Klaus Littmann
"Meine Stars auf der Bühne sind die Bäume"

"Das wird um die Welt gehen", ist Kunst-Initiator Klaus Littmann überzeugt. Mit seinem Projekt "For Forest", dem sogenannten Wald im Stadion, werde Klagenfurt einen Fußabdruck auf der Weltkulturkarte hinterlassen | Foto: Polzer
  • "Das wird um die Welt gehen", ist Kunst-Initiator Klaus Littmann überzeugt. Mit seinem Projekt "For Forest", dem sogenannten Wald im Stadion, werde Klagenfurt einen Fußabdruck auf der Weltkulturkarte hinterlassen
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Im Herbst wird im Klagenfurter Stadion die "ungebrochene Anziehungskraft der Natur" zu erleben sein. Über seine Vision, aber auch Kritiker, spricht "For Forest"-Initiator Klaus Littmann im WOCHE-Interview. 

KLAGENFURT (vep). In sieben Monaten wird im Klagenfurter Stadion die "ungebrochene Anziehungskraft der Natur" zu erleben sein. Der Schweizer Kunstinitiator Klaus Littmann wird bekanntlich ab dem 8. September das in Österreich bis dato größte Kunstprojekt im öffentlichen Raum umsetzen und für zwei Monate einen Wald im Stadion entstehen lassen - nach dem berühmten Werk von Max Peintner, das in zahlreichen Schulbüchern zu finden ist.  

Veränderte Wahrnehmung kommt automatisch 

Es sei "natürlich befremdlich", was er mache, aber genau darum geht es Littmann: "Wir setzen etwas, das jeder meint zu kennen, plötzlich in einen völlig neuen Kontext. Wir verbinden das Künstliche des Stadions - Glas, Beton und Stahl - mit dem Natürlichen. Das verändert die Wahrnehmung der Menschen, ob sie wollen oder nicht."

Das Besonders daran sei, dass man - im Gegensatz zum "normalen" Alltag in Kärnten - den Wald nicht betreten, nicht berühren könne. "Die Besucher sind in diesem Stadion ganz nah am Wald, können aber nicht hinein, sondern nur genau hinsehen. Aus den unterschiedlichsten Perspektiven, je nachdem, wo im Stadion sie sich befinden. Sie können sich dann auf eine ganz neue Art und Weise mit der Natur, mit dem Wald auseinandersetzen." Wie es bei Kunst eben ist, wird jeder etwas anderes sehen. Littmann: "Natürlich sind mit diesem Projekt viele Themen verbunden. Jeder Mensch wird etwas anderes für sich erkennen. Ein Mahnmal zum Klimawandel, eine Skulptur, Installation oder ein Symbol für das Leben." 

Manchmal wird Littmann vorgehalten, warum er die Aufmerksamkeit auf etwas lenke, das in Kärnten ohnehin im Überfluss vorhanden sei. "Diese Menschen frage ich dann im Gegenzug, ob sie den Wald überhaupt noch sehen, sich seiner bewusst sind."

Viele kulturelle Begleitprojekte geplant 

Neben der Kunstinstallation im Stadion selbst sind viele kulturelle Begleitprojekte in ganz Klagenfurt geplant, hier entwickle sich laut Littmann eine unglaubliche Dynamik in der heimischen Kulturszene: Zwei große Ausstellungen in Galerien, literarisches Begleitprogramm im Musilmuseum, frei zugängliche Film- und Dokumentationsreihen im Wulfenia-Kino, ein Bewerb zum Thema Holz im Architekturhaus, Kunstinstallationen in der Stadt, Sonderinszenierungen am Theater, Zusammenarbeit mit dem KSO-Orchester im Stadion selbst, die Poetry-Slammer werden sich einbringen, und, und, und. "Das alles ist gerade stark im Wachsen, wir sind mit sehr vielen Menschen in Kontakt." 

Genaue Choreografie wie im Theater

Der "Star", der Wald im Stadion selbst wird ein Mischwald sein, genau wie er hierzulande vorherrschend ist. "Ich habe Glück, mit Enzo Enea, dem internationalen Garten- und Landschaftsarchitekten schlechthin, einen tollen Unterstützer gefunden zu haben", sagt Littmann. Enea ist derjenige, der die Choreografie der Bäume und die Komposition des herbstlichen Farbenspiels übernimmt. Die Anordnung der 200 Bäume ist dabei eine genaue Inszenierung. "Enzo bestimmt nun, welche Bäume zuerst Blätter verlieren, welche zu dieser Jahreszeit welche Farben tragen und komponiert dann - mit genauer Nummerierung - die tatsächliche Aufstellung", erläutert Littmann und sagt: "Es ist wie im Theater und meine Stars sind die Bäume." 

Logistische Herausforderung

Logistisch ist dieses große Kunstprojekt naturgemäß eine Herausforderung. "Wir arbeiten jetzt an allem parallel, an der technischen Umsetzung, der Öffentlichkeitsarbeit, dem gesamten Begleitprogramm inklusive Buch- und Filmproduktionen, aber auch an der Verkehrs- und Besucherführung rund um das Stadion." Nach dem Konzert von Andrea Berg im August muss dann alles "sitzen", denn erst dann beginnen die Aufbauarbeiten im Stadion. "Wir haben ein knappes Zeitfenster, aber ich bin zuversichtlich", schmunzelt Littmann.

Die "Ermöglicher" im Hintergrund

Mit der Finanzierung - Littmann benötigt 1,5 Mio. Euro und stellt diese selbst auf, sei "er schon sehr weit". Mehr lässt sich Littmann über die Suche nach "Ermöglichern", wie er die Unterstützer nennt, nicht entlocken. "Ich bin aber so weit, dass ich mit gutem Gewissen sagen kann, es wird definitiv stattfinden." Unterstützt wird Littmann nicht nur mit Geld, sondern vielfach auch durch Sachleistungen von Firmen. "Ich bin sehr froh darüber, denn wir brauchen auch vieles an Maschinen, Manpower und sonstigen Dingen. Firmen, die uns in dieser Form unterstützen, sind so auch viel stärker Teil des Projektes."
Ein Beispiel: Derzeit ist Littmann noch am Organisieren einer unglaublich großen Menge an Hackschnitzeln, die für Aufschüttungen benötigt wird. "Ich lege enormen Wert auf die Optik. Mein Ziel ist, dass die Leute hinausgehen und sagen: "Da wurde ein Stadion um den Wald gebaut. Nicht umgekehrt." 

Klagenfurt wird Fußabdruck auf Kulturweltkarte hinterlassen

Auch wenn sein Kunstprojekt kontrovers diskutiert wird, so wird es dennoch eine unglaubliche Strahlkraft für die Stadt Klagenfurt haben, ist Littmann, und mit ihm viele weitere Menschen, überzeugt. "Klagenfurt wird damit eine einzigartige Publizität zukommen, wenn die Bilder um die Welt gehen, geht der Name Klagenfurt mit. Das sprengt das wahrscheinlich jeden Rahmen und lässt sich mit Geld nicht aufwiegen."
Zudem werde "For Forest" internationales Publikum anziehen. "Begünstigt wird dies durch die gleichzeitig stattfindende Biennale in Venedig. Für die heimischen Hoteliers bedeutet das zudem auch eine Saisonverlängerung", sagt Littmann. Er ist überzeugt, dass Klagenfurt durch dieses Projekt einen Fußabdruck auf der Kulturweltkarte hinterlassen wird.
"Und die Stadt bekommt einen Wald geschenkt", sagt Littmann lachend. 

Der Wald und die Geschichte werden weiterleben

Denn nach dem Projekt wird der Wald 1:1 in Klagenfurt für immer eingepflanzt. "Verbunden mit einem Holzpavillion, in dem diese Geschichte noch lange weitererzählt wird." Ob der Wald auf Höhe des Lakesideparks gepflanzt wird, ist noch nicht fixiert. "Aber es wird jedenfalls passieren. Das war mir von Anfang an wichtig, dass der Wald im Anschluss nicht zerstört wird, sondern nachhaltig weiterexistieren kann." 

"Übergebe Stadion besenrein"

Von der Kritik der Steuergeld-Verschwendung oder Zerstörung des Stadionrasens will Littmann nichts wissen."Auch wenn Kritiker das gebetsmühlenartig predigen, wird es durch die immer wiederkehrende Wiederholung auch nicht wahr. Ich habe keinen Cent der Stadt erhalten, wohl aber einen klaren Vertrag. Ich übergebe das Stadion genauso, wie ich es bekommen habe, besenrein sozusagen. Für Schäden, die entstehen, muss ich aufkommen." Vereinbart wurde lediglich, dass Littmann das Stadion zwei Monate lang kostenfrei nutzen darf. "Die normalen Betriebskosten wären ohnehin zu zahlen, egal, ob nun Bäume im Stadion stehen oder eben nicht", sagt Littmann.

"Es gibt auch Unterstützer der Austria Klagenfurt"

Was nun rund um das Stadion geschehe - Stichwort Ausweich-Spielstätte für die Austria Klagenfurt - beobachte Littmann sehr genau. Es täte ihm leid für den Fußballclub und auch, dass da vieles hochgekocht worden sei. "Aber mir wurde von Sportpark-Chef Gert Unterköfler versichert, dass diese Maßnahmen ohnehin nötig und geplant gewesen wären." Abgesehen davon verrät Littmann: "Es gibt z. B. eine Person, die das Kunstprojekt unterstützt und nun auch die Erneuerung der Flutlichtanlage auf dem Ausweich-Platz für die Austria Klagenfurt."

Klaus Littmann, der Mann hinter "For Forest"

Warum macht Klaus Littmann das eigentlich? - werden sich wohl viele fragen. Der Schweizer Kulturinitiator hat sich generell auf Kunst und Kultur im öffentlichen Raum spezialisiert und schon einige Projekte realisiert, die für Aufsehen sorgen. "Ich empfinde den öffentlichen Raum als etwas Spannendes, denn er bietet die Möglichkeit, jeden Menschen erreichen zu können", sagt Littmann.

Er will einen Kulturbegriff befördern, der sehr breit angelegt ist. "Es gibt nicht nur die Hochkultur, sondern auch die Alltagskultur. Alleine, wenn zwei Menschen bei einem Kaffee sitzen und sich unterhalten, ist das eine Form der Kultur." Wenn er im öffentlichen Raum Kunst initiiert, könne jeder Mensch selbst entscheiden, ob er sich darauf einlässt. "Und in der Öffentlichkeit bestehen keine Schwelenängste." Sprich: Kunst ist frei zugänglich. "Und vielleicht erreiche ich damit Menschen, die sich sonst nicht darauf einlassen würden. Und sie entdecken dann für sich vielleicht neue Eindrücke, neue Sichtweisen." 

Projekte sind immer zeitlich begrenzt

Eines ist Littmann bei seinen Projekten ganz wichtig: "Es ist immer temporär. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen Kulturprojekten weniger ablehnend gegenüberstehen wenn sie wissen, dass es nur für eine gewisse Zeit sein wird." 

Littmann lenkt das Augenmerk auch oft auf Dinge, die sonst nicht wahrgenommen werden, wie etwa bei seiner Installation "Engel im Wohnzimmer", auf der Münsterkirche in Basel im Jahr 2002. "Es war verrückt, am Dach befand sich ein kleiner Engel, den niemand wahrgenommen hat." Littmann baute eine gewaltige Treppenkonstruktion auf das Dach und ein "Haus" um den Engel herum. "Binnen weniger Wochen sind 32.000 Menschen zu dem Engel hochgestiegen und konnten ihn aus einer Perspektive wahrnehmen, die so nie wieder möglich sein wird."
Nunja: Viele Parallelen zum Wald im Stadion...

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