Hochwasser Klagenfurt
Neue Planungen für den Hochwasserschutz

Siegfried Lattacher (li.) ist für die Retentionsbecken verantwortlich. Hier kontrolliert er mit Wolfgang Germ das Größte in Seigbichl bei Moosburg | Foto: Polzer
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  • Siegfried Lattacher (li.) ist für die Retentionsbecken verantwortlich. Hier kontrolliert er mit Wolfgang Germ das Größte in Seigbichl bei Moosburg
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Für die Wartung des Hochwasserschutzes gibt Klagenfurt jedes Jahr rund 250.000 Euro aus. Neue Rückhaltebecken in Millionenhöhe in Planung.  

KLAGENFURT, KÖTTMANNSDORF, MOOSBURG (vep). Noch immer leiden Gemeinden in Kärnten an den Folgen der schweren Niederschläge, die vor zwei Wochen bei zahlreichen Straßen, Häuser und Ortsteilen schwere Schäden angerichtet haben. Klagenfurt ist großteils verschont geblieben, wenngleich auch hier die Sattnitz im Bereich des Stadions kurzzeitig über die Ufer getreten ist und einige landwirtschaftliche Flächen unter Wasser standen. „Es war ein 15- bis 20-jähriges Hochwasser, mit dem wir es da zu tun hatten“, informiert Wasserschutzreferent Vizebürgermeister Wolfgang Germ, der im Zuge dessen auf die Wichtigkeit des geplanten Großprojektes Hochwasserschutz Glanfurt verweist. "Hier haben wir nun alles vorgeplant und erhoben, jetzt wird es dem Wasserverband zur weiteren Abwicklung überreicht", gibt Germ einen Zwischenstand. Dass aber in Klagenfurt bei Starkregen nicht noch mehr passiert, liegt zum Teil auch an den Hochwasserschutzmaßnahmen, die die Stadt Klagenfurt seit vielen Jahren trifft. Vor 16 Jahren hat die Stadt begonnen, künstlich angelegten Retentionsbecken zu errichten; also Rückhaltebecken zum Hochwasserschutz, die große Niederschlagsmengen auffangen.

Von Seigbichl aus das Wasser fernhalten

Fünf solcher Retentionsbecken schützen Klagenfurt bereits, dabei nicht unbedingt immer innerhalb der Stadt. Das größte Becken hält bereits weit vor den Grenzen von Klagenfurt das Wasser fern. Es kann 422.000 Kubikmeter Wasser fassen und liegt in Seigbichl bei Moosburg. Wenn kein Wasser aufgenommen werden muss, wirkt es wie ein Teich, geschützt von einem großen Wall an Steinen, Wiese und Grün. Enten schwimmen dort, Bäume wachsen, nur eine Schleuse zeigt die eigentliche Funktion. "Retentionsbecken sind immer ein künstlich geschaffenes Bauwerk. Gerade deshalb arbeiten wir so naturnahe wie möglich", sagt Lattacher. 
Steinschichtungen sind für die Dämme bei solchen Becken extrem wichtig. "Wasser hat eine unglaubliche Kraft, ein Kubikmeter Wasser wiegt eine Tonne. Wenn z. B. 300.000 Kubikmeter Wasser auf den Damm drücken, dann muss das halten. Binnen kürzester Zeit könnte das Wasser sonst einen Damm ausschwemmen", informiert Lattacher. 
Germ ergänzt: „Gäbe es dieses Becken nicht, hätten wir von Wölfnitz über Lendorf und in Wahrheit bis zur Glan Probleme." Er betont, dass auch das Rückhaltebecken im Zollfeld – an dem die Stadt finanziell beteiligt, aber operativ nicht zuständig ist – sehr wichtig für den Hochwasserschutz in Klagenfurt ist.

In Viktring das Kleinste

Seit 2004 in Betrieb ist das Rückhaltebecken in der Karl-Truppe-Straße in Viktring: 245.000 Euro hat der Bau gekostet. "Das Retentionsvolumem liegt bei ca. 2.500 Kubikmetern", so Lattacher. Viele Retentionsbecken sind eigentlich natürliche Teiche, die dann für den Hochwasserschutz adaptiert werden. Das Becken in der Karl-Truppe-Straße wurde zur Gänze künstlich angelegt. "2014 war es schon bis einen Zentimeter unter den Rand voll, bei örtlichem Niederschlag kann sich das Becken innerhalb von drei Stunden füllen."  

In Kontrolle und Wartung investiert Stadt Viertel-Million

Lattacher und seine vier bis sechs Mitarbeiter sind immer in Alarmbereitschaft, wenn Niederschläge angesagt sind. "Dann kontrollieren wir alle fünf Becken zwei Mal täglich, auch wenn wir bei jedem Becken automatische Wasserstandsmesser haben, die uns warnen. Aber wenn es ernst wird, vertraue ich lieber meinen Augen, als der Technik." 
Die gesamte Wartung und Pflege der bestehenden Becken und umliegenden Fließgewässer, die Maschinenbereitstellung etc. kostet die Stadt Klagenfurt jährlich rund 250.000 Euro. 
Ebenso in Viktring liegt der Treimischer-Teich, der seit Oktober 2001 als Retentionsbecken 75.000 Kubikmeter fassen kann. 

Zwei Mal Schutz für Klagenfurt in Köttmannsdorf

Bereits in der Gemeinde Köttmannsdorf liegen zwei ebenso wichtige Rückhaltebecken – auch für Viktring –, die von der Stadt Klagenfurt als wasserrechtlicher Konsenswerber betrieben und gewartet werden.
Zum Einen ist es der Polsterteich. Er kann 8.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen. Insgesamt, nachdem der Teich ja immer Wasser führt, kann er ein Gesamtvolumen von 54.000 Kubikmetern Wasser fassen. "Der Polsterteich alleine könnte zuwenig abführen, deshalb gibt es flussaufwärts Richtung Köttmannsdorf seit 2020 das zweite Rückhaltebecken Rothschitzen, das ein Retentionsvolumen von 237.000 Kubikmetern aufweist", informiert Germ.

Schutz ist freiwillig und nicht verpflichtend

Weitere Retentionsbecken sind in Planung. „Die Planung solcher Maßnahmen sind ein langer Prozess, da reden wir oft von 15 bis 25 Jahren“, informiert Lattacher. Das hat nicht zuletzt den Grund, dass Hochwasserschutzmaßnahmen gesetzlich nicht verpflichtend sind. „Es ist eine freiwillige Leistung der Gemeinden“, betont Lattacher. Wo Bedarf ist, wird auch Hand angelegt, jedoch gibt es auch Projekte, die dann länger schlummern. „Es ist ja letztendlich auch eine Budgetfrage, denn nicht für alle Maßnahmen erhält die Stadt Förderungen, dann muss sie alles selbst tragen“, informiert Lattacher weiter.

Waltendorf-Planung weit gediegen 

Bereits seit 25 Jahren gibt es Pläne für ein Retentionsbecken in Waltendorf. „Da haben wir jetzt die Einreichunterlagen fertig und befinden uns in Verhandlungen mit Grundstückseigentümern“, informiert Lattacher. Im Bereich des Kreuzmoosweges ist hier ein Rückhaltebecken in der Größenordnung von 300.000 bis 400.000 Kubikmetern geplant. Kostenpunkt: 2,5 Millionen Euro. "Es würde die bestehende Waltendorfer Siedlung schützen, gleichzeitig aber auch eine Bebauung nördlich der Feldkirchner-Straße ermöglichen", informieren Germ und Lattacher. Diese Kosten müsste allerdings die Stadt Klagenfurt zur Gänze alleine tragen; Förderungen wären hier nicht abzuholen. Ob und wann dieses nun fertig berechnete Projekt umgesetzt wird, obliegt der künftigen Entscheidung der Stadtpolitik. 

Neu: Schutz bei Goritschnigkogelbach geplant

Ein sehr junges Planungsprojekt in Sachen Hochwasserschutz ist nun am Goritschnigkogelbach entstanden, die Planungsaufnahme wurde einstimmig im Stadtsenat beschlossen, sagt Germ. Dabei handelt es sich um den Bereich an der Kreuzung Wörthersee-Süduferstraße beim Händler Billa Richtung Süden herunter. Lattacher: "Hier sind bestehende Häuser gefährdet und eine weitere Bebauung ist nicht möglich. Herausfordernd wird die Planung hier wegen der geografischen Gegebenheiten; für ein großes Becken vor der Siedlung reicht der Platz nicht aus, es wird vielleicht auf eine Variante mit drei kleineren Becken hinauslaufen." Hier stehe man jedoch noch am Beginn, mehr Details - auch bezüglich Kosten - seien noch nicht erhoben.

Ein Projekt vorerst verworfen

Ein drittes, auch langjährig geplantes Retentionsbecken wurde kürzlich auf Eis gelegt. Eine Hochwasserschutzmaßnahme für Hörtendorf, die WOCHE berichtete mehrmals. Schon von Germs Vorgänger wurde das in Planung gegeben, die Germ nun mit der Firma CCE fertiggestellt hat. „Im Stadtsenat wurde im Herbst einstimmig entschieden, dass dieses Hochwasserschutzprojekt keine Priorität hat, es ist derzeit auf Eis gelegt. Allerdings: Die Pläne sind da, bei Bedarf können sie jederzeit für eine Realisierung in Zukunft herangezogen werden, sodass der Bereich in Hörtendorf aus der roten Zone geholt werden und bebaut werden kann“, informiert Germ. Oft müsse man bei Hochwasserschutzmaßnahmen wie diesen Kosten und Nutzen abwägen. "Das steht zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht in der richtigen Relation", so Germ. 

Rote Zonen in Klagenfurt

Deshalb wird besagter Bereich in Hörtendorf, die Felder entlang der Hörtendorfer Straße, weiter zu den ausgewiesenen roten Zonen zählen. Weitere gefährdete Gebiete in Klagenfurt sind Teile von Viktring, Waidmannsdorf entlang der Glanfurt sowie Teile von St. Ruprecht, die Richtung Südring verlaufen. Germ: "Bereiche, die in solchen Zonen liegen, werden nicht bebaut. Auch für Landwirte, die Flächen in roten Zonen nutzen und bebauen, gibt es Richtlinien. Sie dürfen zum Beispiel vor Hochwasser-Abflussbereichen kein Heu, Holz oder Sonstiges ablagern, da sie mitgeschwemmt werden und Abflüsse verstopfen."

Prinzipiell - so Germs Fazit - sei Klagenfurt in punkto Hochwasserschutz sehr gut aufgestellt, Gefahr bestünde keine. Auch, da das wichtige Projekt Hochwasserschutz Sattnitz nun bald umgesetzt werde. Aber natürlich könne auch niemand voraussagen, ob irgendwann ein 100-jähriges Hochwasser kommt. Und natürlich sei das dann eine schwierige Situation, trotz aller Schutzmaßnahmen.

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