Rotes Kreuz Klosterneuburg
"Rufhilfe-Teams haben uns immer weitergeholfen"

Gerlinde S., pflegende Angehörige, mit Robert Katzmayer, Teamleitung Rufhilfe Rotes Kreuz | Foto: ÖRK Thomas Wordie
  • Gerlinde S., pflegende Angehörige, mit Robert Katzmayer, Teamleitung Rufhilfe Rotes Kreuz
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Unterstützung von pflegenden Angehörigen durch die Rufhilfe des Roten Kreuzes

Frau Gerlinde S. hat über viele Jahre aufopfernd ihren Ehemann, der an Parkinson erkrankt ist, zu Hause gepflegt. Nun wurde er in einer Pflegeeinrichtung aufgenommen. Ihr ist es ein wichtiges Anliegen die Situation von pflegenden Angehörigen zu erklären. Sie selbst hat die Rufhilfe des Roten Kreuzes als Erleichterung der Situation und große Unterstützung kennen gelernt. Nun trägt sie selbst einen Rufhilfesender bei sich, um bei Bedarf Hilfe zu organisieren. 

Sie haben jahrelange Erfahrung als pflegende Angehörige und mit der Rufhilfe des Roten Kreuzes. Was wollen Sie uns darüber berichten?
Mein Gatte hat Parkinson. Eine schleichende, sich entwickelnde Erkrankung. Ich möchte pflegenden Angehörigen meine Situation darstellen. Jede Pflegesituation ist anders und muss individuell beurteilt werden. Ich bin vollkommen überraschend in diese Situation gekommen. Man sucht es sich nicht aus. Plötzlich verändert sich dein Leben und man „funktioniert“. Die Belastung für Familie, Freunde ist gewaltig.

Wie hat sich ihre Situation verändert?
Nach der Diagnose nimmt man es noch sportlich. Man negiert, lehnt ab, möchte darüber nicht reden. In den ersten Jahren ist es schwer auszuhalten. Es ist oft schwierig zu akzeptieren, dass Patienten selbst entscheiden auch wenn es einem schadet – die Patientenrechte werden gewahrt. Als Angehöriger steht man oft daneben und wird gefühlt nicht genug eingebunden.

Man übernimmt Alltagstätigkeiten vom Partner - Auto, Garten, Bank, …. Einkäufe. Plötzlich ist man alleine und hat die zusätzlich Verantwortung für einen kranken Menschen. Außenkontakte gehen verloren. Das Thema Vorsorgevollmacht war ein schwieriges Thema zu behandeln. Es ist belastend für die gesamte Familie – Kinder, Enkelkinder, ….. einen Patienten zu begleiten und seine Veränderungen wahrzunehmen.

Haben Sie Hilfe in Anspruch genommen?
Ja. Rückwirkend gesehen würde ich dies früher machen. Aber für mich war es ein Prozess. Plötzlich 24/7 in Anspruch genommen zu werden hat mich an den Rand der Erschöpfung gebracht. Durch die laufende Sturzgefahr, die Betreuung der Medikamenteneinnahme, die Speisen- und Getränkeaufnahme, … möchte man seinen Partner nie alleine lassen. Man fühlt sich verantwortlich und gönnt sich keine Pause.

Unter andrem hat mir die Hotline des Sozialministeriums weitergeholfen. Und vor allem auch die Rufhilfe des Roten Kreuzes. Ein Anruf, ein persönlicher Besuch und ich konnte als Angehöriger den Vertrag abschließen und so meinen Gatten an die Situation gewöhnen. So gewann ich ein wenig Freiheit zurück. Ich konnte wieder einkaufen gehen ohne ständig im Stress zu sein, so schnell wie möglich wieder zu Hause sein zu müssen. Ich wusste, er kann sich Hilfe holen.

Was war besonders herausfordernd für Sie?
Die Bürokratie. Bis man Herausgefunden hat von wem man Hilfe bekommt. Wer einen in der Pflege und in der Finanzierung unterstützt, wie der Ablauf mit dem Pflegegeld ist, ist wirklich sehr schwierig. Und diese Wege in einer Situation zu bewältigen, in der man schon so gefordert ist, war nicht hilfreich. Mein Weg hat sogar bis zur Patientenanwaltschaft geführt. Das Meiste hat dann funktioniert, der Weg dorthin war aber mühsam. Ein Case-/Caremanagement hat mir gefehlt. Eine Anlaufstelle, die sich um deinen Fall annimmt und Lösungen bietet.
Auch an die Möglichkeit der Rufhilfe muss man sich gewöhnen. Dass plötzlich Menschen in die intimsten Bereiche eindringen können ist nicht einfach zu verkraften. Auch der Umgang mit dem Schlüssel und den Zugang zum Haus musste gelöst werden. Dies war aber überhaupt kein Problem.

Haben Sie über die Rufhilfe oft Einsätze ausgelöst?
Ja. Meistens in der Nacht. Manchmal kam es zu Stürzen. Manchmal ist er auch einfach aus dem Bett gerutscht. Durch die Krämpfe hat er auch häufig einfach nicht mehr aufstehen können. Manchmal ist er auf der Toilette gesessen und ich habe ihm nicht mehr aufhelfen können. Dann hat er oder ich die Rufhilfe betätigt. Mehrere Jahre war die Rufhilfe die letzte Instanz – und die Teams haben uns immer weitergeholfen

Wie haben die Kollegen des Rettungsdienstes bei den Einsätzen reagiert?
Hier kann ich mich nur wirklich bedanken. Die Kolleginnen und Kollegen haben immer extrem hilfsbereit und menschlich reagiert. Auch wenn es nur eine „Aufstehhilfe“ war, waren sie immer sehr freundlich und haben uns wirklich weitergeholfen. Ich habe gewusst, es kommt Hilfe und dies hat mich entlastet.
Der Ablauf war höchst professionell. Der Kontakt mit dem Servicecenter nach dem Drücken der Rufhilfe war immer rasch hergestellt und die Teams des Rettungsdienstes rasch vor Ort. Natürlich steht der Patient im Mittelpunkt. Als pflegender Angehöriger steht man hier daneben. Wichtige Informationen können aber hier weitergegeben werden. Auch wenn es mir schon unangenehm war, schon wieder einen Alarm auszulösen. Die Teams waren immer eine tolle Hilfe für mich. Danke! Bitte leiten sie dies unbedingt weiter. Freundliche, meist junge Menschen – dies ist nicht selbstverständlich!

Hat es auch Fehlalarmierungen gegeben?
Ja. Meist weil mein Gatte oder ich ungewollt den Alarm ausgelöst haben, indem wir angekommen sind. Aber dies konnte rasch aufgeklärt werden. Eine lustige Geschichte kann ich auch erzählen. Beim Waschen habe ich die Rufhilfe abgenommen. Plötzlich hat es eine Alarmauslösung gegeben und die Dame des Servicecenters hat mich gefragt ob etwas passiert ist. Ich konnte mir die Alarmierung nicht erklären und da sah ich es: Mein Hund hat sich die Rufhilfe geschnappt, hineingebissen und so den Alarm ausgelöst. Es gibt nichts, was es nicht gibt ….

Und wie ist die Situation heute?
Mein Mann ist in einer Pflegeeinrichtung. Ich besuche ihn derzeit täglich. Ich selbst habe mich für ein Rufhilfegerät entschieden, denn alleine zu Hause gibt es mir ganz einfach Sicherheit, Hilfe zu organisieren, auch wenn mein Handy nicht in Reichweite ist. Und natürlich steht die Rot-Kreuz-Dose im Kühlschrank. Damit sind meine Daten und die Medikamentenliste immer griffbereit. Mir ist es wichtig andere über die Situation pflegender Angehöriger aufzuklären.

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