Adventzeit
Heimbewohner brauchen Nähe
Die Pandemie, die dunkle Jahreszeit und das kommende Weihnachtsfest. Schwierige Situation in den Pflegeheimen.
KLAGENFURT. „Gerade in der kalten und dunklen Jahreszeit sehnen sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner nach menschlicher Wärme, Nähe, Zärtlichkeit und körperlichen Berührungen“, erzählt Denise Koppensteiner (23), Dipl. Sozialbetreuerin und Pflegeassistentin im Pflegeheim St. Peter, außerdem „Pflegerin mit Herz 2020“. „Diese Nähe können wir ihnen auf Grund der strengen Corona-Sicherheitsvorkehrungen im Moment leider nur bedingt geben. Freilich versuchen wir dennoch alles, um es unseren 120 Bewohnern so erträglich wie möglich zu machen. “Viele positive Testungen unter Bewohnern und Pflegepersonal erschweren die tägliche Arbeit des Pflegepersonales aber zusätzlich enorm.
Strenges Besuchsverbot
Zurzeit sind in St. Peter keine Besuche von Angehörigen möglich. Man behilft sich pragmatisch mit Telefonaten und Kontakten durch die Fensterscheibe, was es auch für die Angehörigen alles andere als leicht macht. „Ganz besonders unsere demenzkranken Bewohner können es nicht verstehen, warum ihre Angehörigen nicht auf Besuch kommen“, berichtet Koppensteiner, „auch die vielen Menschen mit Schutzmaske machen ihnen eher Angst. Viele reagieren mit Frustgefühlen, Unverständnis und auch Aggressivität. Nicht wenige fühlen sich an das Kriegsgeschehen zurückerinnert. Leider wissen wir aber zurzeit überhaupt nicht, ob dieses Besuchsverbot über Weihnachten aufrecht bleibt.“
Advent-Feiern nur in kleinen Gruppen
Heimleitung und Personal versuchen dennoch auch so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Ist man früher in größeren Gruppen zusammengesessen, finden die Adventfeiern im Moment in St. Peter nur in Kleinstgruppen zu maximal 4 Personen statt.
„Wir dürfen ja nicht einmal singen“, erzählt die Sozialbetreuerin weiter, „also behelfen wir uns mit dem Erzählen von Weihnachtsgeschichten und unsere Bewohner erzählen, wie es früher zu Weihnachten war.“ Oder aber die Besucher lassen sich etwas einfallen. So spricht man im Pflegeheim St. Peter noch immer über das Geburtstagsfest für eine 95jährige Insassin. „Das Geburtstagskind stand am Balkon im ersten Stock“, erzählt Koppensteiner, „während ihre Angehörigen im Freien musizierten, sangen und Glückwünsche überbrachten. Sehr zur Freude der alten Dame.“
An persönliche Grenzen gestoßen
„Im Frühjahr waren wir noch die Helden“, klagt Koppensteiner im Gespräch mit der WOCHE leicht frustriert, „doch die öffentliche Meinung hat sich leider gedreht. Allzu viel Wertschätzung ist in der Öffentlichkeit nicht mehr vorhanden.“ Eine einmalige Corona-Prämie von € 500,- hat das Pflegepersonal nach der ersten Corona-Welle erhalten. Eine gewisse persönliche Unzufriedenheit macht sich dennoch breit. Koppensteiner: „Wir haben auch schon 7 Tage durchgearbeitet und sind nicht nur einmal an unsere persönlichen Grenzen gestoßen. Unser Job ist seelisch belastend, körperlich anstrengend und meiner Meinung nach krass unterbezahlt. Da sind bei mir schon erste Selbstzweifel aufgekommen, ob nicht ein normaler Bürojob besser für mich wäre.“ Viel Zeit ist aber ohnehin nicht vorhanden zum Nachdenken, denn noch während des Interviews erschallt der Ruf nach der engagierte Sozialbetreuerin. „Jemand muss für diese Menschen ja da sein“, meint Denise Koppensteiner zum Abschluss, „und unser größter Lohn ist die Dankbarkeit der Menschen!“
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