Integrative Klangpädagogik
Wenn Klänge heilen
Corinna Guggenberger-Holl ist Klangpädagogin. Im Gespräch mit dem KLAGENFURTER erklärt sie, wie Klänge vor allem Kindern helfen können.
KLAGENFURT/KLAGENFURT LAND. Eine Klangpädagogin hilft mit Klängen, dass Menschen ihre Mitte finden, ihre „inneren Räume“ wieder entdecken. Innere Räume sind all das, was uns innerlich ausmacht, wie Gefühle und Wahrnehmung im Gegensatz zu „äußeren Räumen“, sprich alles, was uns umgibt, wie unser Umfeld. „Unser Problem ist, dass die äußeren Räume immer intensiver werden, es wird immer mehr verlangt, wir haben mehr Termine, sind stärker gefordert, gerade auch Frauen haben mehrere Aufgaben zu bewältigen, der Druck wird stetig größer“, so Klangpädagogin Corinna Guggenberger-Holl. Dieses Problem wird auch bei Kindern in der schnelllebigen und auch durch Corona herausfordernden Zeit immer akuter. „Das Kind hat nicht die Zeit, fertig zu spielen, sich selbst in seinem Tempo anzuziehen, wir müssen es antreiben, es geht oft nicht anders. Im letzten Jahr kam dann noch ein Virus dazu, das uns alle ziemlich aus der Bahn geworfen hat, und natürlich auch unsere Kinder. Kein Kindergarten, keine Schule, keine Freunde treffen, nicht zu Großeltern gehen dürfen, das erzeugt natürlich Angst. Zum einen können wir als Erwachsene die neue Situation schwer einordnen, auf keinen Erfahrungswert zurückgreifen, der uns Sicherheit geben könnte, das bekommen unsere Kinder natürlich mit. Hier gilt: Je jünger das Kind, desto mehr erlebt es die Welt durch die Mutter. In dieser ungewissen Situation entsteht natürlich Angst, bei uns und auch bei unseren Kindern. Angst, was passiert, Angst, dass etwas passiert, Angst, dass man liebe Menschen vielleicht nie wieder sieht und, und, und“, erklärt die Expertin.
Urvertrauen
In den ersten sieben Jahren wird das Urvertrauen aufgebaut. In dieser Zeit sollte Angst von Kindern weitgehend ferngehalten werden, damit dieses Urvertrauen gut ausgebildet werden kann. Hier kommt die integrative Klangpädagogik ins Spiel. „Man kann sich das so vorstellen: Ein Haus braucht ein stabiles Fundament und der Mensch braucht dieses stabile Fundament ebenfalls, und das ist eben das Urvertrauen. Klanginstrumente nähren und stärken es und füllen es auch auf“, erklärt die Expertin. Klang hilft, die Selbstregulation zu fördern, denn nur wer sich selbst spürt, seinen Körper wahrnimmt und in sich ruht, kann auch andere wahrnehmen und ihnen entspannt begegnen. „In einer Zeit, in der wir die Realität oft über digitale Medien wahrnehmen, ist Achtsamkeit zum Ausnahmezustand geworden“, so Guggenberger.
Instrumente
Hier geht es nicht um Gitarre, Klavier und Co. „Es geht um obertonreiche Naturinstrumente, wie sie z.B. beim Anrieb der Klangschale zu hören sind. Obertöne versetzen uns in tiefe Entspannungszustände“, erklärt sie. Für die einzelnen Sitzungen gibt es immer verschiedene Themen: „Das kann z.B. die Reise ins Zauberland sein oder auch ganz einfach unsere Gefühle. Je nach Thema bereite ich dann unterschiedliche Elemente vor, wie Spiele, Lieder, Achtsamkeitsübungen, etc., was dann zum Einsatz kommt, ist von der Tagesverfassung der Gruppe abhängig. Der Raum wird dementsprechend vorbereitet mit einer schön gestalteten Mitte oder verschiedenen Entspannungsinseln vorbereitet und es gibt immer ein gleichbleibendes Ritual zu Beginn und zum Ende der Stunde, das gibt den Kindern die Sicherheit, immer genau zu wissen, so jetzt beginnt oder endet es“, erklärt die Expertin kurz zusammengefasst. Ähnlich wie beim Singen hat Klang eine verbindende und gemeinschaftsfördernde Wirkung. Es tut gut, miteinander in der Musik Erfahrungen zu sammeln. In der Integrativen Klangpädagogik finden Achtsamkeitsübungen ebenso Platz wie Atemübungen, Meditationen, Wohlfühllieder und -geschichten, Phantasiereisen, Massagegeschichten oder auch Spiele. Momentan finden aufgrund der Pandemie keine Kurse statt. „Aber zu normalen Zeiten biete ich das sowohl in meinen Räumlichkeiten oder im Eltern-Kind-Zentrum an. Ich komme auch in Schulen, Horte und Nachmittagsbetreuungen, bin bei Ferienwochen im Einsatz und während der warmen Monate findet man mich mit meinem Angebot auch immer wieder auf dem Stadtpfarrturm in Klagenfurt“, erklärt die Kinderyogalehrerin und Entspannungstrainerin abschließend.
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