Klagenfurt
David Mase: Mit Bescheidenheit zur großen Wirkung
Ein Künstler, der in Parallelwelten schreiten lässt und das Unmögliche des Möglichen heraufbeschwört. David Mases künstlerische Arrangements fordern unsere Wahrnehmung durch Zurücknahme heraus.
KLAGENFURT. Der Künstler David Mase weiß durch Abstraktion zu überzeugen. Gebürtig aus Klagenfurt stammend, verschlug es den jungen Kunstschaffenden zum Studium nach Wien. Dort absolvierte eine grafische Ausbildung, die sein Schaffen heute noch durchkreuzt. Seine Kunst ist es, mit minimalen Mitteln hochkomplexe Dinge darzustellen. Mase drückt auf reduzierte Weise Unsagbares aus, lässt Dinge in Schwebe und schafft es, durch ungewöhnliche Aneinanderreihungen neue Spielräume für den Betrachter zu eröffnen. Denn manchmal ist weniger mehr.
Chiffrierte Botschaften
Dass Davis Mase nur wenige Einzelelemente für seine Arbeiten benötigt und sie in Kombination miteinander so wirkungsvoll wie möglich erstrahlen lässt, liegt in der Auffassung seines Kunstverständnisses, das grenzenlos und vielschichtig wie sein Werk selbst ist. Von Reduktion bestimmt, rückt er vielmehr das Wesentliche in den Fokus. So treffen in ein und demselben Werk Stoffe aufeinander, die in Kombination ganz eigentümlichen Charakter ausstrahlen, noch nie Dagewesenes präsentieren und Überraschendes in sich beherbergen: „Es geht mir darum, wie weit man mit Texturen gehen kann und welche Farben und Elemente gegenübergestellt welche Wirkung erzielen“, so der gebürtige Klagenfurter. Schnell wird klar: Mase interessiert sich für das Verdeckte, Uneindeutige, das in seine eigene Sprache transferiert, etwas ausdrückt, was nicht klar zu lesen ist. So verfügt ein von ihm tituliertes „Self-Porträt“ zwar über einem Gesicht nachempfundene Konturen, genaue Zuordnungen wie Proportionen werden jedoch aufs Minimale heruntergebrochen. Das Werk bliebt mehrdeutig und lässt Interpretationsspielraum für den Betrachter offen. Seinen künstlerischen Eingebungen freien Lauf lassend, verzichtet er bewusst auf Eindeutigkeit: „Es ist wie ein Schreiten in eine Zwischenwelt, wo sich der Betrachter zwar an eine Sache erinnert, dabei aber nur das Gefühl von etwas bekommt und ihm eine keine klare Botschaft verwehrt bleibt. Auf diese Weise versuche ich Dinge auszudrücken, ohne etwas klar sagen zu müssen.“ In diesem Sinne wählt der Künstler ein Bildmaterial aus, pickt aus diesem, einzelne Elemente heraus und adaptiert sie so lange, bis sie ein aus elementaren Formen bestehendes Ganzes ergeben. Der in Wien lebende Kunstschaffende lotet dabei nicht selten Grenzen des Möglichen aus.
Mit Vorhandenem arbeiten
Wenngleich Mase momentan wieder stärker zur bildenden Kunst zurückgekommen ist, können die verwendeten Materialien auch ganz anderer Natur sein. Alltagsmaterialien und Fundgegenstände werden als ebenbürtige Kunstobjekte miteinbezogen. In einem Projekt fertigte er lediglich mit schon vorhandenen Dingen Kunstwerke an und eröffnet dabei ganz neue Dimensionen: „Ich bin an verschiedene Plätze gegangen und habe ausschließlich mit dem gearbeitet, was schon vor Ort war.“ Der Hintergedanke, Werke ganz alternativ und unabhängig zu schaffen, durchzieht die dabei entstandenen Arbeiten. Unter ihnen die in Krumpendorf entstandene Arbeit „At the Lake“, die aus Bootsplanen und Holz besteht, lediglich minimal verändert und in einen Rahmen eingespannt. „Materialmalerei“ nennt Mase diese Arbeitsweise, in der er sich auf die Stoffe beschränkt, die schon da sind und den Ort selbst umgeben.
Die Wurzeln fest im Blick
Der zurzeit in Wien lebende Künstler ist nicht nur eng mit seiner Heimatstadt Klagenfurt verbunden, sondern nicht selten auch in hier organisierten Kunstprojekten und Ausstellungen beteiligt. Für die künstlerische Ausgestaltung der Unterführung in St. Ruprecht kam Mase nicht nur örtlich, sondern auch künstlerisch zu seinen Wurzeln zurück. Denn es war die Graffitikunst, die in ihm den künstlerischen Drang als Jugendlicher entfachte und in der er sich erstmals frei entfaltete. Der Fokus der Arbeit wurde auf das verbindende Element gelegt, sprich es ging stark um die Rolle dieses Platzes als Bildungsglied wie auch als Ort der Integration, was sich in der künstlerischen Arbeit wiederfindet. So abstrahierte Mase in Zusammenarbeit mit jugendlichen Street Work-Klienten die bunten Farben der Flaggen der in St. Ruprecht lebenden Nationalitäten und leitete daraus ein abstraktes Motiv ab. Interessant fand Mase dabei den interaktiven Prozess, der mit diesem Projekt einherging: „Es ist schon spannend, wie viele Passanten stehen bleiben und in Diskussion mit uns treten. Weil es halt ein Projekt ist, das aufgrund des öffentlichen Charakters alle angeht.“ Im Frühjahr wird der Künstler die Galerie 3 mit seinen wirkungsvollen Arbeiten bespielen. „Noch ist coronabedingt alles ein wenig entschleunigt, weshalb ich aber nicht weniger produktiv bin. Ich habe mich vielmehr ins Atelier zurückgezogen und vielfältige Arbeiten geschaffen.“
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