Geburten in Zeiten von Corona
Babys weiter sicher entbinden
Seit Beginn der Corona-Pandemie kommen mehr Babys in ihrem eigenen Zuhause zur Welt.
KLOSTERNEUBURG. "Das Umfeld ist viel geborgener und sicherer, man fühlt sich viel wohler": Melissa Laussner möchte ihr Baby zu Hause bekommen. "Corona hat mich eigentlich darin bestärkt, eine Hausgeburt zu planen", meint sie. Schon die Frauenarztbesuche, bei denen ihr Mann nicht mit hinein darf, die Unsicherheit, welche Besuchszeiten im Krankenhaus dann gelten werden, ob der Mann doch hinaus muss – weitere Gründe, für die Geburt zu Hause bleiben zu wollen.
In Sabine Wünsche hat Melina Laussner die Unterstützung dafür gefunden. Die erfahrene Höfleiner Hebamme spürt, dass schwangere Frauen teilweise verunsichert sind ob der momentanen Situation, "die einen mehr, die anderen weniger". "In welche Welt wird mein Kind geboren, was für Auswirkungen wird das auf mein Kind haben? Das sind Gedanken, die Familien beschäftigen", meint Wünsche.
Frauen stärken
Eine der vielen möglichen „Antworten“ auf die aktuelle Unsicherheit sieht die Hebamme bei ihren betreuten Frauen in einer derzeit höheren Anzahl an Beckenendlagen in der Schwangerschaft, eine für Mutter und Kind schwierigere Startlage für die Geburt, die öfter zum Kaiserschnitt führt. Ihre Empfehlung: Nicht zu viel Nachrichten hören, sich zurückziehen, bevor es zu viel wird. "Ihr Kind wird die Kraft haben in dieser Welt zurechtzukommen", gibt die Hebamme Schwangeren mit.
Ängste nehmen
Darf der Mann dabei sein im Spital, werde ich allein gelassen? Auch diese Befürchtungen gehen Schwangeren durch den Kopf. "Natürlich kann auch ich als Hebamme ausfallen. Ich kann immer krank werden – doch durch Corona ist es greifbarer, es reicht ja auch die Quarantäne."
Frauen kämen auf fürchterliche Ideen: Dass sie ganz alleine ohne irgendeinen Menschen gebären müssten. Das, so betont Wünsche, "wird nie passieren. Es ist immer jemand da." Auch die Angst vor dem Gebären mit Maske geht um: "Ich als Hebamme, die Hebammen im Krankenhaus tragen Maske. Die Gebärende nicht."
Zu Hause gebären
Zahlen der Österreichischen Gesundheitskasse belegen, dass niederösterreichweit die Zahl der Hausgeburten steigt. Ob Wünsche einen Trend dahin sieht? "So genau kann ich das nicht festmachen." Eine Hausgeburt aus Angst vor Corona würde sie nicht begleiten. "Ich führe Gespräche, hinterfrage, ob die Frau sich wirklich sicher fühlt zu Hause. Denn für jede Frau gibt es auch im Krankenhaus einen guten Platz."
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