Der eigene Hund ist immer am schönsten
Gerhard Pöllinger ist FCI-Wertungsrichter. Der 53-Jährige erklärt, was einen schönen Hund auszeichnet.
KLAGENFURT. Gerhard Pöllinger ist internationaler FCI-Wertungsrichter. Pro Jahr bewertet er bei zwanzig Ausstellungen im In- und Ausland Rassehunde. Die WOCHE sprach mit dem Hundekenner, der in seinem Zivilberuf am Landesgericht Klagenfurt als Strafrichter tätig ist.
WOCHE: Herr Pöllinger, wie sind Sie auf den Hund gekommen?
Pöllinger: Ich züchte seit fünfzehn Jahren Jack Russell Terrier. Da ich mich sehr mit der Rasse beschäftigt habe und auf Ausstellungen unterwegs war, bin ich schließlich Wertungsrichter geworden. Man beginnt mit einer Rasse und bildet sich weiter, nun bewerte ich in vier unterschiedlichen Kategorien. Insgesamt gibt es 360 Rassen, die bewertet werden.
Was macht einen schönen Hund aus?
WOCHE: Der Leitspruch unseres Verbandes ist "Fit for function". Das bedeutet der Hund muss seine ursprünglichen Aufgaben bewältigen können. Wir distanzieren uns von Extremzüchtungen. Einen schönen Hund macht die Kombination aus Aussehen, Typ und Wesen aus. Das Gesamtbild muss stimmen.
WOCHE: Als Strafrichter müssen die Angeklagten vor sie treten, bei einer Hundeausstellung treten Halter freiwillig vor sie, wie gehen Sie da vor?
Pöllinger: Wenn man einen Hund bewertet, gibt es objektive Kriterien, an die man sich halten muss. Ich schau nur auf das untere Ende der Leine. Man muss sich immer vor Augen halten, dass der eigene Hund für den Halter immer der schönste ist, daher muss man mit der Kritik vorsichtig umgehen.
WOCHE: Welche Ratschläge würden Sie zukünftigen Hundehaltern geben?
Pöllinger: Jeder Hundehalter sollte eine Welpenschule besuchen, damit der Hund alltagstauglich wird. In den ersten 17 Wochen wird der Welpe sozialisiert. Wichtig ist auch, dass man sich genau über die Charaktereigenschaften der Rasse informiert.
WOCHE: Viele Menschen sind der Meinung, dass Mischlinge gesünder als Rassehunde sind, stimmt das?
Pöllinger: Dieses Argument ist falsch. Ein Züchter ist stets bemüht gesunde Tiere zu züchten, die auch ihre ursprünglichen Aufgaben erfüllen können.
WOCHE: Was sagen Sie zu den Listen von gefährlichen Hunderassen?
Pöllinger: Unser Verband ist gegen diese Verbotslisten. Man kann nicht einzelne Rassen kriminalisieren. Meist handelt es sich um schreckliche Einzelfälle, daher kann man keine allgemeinen Rückschlüsse auf eine Rasse ziehen.
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