Polit-Krimi aus Kärnten: "Ich habe noch untertrieben"
Wilhelm Kuehs präsentiert seinen Kärntner Krimi, in dem er auch mit politischen Abgründen spielt.
Ein toter tibetischer Mönch in Hüttenberg. Ein Landeshauptmann und sein Pressesprecher. Russische Oligarchen - und mittendrin eine Kärntner Bank, tief verstrickt in Machenschaften am Rande der Legalität - oder bereits weit darüber hinaus. Das sind die Hauptzutaten für das Buch "Der letzte Rock hat keine Taschen" des gebürtigen Lavanttalers Wilhelm Kuehs.
Das Buch ist der erste Teil der Kärnten-Trilogie, die Kuehs plant. Und dass die oben beschriebenen Akteure - vor allem in dieser Zusammensetzung - so gut wie jedem Kärntner bekannt vorkommen dürften, ist kein Zufall. "Durch Krimis erreicht man viele Leser - die perfekte Plattform, wenn man kritisch auf das politische System eingehen möchte", erklärt Kuehs, "mit einem Krimi kann man sich gewissen Themen in einer Tiefe widmen, die in einer Zeitung nicht möglich wäre." Ganz besonders notwendig sei das, wenn ein Thema so undurchsichtig ist, wie derzeit der Hypo-Skandal - "und wenn das politische System eine so halblegale bis kriminelle Ausprägung hat wie in Kärnten."
Der Buchtitel ist deshalb durchaus als Mahnung zu verstehen. "Ganz egal, wie viel Geld man beiseite schafft - mitnehmen kann man davon am Ende gar nichts", so Kuehs. Das wird auch schon am Buchcover thematisiert: Es zeigt den Ausschnitt eines Kärntneranzuges, der für viele zum Symbol für das verlotterte System in Kärnten geworden ist - ebenso wie der Hunderter, der in der Sakkotasche steckt.
"Ich möchte mit dem Buch auch ein Bewusstsein dafür schaffen, was in Kärnten eigentlich passiert. Obwohl ich beim Schreiben aufpassen musste", sagt Kuehs. "Erstens: Ich habe gewisse Sachen überspitzt formuliert und wirklich schon absurd dargestellt. Das hab ich dann umschreiben müssen, weil ich bei meiner Recherche draufgekommen bin, dass diese Dinge ja tatsächlich so abgelaufen sind." Den zweiten Hinweis hat er von seiner Frau bekommen, die den Krimi lektoriert hat. "Sie hat gesagt: 'Denk an die Leute außerhalb von Kärnten. Du solltest untertreiben - denn die Leute können sich das nie vorstellen, dass es bei uns wirklich so zugeht.' Und ich habe dann untertrieben."
Wie sieht es mit der Angst vor rechtlichen Folgen aus? Immerhin könnten sich gewisse Leute von dem Buch zu gut beschrieben fühlen. "Was das angeht, befürchte ich nichts. Denn wenn sich wirklich jemand gut beschrieben fühlt, dann sollte er sich gründlich überlegen, ob er mich verklagen will - oder ob er nicht lieber Selbstanzeige erstatten möchte."
Das gelte auch für die folgenden Bände der Kärnten-Trilogie: Der zweite Teil ist bereits fertig.
Buchpräsentation
Der letzte Rock hat keine Taschen
Mittwoch, 6. Mai, 19 Uhr
Buchhandlung Heyn in Klagenfurt
Zur Person
Wilhelm Kuehs, geboren 1972 in Wolfsberg, studierte Germanistik und Komparatistik an der Universität Klagenfurt und arbeitete bereits während des Studiums für mehrere Zeitungen. Lebt als Schriftsteller und Kulturwissenschaftler mit seiner Familie in Völkermarkt. Zahlreiche literarische und wissenschaftliche Veröffentlichungen. "Der letzte Rock hat keine Taschen" ist der erste Band seiner Krimireihe rund um den Kärntner Journalisten Ernesto Valenti.
Zum Inhalt
In Hüttenberg stürzt ein Mönch über den Gebetspfad des Tibet-Zentrums in den Tod - und versetzt damit die Landespolitik in Unruhe. Man befürchtet schlechte Publicity für das Dorf und ein Zerwürfnis mit dem Dalai Lama. Dementsprechend erpicht ist der Pressesprecher des Landeshauptmanns darauf, die Angelegenheit rasch als Unfall abzutun und kein großes Aufhebens um den Todesfall zu machen.
Journalist Ernesto Valenti hat allerdings seine Zweifel. Er beginnt zu recherchieren und stößt schnell auf viele mögliche Motive für einen Mord an dem Mönch und damit auch auf Tatverdächtige.
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