Gastkommentar: Kärntner Slowenen - Wie ein ungeliebtes Kind
Adrian Kert aus Ferlach/Borovlje, Verfasser dieses Gastkommentars, ist Mitglied des Vorstandes der Einheitsliste.
Kein Politiker hat richtig Ahnung von der Integrationspolitik, kommentierte jüngst sinngemäß ÖVP-Chef Spindelegger. Stimmt. Bereits die Kärntner Slowenen konterkarieren die Integrationsvorstellungen in der Ausländerfrage.
Obwohl große, teils krampfhafte Anstrengungen unternommen werden, scheint das „einerlei Volk“ in Kärnten eine romantische Vorstellung zu bleiben. Alles öffentlich Slowenische wird auch heute als Politikum oder gar als Provokation angesehen.
Warum müssen die Kärntner Slowenen für die Nachkriegsgelüste von Jugoslawien bluten? Die Ortstafelfrage ist bestes Sinnbild dafür, denn, abseits jeglicher Rechtsprechung, will man der Minderheit offenbar keine öffentliche Wertschätzung in Form von zweisprachigen Ortstafeln gönnen. So spricht man auch von „betroffenen“ Ortschaften und nicht etwa von „dazugehörigen“. Die Kärntner Slowenen als Volksgruppe leiden mittlerweile am Burn-out-Syndrom. Eigentlich ist man empört und tief verwundet von den demütigenden und verachtungsvollen Tafelaktionen der sich nun feiernden „Brückenbauer“, andererseits sehnt man sich zutiefst nach einer Streitbeilegung. Wie unter Folter scheint man zu jedem Kompromiss bereit zu sein. Nur ein paar neue zweisprachige Ortstafeln zu sehen, an denen man sich aufrichten und aus ihnen das in der eigenen Seele ausgetrocknete Selbstwertgefühl saugen könnte.
Sich irgendwie als Sieger zu fühlen und den Pyrrhussieg zu feiern. Nur die Jugend begehrt laut auf. Es geht schon lange nicht um Gleichberechtigung, sondern bestenfalls um menschliche Gleichwertigkeit, getragen von einem kindlichen Verlangen des Angenommenseins. Die Volksgruppe fühlt sich wie ein ungeliebtes, weggelegtes Kind, das man mit materiellen Dingen abzuspeisen versucht, damit es still hält oder zumindest gefügig ist. Man ist kein Juwel und möchte auch keines sein, man möchte nur seine Identität vorbehaltlos leben können, sich mit den Dorfnachbarn trotz der unterschiedlichen Muttersprache gut verstehen, in den Gemeinden gemeinsame Vereinsaktivitäten setzen. Man möchte endlich kein Feindbild mehr sein und sich als Teil der Mehrheit fühlen.
Weshalb all das, bleibt die große Frage. Kann man es auf Angst der Deutschsprachigen reduzieren oder stecken fehlgeleitete Emotionen dahinter? Als Kärntner Slowene wage ich die Behauptung, der Wunsch nach Integration war für die Minderheit nie größer, endlich den Weg aus der Isolation zu schaffen, die einst gesellschaftlich unüberwindbar war und heute der Selbsterhaltung dient. Ist die Bedingung für ein Miteinander wirklich die Aufgabe der slowenischen Eigenheit?
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