Grüne fordern: "Keine totale Verbauung am See!"
Apartments hier, Ferienhäuser da: Der Wildwuchs der Verbauung am Wörthersee werde immer schlimmer. Deshalb fordern die Grünen nun eine Begrenzung der Zweitwohnsitze sowie eine strengere Widmungspraxis der Gemeinden.
KLAGENFURT, KLAGENFURT LAND (vep). Im wahrsten Sinne des Wortes die Zukunft verbaut werde den Gemeinden rund um den Wörthersee. "Menschen mit viel Geld suchen hier Anlagemöglichkeiten. Die Errichtung von Apartments und Ferienwohnungen beschert den Bauträgern enorme Gewinne. Im Gegensatz dazu entstehen den Gemeinden hohe Infrastrukturkosten", informierte heute der Vorsitzende des Umweltausschusses im Kärntner Landtag, der Grüne Landtagsabgeordnete Michael Johann bei einer Pressekonferenz.
Zudem leide das Dorfleben sehr. Johann: "Jene, die für zwei Monate hier am See sind, beteiligen sich in der Regel nicht am Dorf- und Vereinsleben."
Auch das Landschaftsbild werde stark in Mitleidenschaft gezogen, wie die Grüne Gemeinderätin Doris Neureiter aus Maria Wörth weiß: ",Ich sehe den See nicht mehr' – dieser Satz ist in Maria Wörth mittlerweile zur Quintessenz geworden. Alles ist komplett verbaut. Und wenn keine Mauer erlaubt ist, wird der Effekt mit Grünpflanzen erreicht." Für Neureiter sei Maria Wörth, das in den 80ern ein Hotspot am Wörthersee war, "von einer Tourismus-Oase zu einer Investitionswüste geworden."
Zweitwohnsitz-Anteil bei 36%
In Maria Wörth beträgt der Anteil der Zweitwohnsitze bereits 36 Prozent, in Pörtschach 28,8 Prozent und in Krumpendorf 15 Prozent. "Und das sind nur die offiziellen Zahlen", so Johann. Denn häufig sei es der Fall, dass einfach ein Familienmitglied des Eigentümers mit Hauptwohnsitz angemeldet würde, dann entgeht der Gemeinde auch die Zweitwohnsitz-Abgabe. "Das lässt sich nur schwer kontrollieren und würde Detektivarbeit erfordern", so Neureiter. Davon wollen die Gemeinden jedoch Abstand nehmen; die Verbauung müsse auf anderen Wegen gestoppt werden.
Diese Initiativen sollen gesetzt werden
Deshalb fordern die Grünen nun auch, die gesetzlichen Rahmenbedingungen auf Landes- und Gemeindeebene zu adaptieren. Neureiter: "Wir fordern eine Begrenzung der Zweitwohnsitze in Raumordnungsgesetz und Bauordnung." Zudem solle ein Baukultur- und Gestaltungsbeirat künftig die Gemeinden beraten, um weitere Betonburgen am See, die das Landschaftsbild verschandeln würden, zu verhindern.
"In einer Freiflächenverordnung soll die Landesregierung zudem festlegen, dass wertvolle Grünräume von der Verbauung freizuhalten sind", ergänzt Johann.
150 Wohnungen in Pörtschach
Wie dringend diese Forderung sei, zeigt Grüne-Gemeinderat Harald Papitsch an den aktuellen Entwicklungen auf: "In Pörtschach werden derzeit an sechs Standorten 150 Wohnungen und Apartments errichtet. An vier bis fünf Standorten im Ortszentrum in Seeufernähe werden Projekte für Hotelanlagen mit 250 bis 300 Betten entwickelt, allerdings samt Apartments und Wohnungen, die als Eigentum verkauft werden, um damit die Investition ins Hotel zu finanzieren."
Krumpendorf: Druck der Investoren
Auch die Krumpendorfer Grüne-Gemeinderätin Maureen Devine zeigt auf: "Die Bauträger üben massiven Druck auf die Gemeinden aus. Kürzlich wurde in der ersten Reihe am See, im Walterskirchenweg, eine 800 Quadratmeter große Parzelle mit einem alten Bungalow um 3,06 Millionen Euro verkauft."
In Krumpendorf sei die Zweitwohnsitzabgabe laut Devine bereits am oberen gesetzlichen Limit.
Momentan sind in Krumpendorf große Teile unter Bausperre, wie das Dorfzentrum und 10 ha im Norden im Bereich des Lannerweges. Devine, die auch Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt- und Gemeindeentwicklung ist, informiert: "Hier wird im Auftrag der Gemeinde ein Teilbebauungsplan erarbeitet, der auch eine Absenkung der Bebauungsdichte mitdenkt." Im Zentrum wird die Bebauungsdichte um bis zu 30 Prozent reduziert.
Devine fordert jedenfalls ein Zurückdrängen der Zweitwohnsitze: "Wir setzen auf Wohnbebauung anstelle von vielfach leerstehenden Spekulationsobjekten."
Seevillen im Techelsberger Felsen
Auch in der Gemeinde Techelsberg sorgt ja aktuell ein Seevillen-Projekt für Aufregung. Johann: "Die 1,2 ha große Fläche wurde von der Gemeinde in Bauland umgewidmet, obwohl ein Baulandüberhang besteht und das felsige Gelände nicht zur Verbauung geeignet ist." Zwar habe die Gemeinde eine ausschließliche Nutzung als Hauptwohnsitze verfügt, doch ob das eingehalte werden, stünde auf einem anderen Blatt, so Johann.
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