Seltene Berufe
Der Klagenfurter Orthopäde für die Pferde
Der Klagenfurter Harald Egger hat im 2. Bildungsweg den traditionellen Beruf des Hufschmieds erlernt.
WÖLFNITZ (vep). Klavierbauer, Bootsbauer, Hutmacher, Kürschner... Es gibt einige Lehrberufe und Berufe, die hierzulande kaum noch ausgeübt oder erlernt werden. Einer davon ist auch das traditionelle Handwerk des Hufschmieds. Auch wenn der Beruf seit heuer ein Freies Gewerbe ist und die Zahl der Hufschmiede steigt: In Klagenfurt gibt es derzeit genau einen. Nämlich Harald Egger aus Wölfnitz. Der gelernte Werkzeugmaschineur hat im zweiten Bildungsweg den Beruf des Hufschmiedes erlernt. 2010 hat er den Entschluss gefasst, seinen alten Job und das Leben als Arbeitnehmer sprichwörtlich an den Nagel zu hängen und hat an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien die dreimonatige Ausbildung absolviert. "Es gibt nur zwei Ausbildungsstätten in Österreich, die Vet-Med-Uni sowie eine in Oberösterreich", sagt Egger. Für diese Art der Ausbildung ist eine abgeschlossene Lehre in einem Metall-Beruf, wie Schlosser, Schmied oder eben Werkzeugmaschineur, Voraussetzung.
Wieder als Lehrberuf eingeführt
Seit einigen Jahren ist der Hufschmied zudem wieder ein Lehrberuf. "In Kärnten entscheiden sich viele erst in späteren Jahren für die Ausbildungsvariante, wie ich sie gemacht habe", sagt Egger.
Er musste damals gegen Vorurteile kämpfen. "Viele haben ungläubig gefragt, ob ich mir wirklich sicher bin, so spät noch einen neuen Beruf zu erlernen und mich noch dazu selbstständig zu machen", sagt der 40-Jährige. Letztendlich war es für ihn dann eine Bauchentscheidung. "Ich habe durch Freunde, die Pferdebesitzer sind, über die Jahre einfach gemerkt, dass ich ein gutes Händchen für diese Tiere habe", erzählt er.
Den Großteil der Arbeit eines Hufschmiedes macht die Hufpflege, also das Ausschneiden der Hufe aus. "Der Hufschmied ist eigentlich der Orthopäde für Pferde. Der Huf ist wie ein Fingernagel. Die Pferde erhalten also auch eine Maniküre", sagt Egger lachend. Dabei wird jeder Fuß, jedes Gelenk einzeln angeschaut. "Ich achte genau darauf, wie das Pferd sich bewegt und beobachte die Gelenke." Macht man beim Ausschneiden der Hufe etwas falsch, kann es zu Fehlstellungen kommen und ein Pferd im schlimmsten Fall nicht mehr gehen. "Das Hufeisen ist dann oft der Abschluss. Gerade bei uns in Kärnten mit vielen steinigen Wegen ist der Hufschutz wichtig. Ansonsten ist es für das Pferd aber besser, wenn es barhuf laufen kann."
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Egger genießt es nun, mit den Tieren, aber auch den Menschen dahinter zu arbeiten. "Pferde werden nicht umsonst für Therapien eingesetzt. Sie geben dir eine direkte, unverfälschte und ehrliche Reaktion auf dein Tun", sagt Egger. Der Beruf hat aber auch seine Schattenseiten. "Man sitzt zum Beispiel viel im Auto, viele Kollegen empfinden das als anstrengend. Ich habe mir angewöhnt, im Auto Expertenvorträge oder Sachbücher anzuhören und die Zeit so sinnvoll zu nutzen", schmunzelt er. Und man muss sich im klaren darüber sein, dass Hufschmiede vor allem über die Sommermonate Hochsaison haben, während andere gern Urlaub machen.
Hufschmied bei Hobbyreitern wieder stärker gefragt
Jedenfalls ist die Arbeit des Hufschmieds wieder etwas mehr gefragt, denn laut Egger gibt es immer mehr Freizeitreiter. "Eine Zeit lang war das ein elitärer Sport, doch heute gibt es sehr viele Hobbyreiter, vor allem weibliche. Und es stimmt nicht, dass sich nur gut betuchte Menschen Pferde leisten. Ich kenne viele Mädchen und junge Frauen, die ihr Geld in ihre geliebten Tiere stecken, dafür aber auf andere Dinge verzichten. Das ist für sie eine Herzenssache."
Zur Sache: Hufschmiede in Kärnten
In Klagenfurt gibt es laut Wirtschaftskammer einen Hufschmied mit aufrechtem Gewerbe, in Klagenfurt Land zwei.
In Kärnten gibt es insgesamt derzeit 40 Hufschmiede.
Auch Schmiede dürfen Hufschmiedearbeiten durchführen.
Seit der Gewerbe-Novelle mit 1. Mai 2018 ist der Hufschmied ein Freies Gewerbe.
Vor einigen Jahren wurde der Hufschmied wieder als Lehrberuf in Österreich eingeführt.
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