Allerheiligen
Stille Hilferufe von Kindern in der Trauer erhören
Kinder können das Ausmaß des Todes nicht immer begreifen. „Rainbows“ bietet Trauerbegleitung an.
KÄRNTEN. Trauer macht sich nicht nur zu Allerheiligen breit. Vor allem Kinder sind nach dem Tod eines geliebten Menschen oft sprach- und hilflos, denn sie können das Ausmaß des Todes nicht begreifen. „Erwachsene wissen kaum, wie sie sich dem Kind oder dem Jugendlichen gegenüber verhalten sollen“, schildert „Rainbows“-Landesleiterin Ulla Nettek.
Reaktion der Kinder
Erwachsene haben zwei Alternativen: Zu hoffen, dass ihr Verhalten intuitiv richtig ist, oder externe Hilfe bei Experten suchen. Eine solche individuelle und auf die Bedürfnisse des Kindes und der Familie ausgerichtete Hilfe bietet „Rainbows“ (siehe „Zur Sache“ unten) an. Experten zu Rate zu ziehen, ist empfehlenswert. „Kinder zeigen ihre Trauer mehr über ihr Verhalten sowie körperliche und psychische Reaktionen als über verbale Äußerungen“, argumentiert Nettek. Diese Trauerreaktionen können oft unverständlich und verwirrend sein, manchmal sogar Veränderung und Wut auslösen.
Verstorbener kommt nicht zurück
„Kinder benötigen altersentsprechende Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Fragen, Sorgen, Gefühle und Erinnerungen“, betont Elisabeth Kronawetter. Die Psychotherapeutin aus Klagenfurt ist eine von rund zwanzig „Rainbows“-Mitarbeitern in Kärnten. Kinder bis zu drei Jahren begreifen beispielsweise noch nicht, dass der verstorbene Mensch nicht mehr zu ihnen zurückkommt. Erst im Alter von acht bis zehn Jahren erkennen Kinder die Endgültigkeit des Todes.
Offen und klar erklären
Kronawetter rät Erwachsenen nach einem Todesfall gegenüber Kindern eine Vorbildfunktion anzunehmen: „Um zu zeigen, wie Erwachsene mit schwierigen Situationen umgehen.“ Kindern gehört das Geschehene offen und klar in altersgerechter Sprache erklärt. Metaphern wie „Der Verstorbene ist eingeschlafen“ zu verwenden, ist nicht ratsam: „Weil Kinder alles wortwörtlich auffassen und dann womöglich Angst vorm Einschlafen haben“, begründet die Psychotherapeutin.
Sich verabschieden können
Zuhören ist wichtig. Um herauszufinden, was Kinder beschäftigt. „Sie sollen auch unbedingt die Möglichkeit haben sich zu verabschieden“, betont Kronawetter. Werden dafür Verabschiedung und Begräbnis als geeignet erachtet, gehören Kinder in sensiblen Gesprächen darauf vorbereitet, was sie erwartet.
In einer Schockstarre
Im Fall eines Verlustes kommt es oft zu einer Schockstarre, zu einer Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens. Es gilt, Kinder in der Trauer genau zu beobachten. Bett nässen, Fingernägel beißen, Unkonzentriertheit, Schlafstörung oder bisher nicht gekannte Ängste können Hilfeschreie sein. Und Signale dafür, einen Experten aufzusuchen. „Erfahrungsgemäß macht es erst nach etwa drei Monaten Sinn mit einer externen Trauerbegleitung zu beginnen“, sagt Kronawetter.
Eine Hilfestellung scheitert niemals an der Finanzierbarkeit. „Sollten sich Betroffene eine Begleitung nicht leisten können, werden wir eine Möglichkeit für die Begleitung der Kinder finden“, verspricht Nettek.
ZUR SACHE
„Rainbows“ ist eine Organisation, die Kindern und Jugendlichen in stürmischen Zeiten (bei Trennung, Scheidung oder Tod naher Bezugspersonen) hilft. Trauerbegleitungen finden nahezu in allen Regionen Kärntens statt. Informationen: 0676/877 22 441 (Ulla Nettek) oder www.rainbows.at
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