Per Funk mit der ganzen Welt verbunden
Amateurfunk ist ein spannendes Hobby, das auch immer mehr Jugendliche interessiert. Die Hobbyfunker helfen aber auch in Katastrophenfällen.
KLAGENFURT. "Secue, secue, secue, this is Oscar-Echo-Eight-Fire". Dieser Sonderfunkspruch ist vergangene Woche von Klagenfurt aus auf der ganzen Welt zu hören gewesen - von 9. bis 16. Juli, 24 Stunden rund um die Uhr. Die Kärntner Amateurfunker vom Verein ÖVSV haben dieses eigens beantragte Sonderrufzeichen während der gesamten CTIF, den internationalen Feuerwehrwettkämpfen in Villach, gesendet. 192 Stunden lang, von ihrem Stützpunkt in der HTL Lastenstraße aus.
Das Amateurfunken ist beliebt, weltweit gibt es rund 4 Millionen Hobbyfunker. In Kärnten geschätzte 400, 180 von ihnen sind Mitglieder beim ÖVSV, die Klagenfurt-Ortsgruppe ist mit 60 Mitgliedern die größte in Kärnten.
Damit man überhaupt funken darf, muss man eine kommissionelle Prüfung ablegen, bestehend aus elektrotechnischen Grundlagen, Recht sowie Betriebstechnik, also alles rund ums Funkgespräch.
Hobby verbindet Generationen und Nationen
Gerade haben der älteste und der jüngste Amateurfunker diese Prüfung am selben Tag abgelegt: Die Klagenfurter Karl-Heinz Rudolph mit 78 Jahren sowie Mathias Veratschnig mit 14 Jahren. Rudolph wollte schon als Student die Prüfung ablegen, jedoch kamen immer wieder berufliche Aufgaben dazwischen. Nun aber ist er berechtigt, als Amateurfunker mit Menschen auf der ganzen Welt zu reden. "Der Reiz ist ja nicht nur das Sprechen mit anderen Menschen, auch das Beschäftigen mit der Technik", so Ruidolph.
Ausgebildet wurden die beiden von Hartwig Gallhuber: Seit zehn Jahren bereitet er in der HTL Lastenstraße zwei Mal im Jahr am Wochenende die Neo-Funker auf die Prüfung vor. "Die Möglichkeiten sind unerschöpflich, man spricht mit Menschen auf der ganzen Welt. Doch es geht nicht nur darum, Menschen kennenzulernen. Durch das Funken können auch Sprachen gefestigt und zum Teil neue erlernt werden", sagt der Ausbildner. Er bildet nicht nur interessierte Privatpersonen aus, sondern auch Schüler der HTL und anderer Schulen. "Für die Jugendlichen ist es etwas ganz Neues und Spannendes. Zu den Kursen kommen sie gerne und freiwillig am Wochenende in die Schule, manche Eltern können das oft gar nicht glauben", schmunzelt Gallhuber. Für die HTL-Schüler ein Bonus: Beim Funk-Kurs lernen sie nebenbei auch viele Dinge rund um Elektrotechnik, die sie im Unterricht ohnehin lernen hätten müssen.
Schüler und Bildungseinrichtungen hätten laut Gallhuber auch die Möglichkeit, zu beantragen, direkt mit den Astronauten in der ISS-Raumstation funken zu dürfen. "Das ist dann für die Schüler natürlich etwas ganz besonderes", so Gallhuber.
Der Funker-Nachwuchs liegt ihm besonders am Herzen. "Funken war lange etwas elitäres, auf Nachwuchs wurde keinen Wert gelegt. Heute ist das anders und wir freuen uns, wenn sich die Jungen dafür interessieren. Und sie machen ihre Sache toll; die Jugend ist viel besser als ihr Ruf. Wir müssen ihnen nur zeigen, wie es geht."
Untertützen bei Katastrophen
Die Amateurfunker "plaudern" aber nicht nur mit Menschen in New York, auf den Bahamas oder in Kanada, sie unterstützen auch die Einsatzkräfte bei Umweltkatastrophen und anderen Notfällen. Der Not- und Katastrophenfunkleiter beim ÖVSV, Michael Veratschnig, erklärt: "Wir leiten eingehende Notrufe an Blaulichtorganisationen weiter. Bei Ausfällen der Kommunikation stellen wir zudem unsere Antennen und unsere Infrastruktur für die Einsatzkräfte bereit und sorgen dafür, dass der Funk funktioniert." So haben zum Beispiel die Amateurfunker beim Eisregen in Slowenien 2014 für eine Woche lang den Funkbetrieb übernommen, da dort die Kommunikation zusammengebrochen ist. "Auch bei Fukushima oder der Lawine in Galltür haben wir geholfen", sagt Veratschnig.
Der ÖVSV besitzt zudem einen Funk-Notfallkoffer, den Veratschnig als Leiter bei sich verwahrt: "Wenn nichts mehr geht, kann man mit diesem ganz schnell eine Funkverbindung herstellen."
Für den Fall der Fälle hätten die meisten Amateurfunker zu Hause eine Möglichkeit, wie sie bei Strom- oder Kommunikationsausfall schnell helfen können. "Viele haben PV-Anlagen, Notstromaggregate oder schließen einfach die Autobatterie an", sagt Veratschnig.
Betriebe setzen auf Funk
Funk ist nicht nur für die Blaulichtorganisationen oder als Notfall-Ersatz beim Ausfall unserer Kommunikationssysteme wichtig: Funk begleitet uns tagtäglich in unserem Alltag, ohne dass wir es bemerken. "Auch die Ampelschaltung läuft über Funk", sagt Gallhuber, und: "Es gibt keinen großen Betrieb, der nicht über ein eigenes Funksystem verfügt. Siemens hat kürzlich 15 neue Mitarbeiter zur Amatuerfunkprüfung geschickt. Magna schickt die Daten von der Autoteststrecke direkt mit Funk weiter."
Auch die Landesregierung in Klagenfurt arbeitet mit Funk, verrät Veratschnig: "Zwischen ihren Gebäuden schicken sie große Datenmengen mittels abhörsicherem Licht- bzw. Laserfunk in sekundenbruchteilen hin und her."
Postkarten aus der ganzen Welt
Beim Funken gibt es übrigens eine schöne Tradition: Wenn man das erste Mal mit einer neuen Person per Funk zusammenkommt, werden im Anschluss sogenannte QSL-Karten an denjenigen verschickt. "Es sind quasi Postkarten, auf denen steht, mit wem man wann auf welcher Frequenz gefunkt hat. Manchmal auch mit Bild der Person und persönlicher Widmung", erzählt Veratschnig. Er funkt erst seit zwei Jahren und besitzt schon mehrere hundert dieser Karten. "Es ist schön, wenn man immer mal wieder schaut, mit wem man schon alles auf der Welt geredet hat. Kürzlich habe ich z. B. mit einem gefunkt, der im 137. Stock in New York wohnt", sagt Veratschnig.
Natürlich tummeln sich auch "Promis" im weltweiten Funknetz, die Amateurfunker gerne einmal erwischen würden. Gallhuber verrät: "Der letzte Scheich von Jordanien, nicht der aktuelle, war Amateurfunker. Den konnte man durchaus mit etwas Glück erreichen." Auch US-Präsident Donald Trump soll angeblich Amateurfunker sein, sagt Gallhuber.
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