Treibjagd
Saison für Jäger und Treiber
KLOSTERNEUBURG / BEZIRK TULLN. Für die Einen sind sie Inbegriff der Schießwut, für die Anderen sind sie Tradition und natürliche Bewirtschaftung des Wildbestandes. Auch in der Stadtgemeinde Klosterneuburg gehören Treibjagden zum Alltag. "1 bis 3 Mal im Monat" werden solche, in Österreich auch unter der Bezeichnung "Riegeljagd" bekannten Jagden, etwa im Bundesforst oder den Stiftsrevieren veranstaltet. Um als Treibjagd zu gelten, müssen mindestens zehn Beteiligte – Jäger und Treiber – mit einem Mindestalter von 15 Jahren daran teilnehmen, erklärt Hans Matzinger, Kritzendorfer Jäger und Hegeringleiter in Kierling. Das Aufhalten in jenem Bereich, in dem gejagt wird, ist für Außenstehende nicht erlaubt und gefährlich, warnt er. Durch Warntafeln sollte dies deshalb kommuniziert werden. In den meisten Fällen wird bei der Treibjagd auf Niederwild, in Klosterneuburg jedoch "hauptsächlich Schwarzwild, also Wildschweine, gejagt. Niederwild schützen wir fast ganzjährig, da es immer weniger davon gibt", so der Jäger.
Argumente gegen Treibjagd
Natürlich sind Matzinger auch die Argumente der Treibjagd-Gegner bekannt: Die Treibjagd ist keine selektive Jagdart, also werden auch "gesunde Stücke" geschossen. Es wird schlechter geschossen, weil die Tiere in Bewegung sind, es erfordert mehr Geschick der Jäger. "Manchmal ist es aber einfach nicht anders möglich, wie zum Beispiel dieses Jahr", erklärt der Hegeringleiter. "Wir haben heuer ein ausgesprochenes Mastjahr, das bedeutet, dass Eichen und Buchen ganz besonders viele Früchte produzieren. Die Wildschweine müssen deshalb nicht lange suchen, damit sie sich vollfressen können, sondern nur kurz aus ihrem Versteck rauskommen. Da ist es einfacher mit Treibern an der Seite", macht Matzinger verständlich. Auch in schneereichen Wintern – mittlerweile eine Seltenheit in unseren Breiten – wäre eine Einzeljagd in der Dunkelheit leicht möglich. Da kaum noch genügend Schnee fällt, sind auch hier Treibjagden dienlicher, um den Bestand des Schwarzwildes zu regulieren, sodass keine überdurchschnittlichen Schäden in den Wäldern angerichtet werden.
Verbote vom Landtag
Ende Juni diesen Jahres wurde vom NÖ Landtag eine andere Jagdform, die Gatterjagd, per 2029 verboten. Ab 2023 wird im Zuge dessen zudem ein Verbot für die Treibjagd mit Hunden in Wildgehegen gelten. "Ich jage generell nicht in Wildgehegen, das lehne ich ab", meint Matzinger dazu. Stöberhunde werden aber auch in Klosterneuburg für die Treibjagd verwendet. "Generell haben Wildtiere aber weniger Angst vor Hunden als vor Menschen und nehmen die Menschen durch sie kaum wahr", so der Jäger. Die Planung und Vorbereitung einer Treibjagd dauert oft mehrere Wochen. Auch unter der Bezeichnung "Gesellschaftsjagd" gelten sie als Großveranstaltungen, über die die Polizei und eventuell auch Anrainer informiert werden sollten, klärt der NÖ Landesjagdverband auf. "Nach der Jagd wird das Wildbret ordnungsgemäß versorgt und an die örtliche Bevölkerung, Gasthäuser, Wildbrethändler oder an die Jagdteilnehmer selbst verkauft", ergänzt der Tullner Bezirksjägermeister Alfred Schwanzer.
ZUR SACHE:
Im Bezirk Tulln wurden im Jahr 2017 bei Treibjagden insgesamt 2800 Rehe, 430 Rotwild, 930 Wildschweine, 2280 Feldhasen, 990 Fasane und 1200 Füchse erlegt.
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