Jungbrunnen für "Die Fledermaus"
Von Ilse Gerhardt
Dass "Die Fledermaus" heuer 140 Jahre alt geworden ist, sieht man Ihrer Klagenfurter Neufassung keineswegs an. Regisseur Olivier Tambosi hat den Flatterich, alias die Meisteroperette von Johann Strauss, für das Stadttheater in einen Jungbrunnen getaucht und mit Schwung und Logik reanimiert.
Dass Tambosi dies ohne Stilbrüche und ohne unnötige Provokationen gelang, ist beinahe schon ein Geniestreich. Auch die Kärntner Sinfonie begeistert mit Temperament, Charme und exakten Einsätzen. Dafür sorgt Dirigent Alexander Soddy, der mit Verve und Wiener Animo die Stimmung aufheizt.
Die Bühne von Kaspar Zwimpfler zwingt optisch und funktionell in Bann und hätte der Gartenzwerge nicht bedurft. Im zweiten Akt hebt der Spiegeleffekt der Drehbühne die Wirkung der ideenreichen Kostüme von Carla Caminati um ein Mehrfaches.
Den Protagonisten gilt Pauschallob: Christiane Boesinger schenkt der Rosamunde ihren facettenreichen, höhensicheren Sopran, Teresa Sedlmair ist eine reizende, aber schwer verständliche Adele. Aber am besten gefällt Katerina Hebelkova in der Hosenrolle des Orlofsky, den sie mit sattem Mezzo und rollendeckender Identität ausstattet.
Jörg Schneider verlegt seinen Eisenstein allzusehr nach Kaisermühlen, indem er Mundl im Walzerland mimt. Tenoral brilliert Ilker Arcayürek als arienschmetternder Alfred. Auch den Bariton des Stefan Zenkl möchte man gerne einmal in einer grösseren Rolle erleben. Gewöhnungsbedürftig aber ist der verirrte Frosch des Karl Sibelius. Da kommt Allan Evans mit seinem "Bundesbahnblues" besser über die Rampe. Facit: Viel Applaus für das gesamte Ensemble, das auch bei der Premierenfeier im Foyer Lob von seinem Publikum ernten durfte.
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