Klagenfurt
Mit Künstler Pepo Pichler die Welt entdecken
Ein Tag, der den Kindern gewidmet ist und den Jüngsten unserer Gesellschaft Kunst näherbringen soll! Am 6.11 findet ein Workshop für Kinder und Jugendliche statt, der kreative Perspektivenerweiterung verspricht.
KLAGENFURT. Wer ist Kukulcan? Das und viel mehr vermittelt Pepo Pichler in einem eigens für Kinder entwickelten Workshop im Museum Moderner Kunst in Klagenfurt. Dabei nimmt er die Jugend bei der Hand und führt sie mit auf eine Reise durch kulturell wie mythisch aufgeladene Welten mit kindgerechter Aufbereitung.
Ein unbedarfter Kinderblick
Eigene Kunstanschauungen mit der kindlichen Perspektive zusammenführen? Künstler Pepo Pichler, ein Reisender zwischen zwei Welten mit Wohnsitz in San Francisco und Kärnten, ist von dem ungehemmten Blick Kindern angetan, er liebt die Freiheit der kindlichen Kreativität und er schätzt den kreativen Austausch mit der Jugend: „Kinder sind kreativ, denken anders als Erwachsene und haben keine Scheu vor Fragen jeglicher Art. Auch ist es die junge Generation, die unsere Zukunft gestaltet“, betont der Kunstschaffende, der den ohnehin schon vorhandenen Ideenschatz der Kinder nicht zuletzt im Zusammenspiel mit seinem eigenen Arbeiten aktivieren möchte. In diesem Sinne nimmt er sich am 6. November einem Kinderatelier an, um den Jüngsten einen für sie adäquaten Zugang zur Kunst zu gewährleisten. Und das nicht nur im Hinblick auf die eigene kreative Gestaltung im Sinne von Learning by Doing, sondern auch mittels Einblicke in die derzeit laufende Ausstellung seiner Werke im Museum Moderner Kunst. So soll Kunst, kindgerecht aufbereitet und ausgestattet mit spielerischen Ansätzen, bereits für die Kleinsten erfahrbar gemacht werden. Der Fokus liegt dabei auf der Liebe zur Kunst, der so ungehemmt vermittelt, werden soll wie der Blick der Jugend auf die Dinge es selbst ist.
Vielschichtiges Werk
Die Ausstellung, die sich aufgrund der Vielschichtigkeit "A glimpse" nennt, was im Deutschen so viel bedeutet wie "Ein kurzer Blick", zielt auf den reichen Fundus an Anspielungen im Werk Pepo Pichlers ab, deren Reichhaltigkeit Existentielles anspricht. Nicht zuletzt interessiert sich Pichler für Schichtungen, die präsent sind, aber nicht immer ganz hervortreten. Blickwinkel, die sich verschieben können und den Weg hinter die bloße Oberfläche bahnen. Pepo Pichlers Kunst erfindet sich stets aufs Neue, sein Ausgangspunkt ist das Vorhandene, das adaptiert, umgedeutet und mit neuem Inhalt aufgeladen wird: „In meinen Arbeiten ist es immer etwas Dagewesenes, das ich verändere und woraus ich etwas Neues entstehen lasse, wo das Ursprüngliche aber untergründig mitschwingt.“ Wie die Arbeit mit dem Material Kunststoff, das in einem Art Recycling-Prozess in die Sphäre der Kunst transponiert wird.
(Ab)Neigung zum Material Kunststoff
Der Kunststoff ist in den letzten Jahrzehnten zu seinem bevorzugten Material geworden. Doch nicht aus Liebe und Wertschätzung dem Material gegenüber, sondern aus purer Notwendigkeit. Weil es nicht mehr wegzudenken ist aus unserer Gesellschaft und tief in unser Leben, Handeln und Tun einwirkt. Ein Dilemma, da wir dem Material ganz ausgeliefert sind: „Ich liebe das Material nicht, sondern stoße es vielmehr ab und dennoch scheint es mir unumgänglich, mich damit auseinanderzusetzen. Es ist jener Stoff, von dem wir völlig umgeben sind, unser Footprint, der uns ersticken wird“ so Pichler. Es sind zwei Seiten, die in ihrer Gegensätzlichkeit heraus sprechen. Bei einer gewissen Ästhetik und Faszination, ist es zeitgleich die Dokumentation unserer konsumorientierten Lebenswelt, die ganz nebenbei durch das Material selbst hervortritt. Ist es nicht das Paradoxon, das Pichler gerade jenes temporäre Material auf den Sockel hebt, ganz unverhältnismäßig mit unserem verschwenderischen Umgang um dann doch wieder ganz passend, um die Absurdität der Werte in der Konsumgesellschaft auf den Punkt zu bringen? Er zeigt das ambivalente Verhältnis von Macht, Konsum und Gier bei gleichzeitiger Schönheit des Alltäglichen auf.
Kulturelle Konflikte
Sich zwischen zwei Welten bewegend, schöpft Pepo Pichler aus dem Gegensatz an Erfahrungen, die er in Übersee wie in seiner Wahlheimat Kärnten macht. Die Hälfte des Jahres lebt der Kunstschaffende in St. Francisco, den anderen Teil verbringt er in seiner Heimat in Kärnten. Woraus sich große Ambivalenzen, Überschneidungen, Zukunftsvisionen, Utopien wie Dystopien herauskristallisieren, die untergründig in seinem Schaffen Platz finden: „Ich erlebe zwei unterschiedliche Kulturen. Wenn ich nach Kärnten komme, fühlt es sich an wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, und wenn ich wieder zurückfliege, bin ich überrascht, wie sich die neue Generation in der Metropole bereits wieder verändert hat.“ Aus diesem Wirkungsfeld heraus ergeben sich seine künstlerischen Eingebungen, immer bereichert mit seine individuelle Sicht auf die Dinge. Ein Gegensatz zweier differenter Kulturen, ein Zusammenstoß des ländlich geprägten Raumes mit Anschauungen unmittelbar aus der Metropole, die trotz ihrer Ambivalenz mehr gemeinsam haben, als man meinen möchte. Die Ausstellung selbst läuft noch bis zum 9.01.2022 und kann von Dienstag bis Sonntag besichtigt werden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.