"Ihr Menschen, ihr Ungeheuer!
neuebuehnevillach: „Undine geht" von Ingeborg Bachmann, ein musikalisch poetischer Abend über Liebe, Sehnsucht und Hoffnung.
(chl). In einen schwarzen Raum stellt Regisseur Michael Weger das Wasserwesen Undine, auf der Bühne ein ebenfalls schwarzer Stuhl, umgeben von drei flachen Wasserbecken. Das Spiel mit dem Wasser der drei Becken ist eine Art inszeniertes Leitmotiv für Undine-Darstellerin Isabella Weitz in ihrem schlichten Kleid; ein langes Stück Tuch ist einmal Schleier, dann wieder in Wasser getränktes Symbol fürs Auf- und Abtauchen des Wesens, das nur von einem Menschen beseelt werden kann.
Theater-Musik
Begleitet (und ergänzt) wird Ingeborg Bachmanns Text von einem Theater-Soundtrack bestehend aus instrumentalem Score und Liedern mit neuen Texten. Score und Lieder komponierte und produzierte Manfred Plessl (Geiger bei "Acies Quartett" sowie "Die Unvollendeten"), die Liedtexte stammen von Stefan David Zefferer.
Die Lieder tragen bei zur Verarbeitung der Bachmann'schen Wortkunst. Einerseits weil sie sind, was sie sind, nämlich Lieder mit ins Ohr gehenden Melodien, andererseits durch die Texte, die mehr dem Mainstream entsprechen als der schwere Stoff aus Bachmanns Feder.
Der Mix aus engagierter Leidenschaft der Bachmann-Erzählung "Undine geht", und den "Briefen an Felician", den elektronischen Soundspuren und den Liedern, deren Performance einem Chanson-, teils einem Popkonzert gleichen, gefasst in eine publikumsfreundliche 80 Minuten-Einheit regt an, sich dem Originaltext und/oder anderen Texten von Kärntens größter Dichterin zu widmen. Und genau darum soll's doch auch am Theater gehen: Neugier und Leselust zu wecken für die großen MeisterInnen der Literatur.
Junges Schauspieltalent
Die Entscheidung Wegers für eine sehr junge, "unverbrauchte", quasi "unbefleckte" Darstellerin ist nachvollziehbar. Das Engagement der 27-jährigen Isabella Weitz war die richtige Wahl, denn abgesehen von ihrer beeindruckenden schauspielerischen Leistung tragen ihre Musikalität und Stimme die zeitgemäße Inszenierung. Die Schauspielstudentin (am Landeskonservatorium Klagenfurt) bietet in ihrem fünften Semester bereits mehr Bühnenpräsenz und schauspielerischen Ausdruck als so manche "bühnenreife" Profikollegin.
Den Theater-Soundtrack gibt's übrigens auch auf CD, schlicht betitelt mit "Undine". Darauf zu hören sind der instrumentale Score und die vier Lieder des poetisch-musikalischen Stücks (CD-Bestellung unter office@neuebuehnevillach.at; erhältlich auch bei den Aufführungen).
"Undine geht": bis 25. November, neuebuehnevillach
Karten: 04242/27341
Infos: http://www.neuebuehnevillach.at
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