Klagenfurt
"Coloured Visuals" - Wenn Farben tiefgreifende Emotionen erwecken
Fotografin Eva Asaad zeigt auf experimentelle Weise auf, was die Farbpracht unseres Daseins in uns auslösen kann und was geschieht, wenn diese plötzlich nicht mehr vorhanden ist.
KLAGENFURT. „Coloured Visuals“ nennt sich die neue Ausstellung, die der sozialen und emotionalen Funktion von Farbwirkungen auf den Grund geht und vom 24.10 bis zum 16.11 den Innenraum des Jugendstiltheaters bespielt. Eine Reise, die nicht nur die Liebe der Künstlerin zur Farbfotografie widerspiegelt, sondern tiefer auf die Ebene innerer Gefühle vordringt und individuelle Sichtweisen entlockt. Die Künstlerin Eva Asaad geht der Frage der Beeinflussung von Struktur, Ordnung und Farbe nach. Und verwehrt einen Blick auf gesellschaftliche Zustände nicht.
Tiefe Gefühlsebenen
Farben prägen unsere Vorstellung der Wahrnehmung von der Welt und bewegen uns emotional. Eva Asaad untersucht nun in dem im Zuge des Arbeitsstipendiums des Landes Kärnten entstandenen Projekt die Wirkungsmächtigkeit der Farbe in Bildern und inwiefern diese Räume erschafft, Ordnungen konstruiert, und Perspektiven erweitert. Durch Gegenüberstellungen entlarvt sie Strukturen und zeigt auf, inwieweit die bloße Auswahl der Farbtöne Stimmungen erzeugen, hervorheben, ja intensivieren kann. Weshalb Asaad auch lieber von „Colours“ spricht, wenn sie die breite Farbpalette in ihren Werken beschreiben möchte: „Wenn ich an den Begriff Farbe denke, habe ich eine spezifische Farbe vor Augen, weshalb mir die englische Übersetzung lieber ist, die für mich das reiche Konvolut an Farbtönen ausdrückt.“ Denn die Fotografien machen gerade diese Buntheit zum Gegenstand und gehen darauf ein, welche Vorstellungen, Assoziationen die Betrachter den Farben, die dann doch wieder einzeln in den Werkpaaren zum Vorschein kommen, entgegenbringen. „Die Anordnung der fotografischen Arbeiten soll die magische Farbpalette der Vielfalt der Welt der Formen, sowie die stetig anwachsende farblose Welt reflektieren“, so Asaad zum Hintergedanken ihrer Arbeiten. So wird in der Buntheit ausgedrückte die Lebensfreude der Farblosigkeit als Synonym und Ausdruck der Zeit entgegengestellt.
(Farb)Ordnungen reflektieren
Stark geht es in der Ausstellung um die Verwobenheit der beiden Begriffspaare Farbe und Ordnung und deren gegenseitige Relation. Farbe bringt Leben in die Welt, doch was geschieht, wenn uns bekannte Ordnungen versagen und sich zwangsweise verändern müssen, wie in Zeiten der Pandemie? Wenn durch den gesellschaftlichen Umbruch die unser Dasein prägenden Farben schlagartig abhandenkommen? In diesem Zusammenhang sind es Strukturen und Muster, die das Bildmaterial durchziehen. Nicht selten inszeniert sich die Künstlerin selbst, um das Verhältnis von Ordnung und Farbe auf den Körper selbst zu transponieren und haptisch werden zu lassen. Die Selbstdarstellungen werden dabei dem Verständnis der Ordnung entgegengestellt. Es ist ein Spiel mit der Sprache, das unsere gegenwärtigen gesellschaftliche Zustände reflektiert. In diesem Zusammenhang thematisiert sie uns allen bekannten Anordnungen, Verordnungen, Einordnungen, Unordnungen und Missordnungen. Stets untergründig im Werk miteingeflochten, sinnt die Künstlerin über gegenwärtige Herausforderungen nach und versucht die Spannweite über den spielerischen visuellen wie sprachlichen Umgang auszuloten.
Individueller Zugang
Um die beiden Begriffe Farbe und Ordnung kreisend, stellt Eva Asaad Bildpaare gegenüber, die Analogien in Farbton aufweisen und vermittelt dabei Geschichten und Emotionen, deren Inhalt und Intensität dem individuell wahrnehmende Betrachter gewissermaßen selbst obliegen: „Jeder besitzt ein differentes Farbempfinden und hat damit andere Assoziationen, die er Farbpaaren zuschreibt“, betont die Fotografin. „Es geht darum, dass man sich in den Bildpaaren ein Stück wiederfinden kann." Denn es liegt im Auge des Betrachters, was er daraus macht, wie er wahrnimmt und welchen Sinn er dem Gesehenen zuschreibt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.