Causa Waldseilpark: Debakel zum 900-Jahr-Jubiläum des Stifts
Wienerwald-Schützer der ersten Stunde wirft dem Stift Profitmaximierung vor. Auch Stadtgemeinde stellt sich gegen Projekt.
KLOSTERNEUBURG (cog). Klosterneuburgs umtriebiger Naturschützer Dieter Armerding appelliert an das Stift-Oberhaupt Propst Bernhard Backovsky, den Schutz der Natur auf den Stiftsgründen zu verstärken: "Das Jubiläumsjahr ist ein schöner Grund, sich seiner religiösen Werte zu besinnen und größere Waldflächen unter besonderen Schutz zu stellen – etwa als Naturwaldreservat." Er bezieht sich auf Franz von Assisi und bringt den neuen Papst, der sich nach dem Schutzpatron der Tiere benannt hat, ins Spiel.
Propst verweist auf Tradition
Die Chorherren wollen sich auf keine Diskussion über Werte einlassen. Der Propst lässt ausrichten, dass eine derartige Nutzung keinesfalls irgendwelchen religiösen Werten widerspreche. Immerhin sei der Wald seit jeher als Nutzwald gewidmet und diene sowohl als notwendige Einnahmequelle für das Stift als auch als Erholungsgebiet.
Anlassfall für Armerdings Kritik ist die geplante Erweiterung des Waldseilparkes Kahlenberg am Leopoldsberg im Natura-2000-Gebiet – auf Stiftsgrund. Wie berichtet wehren sich dagegen auch AnrainerInnen. Armerding: "Der Waldseilpark würde alles stören, was in dem Wald lebt, und geschützte und gefährdete Tierarten wie den Weißrückenspecht aus ihrem Lebensraum vertreiben." Der Biologe droht damit, sich an die europäische Kommission zu wenden, wenn europäisches Vogelschutzrecht missachtet würde.
Stift-Sprecher Walter Hanzmann weist darauf hin, dass der Waldboden und somit das für Tiere wertvolle Totholz kaum berührt würden, da nur Flying Foxes, also über den Wipfeln gespannte Seilrutschen, geplant seien. Die religiösen Werte des Stifts in Frage zu stellen sei jedenfalls unter der Gürtellinie.
Noch ist kein Projekt eingereicht. "Es wird noch geprüft", heißt es dazu vonseiten des Waldseilpark-Geschäftsführers Hannes Dejaco lapidar.
Stadt stellt sich gegen Projekt
Biosphärenpark-Direktorin Hermine Hackl ist nicht generell gegen das Projekt, sie ließ sich im Vorfeld jedoch eine strenge Prüfung durch die Bezirkshauptmannschaft zusichern. Zu Redaktionsschluss meldete sich auch die Politik zu Wort: "Wenn für den Kletterpark eine Widmung Grünland-Sport notwendig ist, werden wir diese nicht erteilen", so Bgm. Stefan Schmuckenschlager.
ZUM NACHLESEN
AnrainerInnen protestieren im Gemeinderat
Betreiber versichert: Kein Tier und kein Baum kommt zu Schaden
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.