Die Liebe zum See und zum Wassersport
Einsatzstellenleiter Wilfried Kammerer über seine Tätigkeit als oberster Wasserretter in Klagenfurt.
KLAGENFURT (chl). Wilfried Kammerer ist Leiter des Ordnungsamtes in Klagenfurt und Einsatzstellenleiter der "Österreichischen Wasserrettung" (ÖWR). Rund 70 aktive Mitglieder zählt die Einsatzstelle Klagenfurt, ein Großteil davon sind Jugendliche, die Stamm-Mannschaft besteht aus Erwachsenen. Die Freizeit im Sommer verbringt Kammerer "bei Schönwetter mehr oder weniger im Strandbad. Der Urlaub im Sommer geht für die Wasserrettung drauf, das ist bei uns so üblich."
Der Überwachungsbereich der Einsatzstelle Klagenfurt erstreckt sich vom Strandbad Klagenfurt über Strandbad Loretto bis Strandbad Maiernigg. Dazu kommen die Fließgewässer wie Sattnitz, Glan und Teile der Gurk. Für die Überwachung stehen zwei Motorboote, zwei Ruderboote sowie mehrere Schwimmbretter, Stand-up-Paddles und Kajaks zur Verfügung.
Bereit für den Dienst
"Wir haben einen Bereitschaftsdienst, das heißt: Wenn etwas passiert, rücken wir aus. Ansonsten machen wir, auf den See bezogen, Bäderüberwachung", erklärt der Einsatzstellenleiter. Dazu kommen die Aufgaben der Veranstaltungsüberwachung. "Beim Ironman beispielsweise haben wir um die 100 Leute, die den Bewerb überwachen."
Kammerer selbst hat als Student mit 20 Jahren bei der Wasserrettung angeheuert. "Ich war Badegast in Maiernigg, als außerhalb des Badebereiches ein Ruderboot kenterte und keine Wasserrettung in der Nähe war. Da habe ich mich dazu entschlossen, die Ausbildung zu machen, damit ich weiß, wie ich helfen kann."
Gefahren am Wasser
Die größten Gefahren am Wasser sind laut Kammerer mangelnde Schwimmkenntnisse, Selbstüberschätzung und die Nicht-Einhaltung der Baderegeln. Dazu gibt es je nach Bad unterschiedliche Einsatzszenarien: "Aufgrund der Größe des Strandbades ist eine unserer Haupttätigkeiten die Suche nach Kindern. Wir haben auch viele ältere, gute Schwimmer, die machen, was sie immer gemacht haben, aber auf einmal einen Schwächeanfall erleiden, da sie entweder einen schlechten Tag oder vergessen haben, die Medikamente einzunehmen. Diese Einsätze häufen sich."
Die lebensgefährlichen Einsätze halten sich, so Kammerer - "Ich muss auf Holz klopfen" - in Grenzen. Dies verdanke man der umfangreichen Präventionsarbeit nach dem Motto "Jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer, jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer".
Man vergisst die Bilder nicht ...
Sollte man einmal doch zu spät kommen oder geht es um die Bergung eines Toten, ist dies für alle Beteiligten eine schwierige Situation. "Ich war im Vorjahr bei der Bergung des Bootsunfall-Opfers dabei, auch vor zwei Jahren, als während des Beach-Volleyball-Turniers ein Besucher abgängig war … Man vergisst die Bilder nicht, daher sollte man den aktiven Dienst auf keinen Fall machen, wenn es einen zu sehr belastet. Selbstverständlich stellt die Wasserrettung auch psychologische Betreuung zur Verfügung. Ich achte darauf, dass diese Einsätze nur von Erwachsenen durchgeführt werden, und versuche, auch nach geglückten Einsätzen mit meinen Leuten zu sprechen, um herauszufinden, wie hoch die Belastung ist."
Freundschaft und Ehrenamt
Kammerer legt großen Wert darauf, dass "seine Wasserretter" auch anderen Interessen und Hobbys nachgehen: "Bei mir sind das Schifahren, Eishockey, Mountainbiken, Bergwandern." Beginnen kann man bei der ÖWR bereits mit elf Jahren, mit dem "Juniorretter"-Kurs. "Heuer haben wir wieder 20 Juniorretter zwischen elf und 13 Jahren ausgebildet", funktioniert die Nachwuchspflege in der Einsatzstelle Klagenfurt bestens.
"Die Liebe zum Wasser, zum See, zum Wassersport ist das eine, das Bedürfnis, Menschen in Not zu helfen das andere", beschreibt Kammerer seine Motivation und Leidenschaft als Wasserretter. "Dazu kommt noch die tiefe Freundschaft, die durch das gemeinsame Ziel und das gemeinsame Arbeiten entstanden ist." Das Schönste und der größte Danke ist "der Ausdruck in den Augen der Menschen, denen man geholfen hat".
Die Ehrenamtlichkeit der Wasserrettung ist für Kammerer Ehrensache: "Ich bin der Meinung, dass man dem Staat etwas zurückgeben sollte in Form einer freiwilligen Tätigkeit. Das ist dem Staat geschuldet, damit er funktioniert."
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