Ein halbes Jahrhundert, das bewegte

Die erste "Theke" gibt es immer noch – im Keller | Foto: Polzer
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  • Die erste "Theke" gibt es immer noch – im Keller
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KLAGENFURT (vep). Fast jeder Klagenfurter verbindet mit dem Pumpe eine Erinnerung. Nach einem halben Jahrhundert in Familienhand hat natürlich auch die Wirte-Familie Fischer zahlreiche Erinnerungen an "ihr" Gasthaus. Vor allem jetzt, wenn auch "manche Stammgäste eine Träne im Knopfloch haben, wenn sie hereinkommen", sagt Christian Fischer. Ihn freut, dass die Treue zum Pumpe über Generationen geht und auch die Kinder, zum Teil schon Enkelkinder mancher Gäste zum Pumpe kommen. "Ich werde nie vergessen, als einmal zum Schulanfang zwei kleine Buben von Stammgästen, im Volksschulalter, hinten am Tisch saßen – allein. Sie haben stolz verkündet, der Papa habe erlaubt, dass sie heute zur Feier des Tages alleine bei mir nach dem ersten Schultag ein Gulasch essen dürfen", erzählt Fischer.
Auch, das ein Stammtisch am 24. Dezember immer einen Christbaum am Tisch aufstellt und Kerzen anzündet, bleibt dem Wirt in Erinnerung. Gerade an diesem Tag konnte man sich beim Pumpe oft nicht einmal umdrehen. Immer wieder kam es vor, dass auch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk beim Pumpe liegen geblieben ist und erst nach den Feiertagen abgeholt wurde.

Sogar Bombendrohungen

Keine schöne Erinnerung haben er und Gattin Aloisia an die zwei Bombendrohungen, die er 2003/04 erhalten hat. Auslöser: Zwei englische Touristen entdeckten auf seiner Karte "Negerschweiß" und "Mulattenbier" und schalteten die Medien ein. "Das waren in Bayern zwei gängige Bezeichnungen für Biermischungen, wie Diesel, Radler oder Russe", sagt Fischer. Jahrelang stand es auf der Karte. "Wir wurden dann als Rassisten beschimpft, und das, obwohl ich damals sogar eine dunkelhäutige Köchin hatte, mit der ich übrigens heute noch in Kontakt bin", erinnert sich Aloisia Fischer. Sie wurde sogar bei der Staatsanwaltschaft nach dem Verbots- und Wiederbetätigungsgesetz angezeigt. "Wir haben das dann von der Karte genommen, weil sich das so aufgebauscht hat."

"Der Pumpe brennt!"

Ein weiteres einschneidendes Erlebnis war der Küchenbrand im Jahr 1995. "Es war ein Samstag Nachmittag. Auch das Stüberl war dann kaputt, wir haben alles renoviert. Drei Wochen lang konnten wir kein Essen kochen. Bier haben wir aber schon wieder nach einer Woche ausgeschenkt", so Fischer.
Im Lauf der Jahre gab es auch zahlreiche Einbrüche und Einbruchsversuche. "Besonders in Erinnerung ist mir jener von 2003, als das Pelzgeschäft nebenan ausgeräumt wurde. Da sind sie über unser Lokal eingestiegen. Im Hof lag dann sogar noch ein Mantel, den sie bei der Flucht verloren haben", erinnert sich Aloisia Fischer.

Die Promis und der Pumpe

Natürlich gingen im Pumpe im Lauf der Jahrzehnte auch viele Berühmtheiten ein und aus. Fischer: "Von Politikern wie Walter Dermuth, Leopold Wagner, Haider, Vranitzky und Klima angefangen bis zu den Schauspielern wie Roy Black, Uschi Glas, Thomas Gottschalk, Helmut Lohner, Tobias Moretti, Xandi Grill, Ottfried Fischer etc."
Auch Gunther Philipp war da. "Er hat in Küche mit der Familie auf dem Abwäscherinnentisch Gulasch gegessen und Bier getrunken, weil draußen kein Platz mehr war", lacht Fischer.
Immer wieder erhält er auch E-Mails von Menschen, die in den USA leben und dort überall Fotos mit den Pumpe-Gläsern und -Pickerln machen.

"Do you know Pumpe?"

Dass man den Pumpe aber sogar in China kennt, das hat selbst Fischer überrascht. "Gäste erzählten mir, sie waren mit einer Kärnten-Delegation in China, ich glaube Peking. Der Wirt dort fragte, woher sie kommen. Als er hörte, woher, fragte er sofort: Do you know Pumpe?"

Und Änderungen gab es doch

Obwohl es immer heißt, beim Pumpe darf "ja nichts verändert werden", führte Christian Fischer selbst Anfang der 80er eine gravierende Veränderung ein: "Da haben wir die Theke gebaut. Zuvor war das nur eine kleine Kommode mit zwei Schubladen und zwei Türen", erzählt Fischer, "darauf habe ich mit dem Kohlenhändler Ewald Münch oft Würfelpoker gespielt." Dieses Relikt gibt es heute noch: Die Kommode steht im Getränkekeller – als Erinnerung.
Anfang der 90er wurde die Theke noch einmal verändert. Fischer erinnert sich: "Wir hatten zwei Wochen zu, die Fliesen-Vertäfelung wurde gegen Holz ausgetauscht, so wie sie heute ist." Danach spotteten die Gäste, er hätte bloß wegen eines Urlaubs zugemacht, denn es hat sich ja rein gar nichts verändert. Fischer: "Da wusste ich, dass wir es richtig gemacht haben."
Laut Fischer ist der Klagenfurter Gast kein einfacher. "Speziell der Pumpe-Gast hat Angst vor Veränderungen." Entsprechend hofft er, das sein Nachfolger das richtige Gespür für eventuelle Neuerungen beweisen wird.
Eine weitere markante Neuerung für Fischers Gäste war die Umstellung des Pumpe auf ein Nichtraucherlokal. "Zuerst konnte hinten im Stüberl geraucht werden. Doch die Gäste fühlten sich abgeschottet. Eine Anzeige durch einen Rauchersherif, dass die Stüberltür von 14.47 bis 14.54 Uhr offen war, gab dann den Ausschlag, dass ich das ganze Lokal rauchfrei gemacht habe", sagt Fischer. Zwar habe er dadurch einige Thekengäste verloren, im Gegenzug aber Familien dazugewonnen. "Und für Gesundheit und Hygiene war es das Beste, das wir machen konnten", so Fischer.

Speibbecken nur für Herren

Das Rauchverbot ist einheitlich. Was allerdings manche Frauen Fischer ankreiden, ist die Ungleichbehandlung am WC. Wie bitte? Hier die Erklärung: Seit rund 15 Jahren gibt es am Herren-WC ein "Speibbecken". "Ich wollte damit der Verunreinigung der Pissoires entgegenwirken. Das war umsonst, aber als Deko-Objekt ist es geblieben", schmunzelt Fischer. Regelmäßig erhalte er aber Beschwerde-Mails von Damen, warum es das nur am Herren-WC gebe.

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