten sein?

KLAGENFURT, KLAGENFURT LAND. Seitdem in Frankreich ein totales Handyverbot an Schulen herrscht, entfacht diese Thematik in Österreich immer wieder heiße Diskussionen. Der Kärntner Bildungsdirektor Robert Klinglmair spricht sich jedoch gegen ein generelles Verbot aus und befürwortet die individuelle Handhabung an den Kärntner Schulen. Die WOCHE fragte bei Bildungseinrichtungen im Bezirk nach, wie der Umgang damit in der jeweiligen Hausordnung verankert ist.

Verbot wäre begrüßenswert...

"Aus meiner Sicht wäre ein generelles Handyverbot begrüßenswert, da die Aufmerksamkeit bei den Schüler sicher steigen würde. Jedoch ist dieses nur umsetzbar, wenn es dafür klare gesetzliche Regelungen gibt", so Silke Bergmoser, Direktorin der HTL Ferlach. 
Grundsätzlich gibt es an der HTL Ferlach laut Hausordnung ein Handyverbot während des Unterrichts. "Es ist jedoch für Pädagogen quasi unmöglich, dieses laufend zu kontrollieren, da sich Schüler nicht daran halten", sagt Bergmoser. Deshalb wurde an der Schule ein eigenes Konzept entwickelt: Die Abteilung Industriedesign designete Handyboxen, in die die Schüler zu Beginn der Unterrichtsstunde die Handys selbst einstecken müssen, um somit nicht abgelenkt zu sein. Die Boxen werden von den Lehrerkräften mit in den Unterricht genommen. Wenn ein Mobiltelefon von den Schülern laufend „kontrolliert“ oder benutzt wird, so sind die Pädagogen basierend auf den gesetzlichen Grundlagen aufgefordert, den störenden Gegenstand abzunehmen. "Das alles ist sehr mühsam und kostet viel wertvolle Zeit", betont die Direktorin. Ein Bewusstsein zum sorgsamen Umgang mit Mobiltelefonen von Schülern wäre mehr als wünschenswert.

"Einsicht der Schüler muss da sein"

Die Neue Mittelschule (NMS) 10 in St. Peter hat bereits seit zehn Jahren ein Schulparlament. Schüler der Montessori Ganztagsschule werden hier in den Alltag mit eingebunden. "Alle vier Wochen gibt eine Parlamentssitzung, um Themen aufzuarbeiten", informiert Direktorin Richarda Stadtmann. Bezüglich dem diskutierten Thema rund um das Handyverbot vertritt sie eine klare Meinung: "ein Verbot bringt wenig, es braucht die Einsicht der Schüler." Diese ist in der NMS 10 durchaus gegeben. Seit letztem Jahr gibt es eigene verschlossene "Handykästchen". "In der früh kommen hier alle Mobiltelefone einer Klasse hinein, nach der Schule bekommen die Kinder das Telefon wieder zurück", informiert Stadtmann. Auch in den Pausen dürfen die Kinder das Handy nicht benutzen, was laut Direktorin vor allem auch gegen Probleme mit unfreiwillig aufgenommenen und veröffentlichen Fotos im Internet vorbeugt. Brauchen Kinder das Handy für Schulaufgaben, wird es natürlich benutzt. 

Noch keine Probleme

Auch bei der Volksschule Ebenthal hat die WOCHE nachgefragt, wie das Handyverhalten der kleineren Kids ist. "Es gibt absolut keine Probleme und keine Störungen im Unterricht", freut sich Direktorin Vera Schweiger. 

Für ein restriktives Vorgehen

Karl Heinz Rosenkranz, Direktor des BG/BRG Lerchenfeld  spricht sich für ein Handyverbot in Schulen aus und ist des permanent diskutierten Prozess schon leid. "Ein großes Problem ist, dass Eltern ihre Kinder permanent erreichen wollen", sagt der Direktor. Für ihn unverständlich, denn die Schulzeiten sind bekannt, wird ein Kind krank werden vom Sekretariat aus die Eltern verständigt. Wozu also ein Smartphone in der Schule. Im Lerchenfeld gibt es kein generelles Verbot, dafür einen sogenannten "Handyschlafraum", der oft für Aufregung sorgt. Dieser befindet sich in der Direktion. "Haltet sich ein Schüler nicht an Vorschriften und benutzt das Telefon permanent für private Zwecke während des Unterrichts, so sind Lehrer befugt, dieses abzunehmen", sagt Rosenkranz. Dieses wird daraufhin im "Handyschlafraum" versperrt. Wie man es wieder bekommt? "Ein Elternteil muss das Telefon dann abholen", so der Direktor. 

Für differenzierte Sicht 

Caroline Roth-Ebner ist Professorin am Medien- und Kommunikationsinstitut der Universität Klagenfurt.  Sie ist für eine differenzierte Sicht auf das Thema: "Ich denke nicht, dass die Diskussion über einen Kamm geschert werden sollte. Die Rahmenbedingungen unterscheiden sich je nach Schule und Alter der Kinder und Jugendlichen." Im Volksschulalter sind Kinder sozial in der Regel nicht reif für Smartphones mit unbegrenztem Internetzugang und Zugang zu sozialen Netzwerken. "Haben dann ein paar wenige Kinder in der Klasse ein Handy und die anderen nicht, kommt es leicht zu Ausgrenzungen", so die Expertin. Ein weiteres Risiko sind Diffamierungen und Beleidigungen bzw. Mobbing über soziale Netzwerke bzw. Messenger-Dienste, weil die Kinder die Tragweite ihres medialen Handelns noch nicht abschätzen können. "In diesem Alter benötigen Kinder auch keine Handys in der Schule, höchstens am Schulweg, um ihre Eltern erreichen zu können", sagt Roth-Ebner. Sie ist dafür, digitale Medien auch schon im Volksschulunterricht einzusetzen. Dann jedoch bitte Geräte, die von der Schule zur Verfügung gestellt werden und von dieser gewartet werden.

Regeln, keine Verbote

Regeln stellen wichtige Grundlagen unseres sozialen Miteinanders dar, wie es auch bei Verkehrsregeln der Fall ist. "Ich bin dafür, die Jugendlichen selbst in die Frage einzubeziehen", sagt die Professorin. Regeln für die Verwendung von Handys in Schulen sollten partizipativ erarbeitet werden. Wenn die Mediennutzung einschließlich damit verbundener sozialer Risiken gut thematisiert und diskutiert wird, werden Jugendliche selbst bereit sein, ihren Beitrag zu einem konstruktiven Miteinander zu leisten. "Vielleicht entscheiden sie sich dann selbst für medienfreie Zonen, um sich bewusst auch einmal vom Gerät freizuspielen", so Roth-Ebner. Diese müssen laut ihr dann aber auch für die Erwachsenen gelten, die sich ihrer Vorbildrolle oft gar nicht bewusst sind und diese unzureichend wahrnehmen.

Eltern miteinbeziehen

Zusätzlich zur Einbindung der Jugendlichen in Mediennutzungsregeln sind laut Roth-Ebner noch weitere medienpädagogische Maßnahmen zur Mediennutzung Jugendlicher dringend nötig, vor allem zu den sozialen Aspekten und Risiken der Mediennutzung (Stichwort: Cybermobbing, Sexting, Fake News). Dies sollte laut Roth Ebner nicht dem Einzelengagement besonders motivierter Lehrkräfte überlassen bleiben, sondern institutionalisiert flächendeckend passieren, und das unabhängig von den für die Schule geltenden Handyregeln. "Außerdem müssen noch viel stärker Eltern einbezogen werden", meint die Expertin. Denn diese sehen sich immer noch teilweise überfordert in Sachen Medienkompetenz. Gründer hierfür sind, dass sich Kinder vermeintlich oder tatsächlich besser auskennen als Eltern. "Sie sehen sie sich oft nicht im Stande, die Verantwortung für deren Mediennutzung mitzuübernehmen und überlassen diese den Heranwachsenden", sagt Roth-Ebner.  Für interessierte Eltern empfiehlt sie die Internetseite: Saferinternet.at

Zur Sache:

Bildungsdirektor Robert Klinglmair zum diskutierten Thema: Ein allgemeines Handyverbot darf an den Kärntner Schulen nicht verhängt werden, da momentan kein gesetzliches Verbot von den Behörden vorliegt. "In unseren Bildungseinrichtungen wird über das Handyverbot im Schulforum intern abgestimmt. Daraufhin unterschreiben Eltern einen Verhaltenskodex, den die Schüler befolgen müssen", erklärt Klinglmair. Dabei variieren beispielsweise die Aufbewahrungsorte: Smartphones werden entweder im Spind versperrt, in die Schultasche gepackt oder in speziellen Handy-Boxen im Klassenraum verstaut. Oftmals kommen die Geräte als Lehrmittel zum Einsatz, was ebenfalls in den Hausordnungen festgelegt sein muss. Dabei hängen die Nutzungsbereiche vermehrt vom Schultyp ab: In einer höheren Schule gibt es andere Ansätze als in Neuen Mittelschulen (NMS). "Schüler einer Höheren Technischen Lehranstalt (Htl) entwickeln Apps im Unterricht, dabei ist der Gebrauch von einem Smartphone unumgänglich", so der Bildungsdirektor.
Bewusstseinsbildung: Da die Smartphonenutzung bereits ein wesentliches gesellschaftliches Problem darstellt, bedarf es an Aufklärungsarbeit. Um den richtigen Weg in den Kärntner Schulen einzuschlagen, misst Klinglmair der Bewusstseinsbildung großen Wert bei: "Da behördliche Verbote oftmals nicht den gewünschten Erfolg liefern, sollen Schüler sowie Eltern über die Gefahren bei der Nutzung von Handys aufgeklärt werden." Die Eltern spielen dabei eine wesentliche Rolle, da es unter anderem in ihrer Verantwortung liegt, auf welchen Social-Media-Plattformen die Kinder aktiv sind. Mit Hilfe von Workshops, Vorträgen und Informationsbroschüren sollen den Betroffenen die Augen geöffnet werden. Im Allgemeinen konnte die Bildungsdirektion mit der bisherigen Regelung des Verbots gute Erfahrungswerte sammeln und gibt sich zufrieden. "Am wichtigsten ist es, einen Mittelweg bei der Nutzung von Handys in der Schule zu finden, was bis jetzt gut funktioniert", betont Klinglmair.

Caroline Roth-Ebner unterrichtet am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft | Foto: Christina Supanz
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