"Goldmedaillen der Forschung" gehen an IST Austria-Forscher
ERC Consolidator Grants für Sylvia Cremer und Fyodor Kondraschov. Die Gesamtzahl der ERC Frontier Research Grants für Forscher am IST Austria steigt damit auf 38
KLOSTERNEUBURG (red). Grants des Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) gelten angesichts des harten Wettbewerbs und der hohen Standards, die im Auswahlverfahren für diese Förderungen gelten, als Goldmedaillen der Forschung in Europa. In dieser Förder-Runde gingen zwei Consolidator Grants an ProfessorInnen des Institute of Science and Technology Austria (IST Austria): an Sylvia Cremer und an Fyodor Kondrashov.
Damit erhöht sich die Gesamtzahl der ERC Grants am IST Austria auf 38. Sylvia Cremer ist Evolutionsbiologin und interessiert sich für Verhaltensökologie und evolutionäre Immunologie in Ameisengesellschaften und leitet seit 2010 eine Forschungsgruppe am IST Austria. Fyodor Kondrashov, der 2017 an das IST Austria kam, erforscht evolutionäre Genomik. Eine Übertragung seines ERC Grants von seinem vorherigen Host in Spanien an das IST Austria ist in Arbeit.
Projekt "Epidemics in ant societies on a chip"
Das Leben in Gesellschaften verstärkt das Risiko, krank zu werden, da sich Krankheitserreger schnell und einfach über die engen sozialen Interaktionsnetzwerke der Gastgeber verbreiten können. Dies gilt für alle soziale Tier, von Menschen bis zu Gartenameisen. Aber das Leben in einer sozialen Gemeinschaft hat auch Vorteile: Durch Zusammenarbeit können die Mitglieder einer Gemeinschaft Krankheiten besser bekämpfen und eine Epidemie besser verhindern als ein einzelnes Individuum. Darüber, wie die individuellen Abwehrmechanismen der Gruppenmitglieder sich aufsummieren und zusammenwirken um einen Schutz auf Ebene der Gesellschaft zu erwirken, ist jedoch noch wenig bekannt. Mit dieser Frage beschäftigt sich Sylvia Cremer in ihrem neuen ERC-geförderten Projekt "Epidemics in ant societies on a chip".
Insektengesellschaften sind ideale Modellsysteme für experimentelle Studien, da diese Gesellschaften in ihrer Gesamtheit überwacht und manipuliert werden können. Das soziale Insekt, das Sylvia Cremer in ihrem Projekt verwenden wird, ist die Gartenameise. Im ihrem Projekts wird sie Lab-on-a-Chip Prinzipien anwenden und ein Gerät namens AntCHIP entwickeln - ein Hightech-Ameisennest, das es Wissenschaftlern ermöglicht, einzelne Koloniemitglieder automatisch zu überwachen und zu manipulieren. Mit dieser Technologie werden sie und ihre Forschungsgruppe untersuchen, wie Epidemien durch das Zusammenspiel der Aktivitäten der Individuen verhindert werden.
Projekt "Characterizing the fitness landscape on population and global scales"
Der zweite Preisträger, Fyodor Kondraschov, arbeitet daran, langjährige Fragen der evolutionären Genomik zu beantworten. Zum Beispiel ist es derzeit nicht möglich vorherzusagen, aus den Genen (dem Genotyp) eines Organismus vorherzusagen wie er aussieht oder welche Eigenschaften er besitzt (den Phänotyp). In seinem Projekt mit dem Titel "Characterizing the fitness landscape on population and global scales" wird Fyodor Kondrashov sowohl Genomexperimente als auch theoretische Methoden anwenden und dabei drei verschiedene Forschungsansätze verfolgen. Zuerst werden er und sein Team die Variation untersuchen, die in natürlichen Populationen gefunden wird, um zu verstehen, wie genetische Interaktionen den Phänotyp formen. Zweitens werden sie untersuchen, wie sich die Evolution auf langen Zeitskalen entwickelt - eine Frage, die am besten beantwortet wird, indem man die Fitnesslandschaft vieler Genotypen studiert. Und drittens werden sie komplexe genetische Interaktionen in Proteinsequenzen modellieren, mit dem langfristigen Ziel, die Fähigkeit zur Vorhersage von Phänotypen aus Genotypen zu verbessern.
Durch die Kombination aller drei Ansätze in seinem Projekt versucht Fyodor Kondraschov, ein Gesamtverständnis dafür zu bekommen, wie Phänotypen durch genetische Interaktionen beeinflusst werden - mit anderen Worten, wie Gene und Evolution die Organismen, die wir kennen, formen.
Spitzenforschung auf höchstem Niveau
Tom Henzinger, Präsident des IST Austria, gratuliert den Preisträgern und sagt: „Die zwei weiteren Consolidator Grants beweisen aufs Neue, dass die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen am IST Austria Spitzenforschung auf höchstem Niveau betreiben. Die Tatsache dass beide Preisträger auf dem Feld der Evolutionsbiologie arbeiten zeigt, dass dieses Forschungsgebiet am IST Austria gut etabliert ist.“
IST Austria
Das Institute of Science and Technology (IST Austria) in Klosterneuburg ist ein Forschungsinstitut mit eigenem Promotionsrecht. Das 2009 eröffnete Institut widmet sich der Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, Mathematik und Computerwissenschaften. Das Institut beschäftigt ProfessorInnen nach einem Tenure-Track-Modell und Post-DoktorandInnen sowie PhD StudentInnen in einer internationalen Graduate School. Neben dem Bekenntnis zum Prinzip der Grundlagenforschung, die rein durch wissenschaftliche Neugier getrieben wird, hält das Institut die Rechte an allen resultierenden Entdeckungen und fördert deren Verwertung. Der erste Präsident ist Thomas Henzinger, ein renommierter Computerwissenschaftler und vormals Professor an der University of California in Berkeley, USA, und der EPFL in Lausanne, Schweiz. www.ist.ac.at
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