Nach Eklats: ,Politik hat das Maß verloren‘

Knapp 54.000 Kärntner sind Mitglieder der Evangelischen Kirche. Zum höchsten kirchlichen Feiertag, dem Karfreitag, ein Gespräch mit Superintendent Manfred Sauer.

WOCHE: Wir stehen mitten in der Karwoche – was bedeutet das für Sie?
SAUER: Sie nimmt uns hinein in die Leidensgeschichte Jesu und offenbart uns ein Gottesbild, das für uns noch immer schwer nachvollziehbar ist – dass Gott den Weg des Leidens und nicht den des Triumphes geht.

Warum ist das so?
Auch bei uns gibt es den Reflex, lieber auf die Auferstehung, den Ostersonntag, zu schauen, als auf den Karfreitag. Natürlich hängt beides zusammen. Den Karfreitag auszuhalten ist die Herausforderung: sich damit dem Leid in der Welt zu stellen.

Die Lehre des Karfreitags?
Er konfrontiert uns mit dem Leiden und Sterben. Gott ist im Leiden auf der Seite der Leidenden. Hier wird das Gefühl der totalen Ohmacht und Gottverlassenheit sichtbar. Wir wollen diese Dimension jedoch gerne ausblenden und ausgrenzen.

Sehen Sie gesellschaftlich betrachtet ein akutes „Karfreitags-Thema“?
Wir gehören zu den reichsten Ländern der Welt – doch die Asylpolitik ist unverhältnismäßig. Denn es werden immer mehr, die bei uns Schutz suchen. Wir fahren eine sehr harte, viel zu harte Linie in der Asylpolitik. Das trifft mich sehr stark.

Sehen Sie auch einen „Ostersonntag“ – Hoffnung?
Ja, dass die Mündigkeit der Bürger zunimmt. Wobei das, was wir an Korruption erleben, wirklich schrecklich ist. Da wurde ein enormer Schaden angerichtet. Einen Verhaltenskodex wie die ÖVP aufzustellen ist doch Kosmetik, lächerlich. Es sollte jeder wissen, wie er sich zu verhalten hat. Die Politik hat das Maß verloren.

Worauf hoffen Sie?
Auf die Jugend. Die ist sehr kritisch.

Und was tun Sie persönlich?
Ich habe zumindest die Möglichkeit am Sonntag auf der Kanzel zu predigen.
Ich versuche immer auch aktuell zu sein.

Kärnten leidet unter der Abwanderung – wir verlieren gerade die kritischen jungen Menschen.
Ja. Wobei: Es wird zu viel gejammert über Kärnten. Das Bild von außen ist ein sehr ungerechtes. Kärnten ist ein spannendes, innovatives Land mit viel Zukunftspotenzial. Eine Imageverbesserung ist sicher wichtig.

Wie geht es der Evangelischen Kirche in Kärnten vorm höchsten Feiertag?
Wir gehen das Problem der Austritte sehr aktiv an. Wir hatten 2011 die höchste Zahl an Kirchenaustritten der letzten Jahre zu verzeichnen – das hängt sicher mit dem Kirchenbeitrag zusammen.

Warum?
Wir haben die Kirchenbeiträge sehr stark erhöht – 2011 um 7,5 Prozent. Kärnten ist immer noch Schlusslicht bei den Kirchenbeiträgen, aber wir haben enorm aufgeholt. Es ist aber ein Eigeninteresse Gerechtigkeit herzustellen.

Wie viele sind ausgetreten?
Rund 740 Kärntner. Der Kirchenbeitrag ist nur ein Anlass. Die Frage ist: Wie gelingt es uns diese Gruppe an Distanzierten neu anzusprechen und zu begeistern?
Wir denken daran, auf einen freiwilligen Beitrag umzustellen – die Synode traut sich bis jetzt nicht.

Haben Sie wie die Katholische Kirche mit Pfarrermangel zu kämpfen?
Nein, wir haben keine Nachwuchsprobleme, aber Finanzierungsprobleme.

Uwe Sommersguter
Foto: Lobitzer

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