Klagenfurt wird zum Zentrum der Krebstherapie in Kärnten
Klinikum Klagenfurt baut bis 2024 modernes Cancer-Center, das gesamtes Spektrum der Krebstherapie bündelt.
KLAGENFURT (vep). Bis 2024 wird am Gelände des Klinikum Klagenfurt in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Wien ein neues Krebszentrum entstehen. Kabeg-Vorstand Arnold Gabriel kündigte bereits im September 2018 an, das die bestehenden onkologischen Heil- und Pflegeeinrichtungen in diesem neuen Gebäude zusammengefasst werden und mit den modernsten Behandlungsmethoden vernetzt werden sollen.
Modernes Cancer-Center wird das Kompetenzzentrum Kärntens
Nun sind die Pläne schon weit gediegen, das Projekt läuft unter dem Namen Cancer-Center. Der Abteilungsvorstand der Onkologie und Hämatologie am Klinikum Klagenfurt, Prof. Dr. Wolfgang Eisterer, sieht darin viele Vorteile: "Onkologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin werden räumlich gebündelt. Auch alle anderen Fachdisziplinen, die onkologisch behandeln, wie Dermatologie oder HNO, werden mit diesem Zentrum vernetzt und darin verortet sein, um das Fachwissen und die Therapieabläufe zu bündeln."
Kurze Wege für Patienten an einem Ort
Besonders wichtig ist das neue Zentrum auch für das Institut der Strahlentherapie und Radioonkologie. Laut Institutsvorstand Prim. Dr. Wolfgang Raunik ist bei 60 % der Krebsheilungen die Radiotherapie beteiligt. "Damit ist die Radiotherapie eine fixe Säule bei der Behandlung von Krebserkrankungen unabhängig, um welche Tumorart es sich handelt." Auch bei Krebserkrankungen, bei denen eine Heilung nicht mehr möglich respektive nicht mehr zu erwarten ist, biete die Strahlentherapie vielfältige Möglichkeiten Symptome wirkungsvoll zu lindern.
Das geplante Cancer-Center bündelt das gesamte Spektrum der Krebstherapie dann nicht nur organisatorisch, sondern auch personell und infrastrukturell. Raunik: "Vorteil für Patienten, die meist multimodal behandelt werden, sind kurze Wege sowie die erleichterte Interdisziplinarität zwischen den einzelnen relevanten Fachbereichen."
Erstmals interdisziplinäre onkologische Bettenstation
Eine laut Raunik dann tatsächlich eingerichtete interdisziplinäre onkologische Bettenstation kann dann gemeinsam visitiert werden, "im Sinne einer Optimierung der Behandlungsabläufe und des Nebenwirkungsmanagements", erläutert der Mediziner.
Großräumige Ambulanz
Allerdings werde laut Raunik Onkologie und Radioonkologie zukünftig in erster Linie ambulant erfolgen. "Dafür ist die Planung und Einrichtung einer großzügigen Ambulanz vorgesehen, in der neben der Onkologie und Radioonkologie auch andere onkologische Sonderfächer tätig werden." Angeschlossen sein solle laut Raunik auch eine Nachsorgeambulanz für eine bessere Dokumentation und Auswertung der Wirksamkeit unserer Behandlungsmaßnahmen, aber auch für eine sichere Erkennung und richtige Behandlung von kurzfristigen und Spätnebenwirkungen.
"Fix inkludiert sollte auch ein eigenes Büro des klinisch-psychologischen Dienstes sein zur Komplettierung des Behandlungsangebotes", erläutert Raunik.
Möglichkeiten machen engere Spezialisierung nötig
Laut dem Institutsvorstand der Strahlentherapie waren vor allem die vergangenen Jahre geprägt durch eine unglaubliche Entwicklung an neuen Erkenntnissen und Behandlungsmöglichkeiten: "Dem einzelnen Arzt ist es nicht mehr möglich ist, alle Therapieoptionen für jede einzelne Tumorerkrankung zu kennen."
Klagenfurt wird noch spezialisierter
Mit dem neuen Cancer-Center geht laut Raunik auch die Entwicklung und Ausbildung von sogenannten "Organspezialisten" einher. "Das wird die Behandlung der Kärntner Krebspatientinnen und Krebspatienten auf hohem medizinischen Niveau sicherstellen. Das bedeutet auch eine zunehmende Zentrumsposition von Klagenfurt, in enger bilateraler Kooperation mit den onkologisch tätigen Krankenanstalten im Land Kärnten", schließt Raunik.
1.650 Patienten derzeit in Behandlung
Am Institut für Strahlentherapie/Radioonkologie ist das einzige in Kärnten. Aktuell werden an den Linearbeschleunigern laut Raunik 1.650 Patienten behandelt. "Hinzu kommen noch ca. 50 Patienten, die mittels Brachytherapie behandelt werden sowie ca. 240 Patienten mit einer gutartigen degenerativen Erkrankung, wie beispielsweise einer Kalkschulter", informiert Raunik.
Zusätzlich zu allen Standardtherapien werden jegliche radio-onkologischen Spezialitäten angeboten (außer Ganzkörperbestrahlung bei akuter Leukämie). Ein Schwerpunkt ist die stereotaktische Hochpräzisionsbestrahlung von Tumoren im Gehirn und im Bereich der Lunge und Leber sowie die stereotaktische Behandlung von Lymphknoten, Rezidiven und Knochenmetastasen. "Seit über 15 Jahren bieten wir auch intraoperative Radiotherapie an, v. a. für die Tumorbettbestrahlung bei Brustkrebs-OPs."
Nicht alle können behandelt werden
Aktuell können laut Raunik jedoch nicht alle Patienten, die eine Radiotherapie brauchen, in Klagenfurt behandelt werden. Grund ist die fehlende Gerätekapazität sowie der Umstand, dass das Institut in Klagenfurt das einzige in ganz Kärnten ist. "Patienten suchen sich eine Möglichkeit in anderen Bundesländern oder erhalten eine andere onkologische Therapie. Aus diesem Grund wurde im Land nun die Anschaffung eines vierten Linearbeschleunigers beschlossen, mit einer Inbetriebnahme für die Patientenbehandlung rechne ich mit Herbst 2020", informiert Raunik.
Forschung zu revolutionärem Behandlungsansatz
Aktuell erforscht auch Dr. Slavisa Tubin am Institut einen völlig revolutionären Behandlungsansatz. Das Ziel dabei ist nicht wie sonst in der Radioonkologie bisher üblich der gesamte Tumor, sondern eine besondere Schicht in größeren Tumorknoten, in der aufgrund Sauerstoffmangel und Unterversorgung ein besonderes Milieu herrscht. "Damit lassen sich überraschende Effekte erzielen, die nicht nur zu einer Verkleinerung des behandelten Tumorknotens führen, sondern auch unbestrahlte entfernte Läsionen schrumpfen lassen", so Raunik. Das erfreuliche dabei sei, dass diese Behandlungsmethode auch noch zur Anwendung kommen könne, wenn alle anderen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft sind. Die Behandlungssicherheit muss aber noch im Rahmen von Studien geprüft werden.
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