Aron Stiehl

„Stadttheater, ein Theater für das ganze Land“

Am Sonntag darf das Stadttheater in Klagenfurt endlich wieder seine Türen öffnen. Wie die Rückkehr in den künstlerischen Alltag gelingen soll, erklärt Neo-Intendant Aron Stiehl im WOCHE-Gespräch.

KLAGENFURT. Das Corona-Virus legte in den vergangenen Monaten die Kultur lahm, ließ auch im Stadttheater Klagenfurt den Vorhang fallen. In der wohl schwierigsten Zeit beginnt die Intendanz des gebürtigen Deutschen Aron Stiehl. „Im August sind die 272 Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgekehrt“, berichtet Stiehl im Gespräch mit der WOCHE Kärnten.

Matineen am Sonntag

Im Stadttheater ist nun alles einer sicheren Rückkehr zum Spielbetrieb untergeordnet. Im gesamten Haus ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vorgeschrieben, lediglich am tatsächlichen Arbeitsplatz, wenn der nötige Abstand eingehalten ist, fällt die Maskenpflicht für Mitarbeiter. „Die Künstler werden auf das Virus getestet“, fügt Stiehl hinzu.
Im Theatersaal selbst stehen 370 Plätze (maximale Auslastung von 50 Prozent) zur Verfügung. Das Sicherheitskonzept sieht etwa personalisierte Eintrittskarten, mehrere Eingänge und Abstandsregeln (kein Umsetzen im Saal) vor. Auch das Publikum muss Mund-Nasen-Schutz tragen, er kann aber während der Vorstellung abgenommen werden. Die Bewährungsprobe des Konzepts erfolgt am kommenden Sonntag, wenn das Stadttheater anlässlich von zwei Matineen (Oper „Elektra“) endlich wieder seine Türen öffnet.

Maskottchen „Toto“ in Video

„Wir müssen den Besuchern die Angst nehmen“, betont Stiehl. Das Stadttheater Klagenfurt tut dies auf spielerische Art und Weise. Wie sich Besucher zu verhalten haben, erklärt Stiehl in einem eigens produzierten Video, das auf der Website des Stadttheaters und auf Youtube anzusehen ist. An seiner Seite tritt dabei „Toto“, das Maskottchen aus „Der Zauberer von Oz“, auf. Das Fazit des Kurz-Videos: ein ernstes Thema erfrischend locker aufbereitet.

Künstlerische Wunschdestination

Stiehl selbst fühlt sich in Kärnten willkommen. Nachdem er in Klagenfurt bereits sieben Produktionen inszeniert und hier in Summe ein Jahr verbracht hatte, erkor er Kärnten zu seiner künstlerischen Wunschdestination. Mit seinem Hund „Moses“ erkundet er inzwischen regelmäßig in Wanderschritten das Naturerholungsgebiet zwischen Kreuzbergl und Wörthersee.

Neue Positionierung

Dienstlich hat er nicht nur wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie alle Hände voll zu tun. Elf Produktionen sind in Vorbereitung: sechs Musik-Theater, vier Schauspiele und ein Märchen. Stiehl möchte das Stadttheater als Theater für das ganze Bundesland Kärnten positionieren: „Es muss als Landestheater für alle da sein, schließlich zahlen alle Steuern.“

Chor auf Kärnten-Tournee

Als Maßnahme dafür geht der 24-köpfige Chor des Stadttheaters ab Oktober auf Kärnten-Tournee und wird an mehreren Stationen ein knapp eineinhalbstündiges Programm zum Besten geben. Stiehls Botschaft ist klar formuliert: „Das Stadttheater muss hinaus zur Bevölkerung. Es ist kein Elfenbeinturm für Hochkultur in Klagenfurt.“
In Harmonie zu diesem Anspruch geht das Stadttheater auch eine Kooperation mit dem „Circus Dimitri“ ein, bei der sich die Manege in eine Theaterbühne verwandeln wird. Das Ziel ist gleichzeitig Programm in der angebrochenen Ära Stiehl: „Es geht darum, Geschichten zu erzählen und die Besucher in eine andere Welt zu verführen.“

ZUR PERSON
Aron Stiehl (51) ist in Wiesbaden (Bundesland Hessen/Deutschland) geboren. Er studierte in Hamburg Musiktheater-Regie unter der Leitung von Professor Götz Friedrich an der Hochschule für Musik und Theater (1989 bis 1996), schloss sein Studium mit Auszeichnung ab, wurde Regie-Assistent von Peter Konwitschny und anschließend Spielleiter an der Bayrischen Staatsoper (1996 bis 2001). Seit 2001 arbeitet Stiehl als freiberuflicher Regisseur, inszenierte im Laufe der Jahre auch sieben Produktionen am Stadttheater Klagenfurt, zu dessen Intendanten ihn der Theaterausschuss des Landes Kärnten und der Stadt Klagenfurt im vergangenen November bestellte.